Ben Whishaws Filmrollen Der Brite vermisst eine ganze Generation schwuler Männer
Der Alltag eines Künstlers kann mitunter Stoff für einen ganzen Film bieten. Das zeigt der Film „Peter Hujar’s Day“ von Regisseur Ira Sachs, der seit November auch in den deutschen Kinos läuft. Grundlage ist ein Gespräch, das die Schriftstellerin Linda Rosenkrantz am 19. Dezember 1974 mit dem New Yorker Fotografen Peter Hujar führte, dargestellt vom schwulen Schauspieler Ben Whishaw. Mit dem britischen Guardian plauderte der 45-jährige Brite nun über Intimität und schwule Rollen für ein heterosexuelles Publikum.
Ein wichtiges Zeitdokument
Rosenkrantz bat Hujar damals, seinen vorherigen Tag detailliert zu schildern. Aus dem Transkript dieses Gesprächs entstand Jahrzehnte später der Film „Peter Hujar’s Day“, nachdem das Dokument 2019 wiederentdeckt worden war, als Hujars Nachlass der Morgan Library in New York übergeben wurde. Rosenkrantz ist heute 91 Jahre alt. Hujar starb 1987 im Alter von 53 Jahren an den Folgen von Aids. Der Film besteht vollständig aus dem rund 70-minütigen Dialog zwischen Hujar und Rosenkrantz, dargestellt von Rebecca Hall. Gedreht wurde in Hujars Wohnung, die Figuren sitzen oder liegen auf Sofa und Bett, während ein Tonbandgerät läuft und der Tag in den Abend übergeht. Whishaw bezeichnet den Film als „ein Porträt einer Freundschaft, fast eine Liebesgeschichte“.
Besuche in der Schwulenbar
Gedreht wurde in Westbeth, einer Künstlergemeinschaft im Westen Manhattans, in der Hujar gearbeitet hatte. Whishaw beschreibt New York als Stadt mit besonderer Energie. „Man spürt dort unglaublich viel Libido“, sagte der Schauspieler. Die Atmosphäre empfinde er als sexuell aufgeladen. In der Stadt besuche er Konzerte oder das Julius, die älteste Schwulenbar New Yorks. „Im Julius bekommt man immer einen Stuhl“, so Whishaw. „Wenn es so etwas in London gäbe, wäre es doch ständig völlig überfüllt, oder?“
Die Dreharbeiten dauerten nur kurze Zeit, irgendwo zwischen einer Woche und einem Monat. Für Whishaw bedeutete das dennoch eine intensive Vorbereitung. Er musste 55 Seiten detailreicher Alltagsdialoge auswendig lernen, während Rebecca Hall lediglich drei Seiten Text hatte. Die Konzentration auf scheinbar Nebensächliches schätzt Whishaw besonders. Solche Beobachtungen zeigten, dass das Leben aus vielen kleinen Momenten bestehe, selbst wenn große Ereignisse stattfänden.
Peter Hujar war bekannt für seinen Blick auf Details. Seine Fotografien zeigen Lichtreflexe auf dem Hudson River ebenso wie intime Porträts von Künstlern, Dragqueens und Menschen aus der queeren Szene New Yorks. Whishaw bewundert Hujars Arbeiten als Zeugnisse einer queeren Boheme, die durch die Aids-Epidemie weitgehend ausgelöscht wurde – „wie ein Portal in eine Zeit, an die sich sonst vielleicht nicht erinnert worden wäre“.
Homophobie im Filmgeschäft
Whishaw arbeitete bereits zuvor mit Regisseur Ira Sachs zusammen. Während der Dreharbeiten zu „Passages“ fragte Sachs ihn, ob er Peter Hujar spielen wolle. Whishaw sagte sofort zu. „Ich wollte wieder mit Ira arbeiten“, sagt er. Die Zusammenarbeit bei einem Film über queere Themen empfinde er als besonders. „Es gibt wunderbare schwule Regisseure – aber nicht besonders viele“, so Whishaw. Umso wichtiger sei es, solche Projekte realisieren zu können.
