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Japanischer Pop-Star Shinjiro Atae outet sich als schwul
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Coming-Out in Japan Sänger Shinjiro Atae will jetzt anderen LGBTI*-Menschen helfen

co - 01.08.2023 - 15:00 Uhr

Der japanische Sänger Shinjiro Atae (34) trat 15 Jahre lang mit der beliebten Idol-Band AAA auf, bevor die Gruppe 2020 eine Pause einlegte. Danach zog es ihn nach Los Angeles, von wo aus er es nun mit einer Solo-Karriere in den USA versucht. Bei einem Fan-Event in Tokyo outete sich der Sänger jetzt als schwul. In dem konservativ eingestellten Land ist eine solche Verlautbarung höchst selten.

Ein emotionaler Moment

„Was ich euch jetzt erzählen werde, ist wahrscheinlich nichts, was ihr von mir erwartet oder erhofft hattet. Vielleicht werden einige von euch Zeit brauchen, um es zu verstehen“, erklärte Atae den mehr als 2.000 Fans, die zu seinem ersten Live-Auftritt seit Jahren erschienen. 

„Jahrelang habe ich damit gerungen, diesen Teil meiner selbst zu akzeptieren. Aber nach allem, was ich durchgemacht habe, habe ich jetzt den Mut dazu, mich zu öffnen und ehrlich zu euch zu sein: Ich bin ein schwuler Mann.“ Als Atae mit den Tränen kämpfte, brandete Applaus auf. „Halte durch“, ermunterten ihn einige Fans.

Angst vor Coming-Out

Atae habe lange gebraucht, bis er sich seine Homosexualität eingestehen konnte. Er habe Angst davor gehabt, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Angst davor, dass ihn keiner als Künstler akzeptieren würde, wenn er sich outet. Anfangs habe er versucht, die „falschen“ Gefühle zu verdrängen. Dabei half es sehr, dass Atae schon mit 14 Jahren ins Showbusiness einstieg und daher immer etwas zu tun hatte.

Während einer seiner ersten Auslandsaufenthalte habe Atae dann zwei Männer gesehen, die sich in der Öffentlichkeit küssten. Er war „überwältigt“, vor allem auch deswegen, weil die Leute sich gar nicht dafür zu interessieren schienen. „Ich war so erleichert, nicht mehr mit meinen Gefühlen allein zu sein.“ 

„Ihr seid nicht allein“

Heute weiß Atae: Die Wahrheit zu sagen, ist besser für alle, die ihm etwas bedeuten. Auch seine Fans seien ihm unglaublich wichtig, und so wolle er auch ihnen gegenüber ehrlich sein. Es sei besser, „authentisch zu leben, als ein Leben zu führen, in dem ich mein wahres Ich niemals akzeptiere.“ Mit der Zeit habe Atae gemerkt, dass das Schweigen ihm gar nicht guttat. Deswegen erwägte er auch, seine Karriere im Ausland fortzusetzen. 

Atae wünscht sich nun, mit seiner Nachricht anderen beistehen zu können: „Ich hoffe, dass Personen, die mit denselben Gefühlen hadern, Mut schöpfen und wissen, dass sie nicht allein sind. Ich will euch beistehen“, sagte Atae. LGBTI*-Aktivist Sosuke Matsuoka, der dem Fan-Event beiwohnte, war von Ataes Rede zu Tränen gerührt. „Hätte ich in jüngeren Jahren, als ich noch mit meiner Sexualität haderte, diese Botschaft gehört, hätte sie mir so viel Hoffnung gemacht“, erklärte er gegenüber NBC News. Er glaubt, dass Ataes Ehrlichkeit in der Tat viele ermutigen und „zu einer veränderten Sichtweise führen“ wird.

Homosexualität in Japan

Japan ist das einzige Land in der G7-Gruppe der Industrienationen, in dem die Ehe für Homosexuelle nach wie vor verboten ist. Verschiedene Gerichte hatten sich in den letzten Monaten immer mal wieder dafür sowie dagegen ausgesprochen. Der Druck auf die japanische Regierung sowie auf Premierminister Fumio Kishida wächst indes weiter an. Bisher zögert Kishida, vermutlich aus Angst, die ländliche Bevölkerung vor den Kopf zu stoßen. Zuletzt erklärte er dazu, man müsse in diesem Fall „vorsichtig“ verfahren. Insgesamt befürwortet allerdings eine Mehrheit von 64 Prozent der Japaner die gleichgeschlechtliche Ehe.

Atae unterstützt LGBTI*-Organisationen

Dass in Japan meist nicht offen über LGBTI*-Personen gesprochen wird, macht es seinen Landsleuten laut Atae besonders schwer, LGBTI*-Personen und -Probleme zu verstehen. Um seinen Fans das Verstehen zu erleichtern, betreibt Atae nun Aufklärungsarbeit auf seiner Website. Auch in seiner Rede ging Atae auf die vielen Widrigkeiten und den Hass ein, mit denen LGBTI*-Personen weltweit tagtäglich konfrontiert werden. Dabei ließ er auch die schweren Folgen nicht aus, die diese enorme Belastung für die geistige Gesundheit homosexueller und queerer Personen haben kann. Zum Ende seiner Rede kündigte Atae seinen Song „Into the Light“ an, dessen Einnahmen er an LGBTI*-Organisationen spenden will.

Wer mehr über Atae erfahren möchte, kann sich bald eine Dokumentation über sein Leben anschauen. Die wird nämlich gerade in Hollywood gedreht. Produziert wird die Doku von Peter Farrelly („Green Book“) und Fisher Stevens („Tiger King“).

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