Mausschaden durch Handarbeit „Repetitive Strain Injury“ (RSI) – Syndrom“
Mäuse gelten als Schädlinge. Das stimmt jedoch nur zum Teil. Das sehr anpassungsfähige kleine Tier, die freilebende Hausmaus, ist lediglich ein Nahrungsmittelschädling. Eine andere Art von Mäusen, die bei uns allen vorkommende PC-Maus, welche wir täglich mit unserer Hand über die Tischplatte schieben ist hingegen für den Menschen gesundheitsschädlich. Aber sie wird gehätschelt, getätschelt und Tag für Tag nicht aus den Fingern gelegt.
Bis die Folgen dieses Missbrauchs spürbar werden. Es ist eine einseitige Dauer-Belastung und sie wird in der medizinischen Fachsprache als „Repetitive Strain Injury“ (RSI) – Syndrom“ bezeichnet.
Hand, Handgelenk und Unterarm zeigen deutliche Schmerzsymptome, welche Zusammenhänge haben mit der Dauer der täglichen Computerarbeit im Büro. Oft setzt sich dieser Dauer-Handstress auch noch zuhause weiter fort. Was viele kennen, hat nun auch die Landesanstalt für Arbeitsschutz in Nordrhein Westphalen bei einer repräsentativen Studie herausgefunden. Nachgewiesen wurde ein stark erhöhtes Risiko für ein RSI bei Personen, die an Computern arbeiten.
Und nicht nur in den Händen können Schmerzen auftreten. Dauerhafte Schmerzustände können ebenfalls an Schulter, Rücken, Unterarm und Wirbelsäule nachgewiesen werden.
Folgende Symptome sind Anzeichen für das RSI
- Steife, schmerzende Finger und Handgelenke
- Schmerzhafte Schwellungen der Fingergelenke
- Sensibilitätsstörungen und Empfindungsstörungen (Kribbeln, taubes Gefühl)
- Kältegefühle in Hand und Unterarm
- Koordinationsprobleme an den Händen
- Kopfschmerz und Nackenschmerzen
- Ellenbogenschmerzen - langdauernde stechende oder ziehende Schmerzen sind das häufigste Symptom der RSI Erkrankung, der sogenannte Tennisarm oder Mausarm.
Wer vom RSI betroffen ist, ist nicht selber schuld daran.
Die Ursache ist monotone Arbeitsbelastung. Häufig wiederholte Bewegungen führen zu mikroskopischen Verletzungen (Läsionen) im aktiven und passiv bewegten Gewebe. Das Ausheilen dieser Verletzungen benötigt mehrere Tage und Wochen. Berufliche Arbeitsunterbrechungen sind in der Regel jedoch meist nur wenige Stunden oder Tage möglich. Die Verletzungen können also nicht in Ruhe ausheilen. Die Schmerzen, Taubheit und die Kraftverluste sind körperliche „Notsignale“. Sie bilden einen natürlichen Eigenschutzmechanismus des Körpers gegen weitere Verletzungen.
Nachgewiesen ist, dass der „Mausarm“ durch die Benutzung der Computermaus entsteht. Die Hand und Armmuskulatur wird Überanstrengt und einseitig Belastet. Das Gesamtpaket der sitzenden Tätigkeit, der Computernutzung, des Tastatur- und Mausgebrauchs lässt in jedem Falle die Gefahr eines RSI steigen.
In Deutschland bislang nicht als Berufskrankheit anerkannt
Obwohl eine sehr große Zahl an Menschen an den oft vielgestaltigen, einschneidenden und schmerzhaften gesundheitlichen Folgen des RSI-Syndrom leidet, ist dies nicht als Berufskrankheit anerkannt.
Anders ist das in den USA, Australien und Großbritannien. Eine Untersuchung in 2006 in Großbritannien ermittelte mehr als 4 Millionen Betroffene, ausgelöst durch SMS-Tippen. In den Niederlanden und Dänemark werden bereits Programme eingeführt, um Bildschirmbeschäftigte wirkungsvoll vor RSI zu schützen. In Deutschland besteht hiermit also dringend Nachholbedarf.
Was hilft?
Der Arbeitsplatz sollte neu gestaltet werden. Es gibt PC-Mäuse, welche eine ergonomischere Form haben und Verbesserungen der Beschwerden ermöglichen. Eine gute Alternative als Eingabegerät anstelle der PC- Maus ist z. B. eine vertikale Maus, mit der eine natürlichere Handhaltung möglich wird. Sogenannte Penclic-Stiftmäuse bieten den Händen ebenfalls mehr Entspannung.
Eine physiotherapeutische Behandlung ist empfehlenswert. Muskuläre Entspannungsverfahren, Dehn- und Kräftigungsübungen sowie Massagen können zum Einsatz kommen. Wärme- und/oder Kältebehandlungen hängen vom Stadium der Verletzung ab und finden in Absprache mit dem behandelnden Physiotherapeuten statt.
Ebenso sind sportliche Betätigungen für die Arme und Hände mit kraft-armen Bewegungen, wie Schwimmen, Joggen, Radfahren eine unterstützende Maßnahme. Belastungen und Kraftanstrengungen z.B. mit Gewichten sollten vermieden werden.
Was ist zu vermeiden?
Eine rein medikamentöse oder chirurgische Behandlung eines RSI-Syndroms hilft nicht dauerhaft, wenn keine grundlegenden Veränderungen des Arbeitsplatzes bzw. bei der PC-Arbeit stattfinden.
Generell abzulehnen ist eine rein medikamentöse Behandlung. Schmerzmittel können die Symptome unterdrücken und dadurch zu einer Chronifizierung des Syndroms führen. Die Beschwerdefreiheit verhindert die nötigen Pausen bei der PC-Arbeit und Mikroverletzungen können nicht ausheilen sondern sich dadurch sogar verschlimmern.
Langdauernde, sich wiederholende Bewegungen in einer fixen Körperhaltung sollten auf jeden Fall vermieden werden. Arbeitsabläufe sollten stets von kurzen Pausen unterbrochen werden.
Zu bedenken ist auch, dass auch Computerspiele oder das ununterbrochene Wischen, Schieben, Tippen, Schreiben auf dem Display des Smartphones für den Daumen kontraproduktiv ist und die Hände zusätzlich unnatürlich belastet. Der „SMS-Daumen“ zählt mittlerweile ebenso, wie der „Mausarm“ zu den Zivilisationskrankheiten.