Offen schwule Schauspieler auf hohem Bekanntheitsniveau seien weiterhin ebenso selten. Whishaw führt das auch auf anhaltende Erwartungen der Branche zurück. „Wenn man wirklich erfolgreich sein will, muss man dem entsprechen, was als heterosexueller Geschmack gilt. Oder auf eine heterosexuelle Art sexy sein“, sagt er. Trotz Fortschritten gebe es weiterhin Homophobie.
Der 45-jährige Schauspieler spricht auch über das Fehlen einer Generation schwuler Männer, die in den 1980er-Jahren an Aids starben. „Ich spüre das Fehlen der Älteren. Es ist wie diese riesige Lücke“, so Whishaw weiter. Hujar selbst habe nach seiner Aids-Diagnose nie wieder fotografiert. „Er hat buchstäblich in dem Moment aufgehört.“ Whishaw blickt dennoch positiv nach vorn. Geplant sind eine Fernsehserie, ein weiterer Film und möglicherweise eine Theaterarbeit. Schauspieler und Fotografen könnten lange arbeiten und mit zunehmender Erfahrung sogar gewinnen, betont er abschließend. Man habe dann „mehr darüber zu sagen, was es heißt, ein Mensch zu sein.“
Homophobie im Filmgeschäft
Whishaw arbeitete bereits zuvor mit Regisseur Ira Sachs zusammen. Während der Dreharbeiten zu „Passages“ fragte Sachs ihn, ob er Peter Hujar spielen wolle. Whishaw sagte sofort zu. „Ich wollte wieder mit Ira arbeiten“, sagt er. Die Zusammenarbeit bei einem Film über queere Themen empfinde er als besonders. „Es gibt wunderbare schwule Regisseure – aber nicht besonders viele“, so Whishaw. Umso wichtiger sei es, solche Projekte realisieren zu können.
Offen schwule Schauspieler auf hohem Bekanntheitsniveau seien weiterhin ebenso selten. Whishaw führt das auch auf anhaltende Erwartungen der Branche zurück. „Wenn man wirklich erfolgreich sein will, muss man dem entsprechen, was als heterosexueller Geschmack gilt. Oder auf eine heterosexuelle Art sexy sein“, sagt er. Trotz Fortschritten gebe es weiterhin Homophobie.
Der 45-jährige Schauspieler spricht auch über das Fehlen einer Generation schwuler Männer, die in den 1980er-Jahren an Aids starben. „Ich spüre das Fehlen der Älteren. Es ist wie diese riesige Lücke“, so Whishaw weiter. Hujar selbst habe nach seiner Aids-Diagnose nie wieder fotografiert. „Er hat buchstäblich in dem Moment aufgehört.“ Whishaw blickt dennoch positiv nach vorn. Geplant sind eine Fernsehserie, ein weiterer Film und möglicherweise eine Theaterarbeit. Schauspieler und Fotografen könnten lange arbeiten und mit zunehmender Erfahrung sogar gewinnen, betont er abschließend. Man habe dann „mehr darüber zu sagen, was es heißt, ein Mensch zu sein.“
Besondere schwule Rollen
Ben Whishaw, geboren 1980 in der Grafschaft Hertfordshire bei London, wurde international durch Filme wie „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ und die James-Bond-Reihe bekannt, in der er Q verkörperte. Neben seiner Filmkarriere ist er ein vielfach ausgezeichneter Theater- und Fernsehschauspieler. Whishaw lebt in London und spricht seit Jahren offen über seine Homosexualität, immer wieder schlüpfte er auch in schwule Rollen wie beispielsweise in „Cloud Atlas“, „Lilting“ oder der BBC-Produktion „A Very English Scandal“, für die er mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Nebenbei ist er auch die Stimme von Paddington dem Bären in den Kinofilmen. Aktuell arbeitet er an der zweiten Staffel der Netflix-Serie „Black Doves“, wo er einen schwulen Auftragskiller spielt.