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Kryotherapie // © nevskyphoto

Die neue Eiszeit Was ist eine Ganzkörper-Kältetherapie?

kk - 30.12.2018 - 07:00 Uhr

Unter dem kryptischen Namen Kryo macht momentan eine neue Therapiemethode von sich reden, die kurz gesagt Kälte zu ihren Zwecken einsetzt. Wenn auch Sie wie der einst besungene Eisbär im kalten Polar sein wollen, dann macht der folgende Text klar, was es genau mit der Kryotherapie und dem ziemlich coolen Therapieansatz auf sich hat.

Was ist Kryo und wie wirkt es?
Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Thermobehandlung, die jedoch nicht mit Wärme, sondern eben mit Kälte arbeitet: Seit der Antike wird bereits Kälte bei Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen eingesetzt wie es der legendäre Arzt Hippokrates beispielsweise in seinen Aufzeichnungen konkret beschreibt. Bei dieser Methode wird auf den Temperaturunterschied zwischen Körper und Umgebung gesetzt, der für die Therapie eine entscheidende Rolle spielt. Dabei unterscheidet man bei Kryo eine lokale Kältetherapie und eine Ganzkörperkältetherapie.

Wie funktioniert die Ganzkörperkältetherapie?
Der gesamte menschliche Körper wird dabei gekühlt, am bekanntesten ist wohl in diesem Zusammenhand das Eisbaden: Hierbei kommt es zu Wassertemperaturen um die 5°C, doch bei einer Ganzkörperkältetherapie gehen die Temperaturen noch ein Stück weiter in den Keller und zwar bis zu -160°C. Und das soll gesund sein? Ja, denn für den Therapieansatz wurde eine spezielle Kühlkammer entwickelt, die man inzwischen auch Eissauna oder Kryosauna nennt. Dass diese Extremkältebehandlungen besser von Menschen ausgehalten werden als zum Beispiel das Eisbaden liegt an den physikalischen Voraussetzungen: In einer Eissauna gibt es kaum Luftfeuchtigkeit, so dass wir die Kälte als weniger kalt empfinden.

Wie fühlt es sich in der Eissauna an?
Binnen weniger Minuten kühlt unsere Haut in einer solchen Kryosauna radikal ab: Und zwar bis auf den Gefrierpunkt, so dass das Gehirn eine diese Situation wahrnimmt und dagegen arbeitet. Da die Anwendung nie länger als maximal drei Minuten dauert, besteht keine Lebensgefahr und der nun ausgelöste Prozess kann nutzbar gemacht werden, um diverse Erkrankungen, Schmerzen und Bewegungsstörungen zu behandeln.

Was kann die Kältetherapie?
Die therapeutischen Möglichkeiten sind vielfältig: Von erfolgreichen Anwendungen wird zum Beispiel bei autoimmunbedingten Krankheitsbildern wie Rheuma, Arthritis, Schmerzen oder Schuppenflechte berichtet. Diverse Hollywoodstars nutzen die Kryosauna aber auch zu Körperoptimierungszwecken, denn man verbrennt durch sie Kalorien und die Haut wird gestrafft. Nach der Eissauna wird zumeist eine Folgebehandlung empfohlen, beispielsweise Muskeltraining oder Physiotherapie.

Warum eine Kältetherapie?
Gründe, sich dieser extremen Kälte auszusetzen, gibt es viele und inzwischen haben sich drei Bereiche herauskristallisiert, in denen Kryotherapien erfolgreich sind:

  • Gesundheit: Immunsystem stärken und Krankheiten lindern
  • Sport: Leistung steigern und Regeneration fördern
  • Schönheit: Kalorien verbrennen und Gewebe straffen


Die Motive eine Eissauna aufzusuchen sind also vielfältig. Die gesundheitlichen Indikatoren stützen sich meist auf autoimmunspezifische Erkrankungen oder den rheumatischen Formenkreis. Aber auch im Hinblick auf Depressionen, Tinnitus, Schuppenflechte, Knochenheilung, Neurodermitis, Schlafstörungen, Burn Out, Entzündungen und vielem mehr wurden bereits Erfolge verzeichnet. Die privaten Krankenkassen übernehmen im Übrigen eine ambulante Ganzkörperkryotherapie, wenn man selbst zahlen muss, liegen die Kosten pro Anwendung bei ca. 30 bis 60 Euro.
Auch für Sportler ist Kryo interessant, verspricht die Methode doch eine interessante und legale Dopingvariante zur schnelleren Regeneration und Leistungsverbesserung zu sein. Inzwischen setzen auch Bundesligavereine, Nationalteams, Profiboxer, Leichtathleten etc. diese Therapie ein und bei Veranstaltungen wie der Olympiade oder der Tour de France werden mobile Eissaunen für die Sportler bereitgestellt. Und wer erinnert sich nicht an den kultigen „Eistonnen“-Spruch von Nationalkicker Per Mertesacker. Im Profisportbereich ist Kryo bereits etabliert und wird auch zur schnelleren Heilung bei Verletzungen oder Muskelreizungen eingesetzt.
Im Bereich Beauty ist Kryo ebenfalls beliebt, denn die Kälte wirkt sich positiv auf Gewichtsabnahme, Gewebestraffung und Gewebeverjüngung aus: Durch die extreme Kälte wird nämlich der Stoffwechsel angekurbelt, das Gewebe quasi mit Sauerstoff geflutet und Abfallstoffe ausgeschwemmt. Nun kommt es im Körper zu einer Hormonausschüttung, Endorphinproduktion und Durchblutungssteigerung. Die Folge: Die Körperkontur wird verbessert, das Hautbild verfeinert und Stress abgebaut.

Fazit:
Kann man Krankheiten also einfach „einfrieren“, der Leistung einen extremen „Frischekick“ verpassen oder die Jugend durch „Schockfrostung“ haltbar machen? Kryotherapie verspricht zumindest eine interessante Alternative zu diversen Medikamenten oder gar Operationen zu sein. Die positiven Wirkungen der normalen Sauna durch Hitze auf unsere Immunsystem und Wohlbefinden sind bereits akzeptiert – warum sollte das Gegenteil also nicht auch gut sein? Die gesundheitlichen Vorteile der Kälte wurden bereits vor Jahrtausenden geschätzt, ihre Neuentdeckung durch Kryo ist also begrüßenswert. Wissenschaftliche Beweise für ihren Nutzen gibt es zwar noch nicht, aber durchaus viele belegte positive Auswirkungen auf diverse Beschwerden.
 

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