Abgang mit gutem Gefühl Bettina Böttinger verabschiedet sich nach 30 Jahren Talk
Im Juli kündigte Journalistin Bettina Böttinger (67) an, dass sie die WDR-Talkshow „Kölner Treff“ verlassen wird, die sie 17 Jahre lang als Moderatorin begleitete (SCHWULISSIMO berichtete). Heute läuft ihre letzte Sendung. Insgesamt war die offen lesbische Moderatorin dreißig Jahre lang Talkmasterin. WDR-Intendant Tom Buhrow lobte „ihre ganz besondere Fähigkeit, die Menschen im Gespräch zu öffnen und miteinander zu verbinden“.
Eine besondere Sendung
Zu Ehren von Böttingers Abschied wird ihre letzte „Kölner Treff“-Ausgabe eine halbe Stunde länger als üblich. Zu den Gästen gehören Margarita Broich, Catherine Foster, Annette Frier, Herbert Grönemeyer, Guido Maria Kretschmer, Kübra Sekin und Torsten Sträter. Im Anschluss an die reguläre Episode um 22 Uhr strahlt das WDR ab Mitternacht das fünfstündige Sonderprogramm „Bye, bye, Bettina“ aus, bei dem Ausschnitte aus besonders eindrücklichen Gesprächen gezeigt und von Böttinger kommentiert werden.
Nach der Abschiedsfolge bleibt Böttinger der Sendung und dem WDR als Produzentin erhalten: „Wie heißt es so schön: Niemals geht man so ganz!“, so Böttinger. „Nach 30 Jahren als Talkshow-Moderatorin am Freitagabend freue ich mich aber jetzt auf eine neue Form der Freiheit. Ich gehe mit einem guten Gefühl, denn diese Jahre waren reich an Erfahrung und reich an Begegnungen mit wunderbaren und interessanten Menschen. Das ist ein Schatz, den ich in mir trage und den mir niemand nehmen kann.“ Ihrer finalen Folge sieht Böttinger „mit bester Laune“ entgegen: „Selbstbestimmt zu gehen, gibt mir ein Gefühl von Freiheit.“
Nach ihrem TV-Ruhestand möchte Böttinger unter anderem viel Zeit im Schwimmbad verbringen: „Ich möchte unbedingt Kraulen lernen, denn ich kann nur Brustschwimmen“, sagte sie. „Außerdem möchte ich Italienisch lernen, weil ich gerne in Italien bin und dort nur radebrechend Essen bestellen kann.“
Karriere-Rückblick
Im Vorfeld ihrer letzten Sendung ließ Böttinger ihre Karriere noch einmal Revue passieren. Als Talkmasterin lernte sie zahlreiche Stars kennen, viele von ihnen standen dabei noch ganz am Anfang. Eine besonders skurrile Erinnerung hat sie dabei an den heutigen WDR-Intendanten Tom Buhrow. Als sie ihn kennenlernte, war er Volontär im Bonner Regionalbüro des Senders. Böttinger war damals Hörfunkreporterin. Die beiden hatten sich angefreundet, gingen oft joggen und danach in die Sauna. „Ich glaube, ich bin die einzige Person im Westdeutschen Rundfunk, die sagen kann, dass sie ihn nackt gesehen hat“, so Böttinger. „Würden wir heute wahrscheinlich nicht mehr machen.“
Eher unschöne Erinnerungen hat Böttinger allerdings an Harald Schmidt. Dieser hatte 1996 in seiner Sendung einen sexistischen und LGBTI*-feindlichen Witz über sie gemacht. Kurz darauf hatte sie ihm in seiner eigenen Sendung gesagt, was sie davon hielt. Auf eine Entschuldigung wartet sie bis heute. Erst vor wenigen Wochen erklärte Schmidt der Zeit, dass er das auch nicht vorhabe: „Wenn Sie [als Late-Night-Moderator] anfangen, sich zu entschuldigen, ist es aus.“ Böttinger konnte darüber nur lachen: „Dass dieses Männlein so viele Jahre später nicht mal die Traute hat, zu sagen, dass das damals daneben war, ist schon schwach.“