Vorgestellt Malte Fuhrer und Jan Philipp Scherz
Malte Fuhrer und Jan Philipp Scherz stellten erstmals Ende 2009 ihren gesungenen Jahresrückblick auf Youtube und gingen damit senkrecht durch die Decke.
Was genau macht ihr?
Wir machen seit 6 Jahren alljährlich einen musikalischen Jahresrückblick. 2009 war das Jahr, als Michael Jackson starb, dessen Fans wir waren und sind. Da haben wir uns seinen Hit „Man in the Mirror“ vorgenommen und all die Ereignisse des Jahres in den Text auf deutsch eingearbeitet. Seitdem mussten Hymnen wie "We are the world", "Vogue", "Heal the World", "(I’ve had) The Time of My Life" und "Bohemian Rhapsody" dran glauben.
Wir haben ja schon November, welchen Song nehmt ihr für das Jahr 2015?
Es gibt da zwei Liedchen, die in unseren Köpfen herumschwirren, aber die Entscheidung ist bei Eurem Redaktionsschluss noch nicht gefallen. Aber selbst, wenn wir es wüssten, so soll doch die Weihnachtsüberraschung nicht vorweg genommen werden.
Wie seid ihr zusammen gekommen?
Also gleich vorweg: wir sind kein Paar, sondern wir leben zusammen in einer WG. Ein Paar - das fehlte ja noch! J Nein, im Ernst: Wir kennen uns seit Ewigkeiten, weil wir in Kiel auf derselben Schule waren. Allerdings in unterschiedlichen Klassenstufen. Dann sind wir beide arbeitsmäßig in Köln gelandet - Malte als Schauspieler und Jan Philipp beim Fernsehen.
Wie ist die Idee des Jahresrückblicks entstanden?
Jan Philipp hat zu Weihnachten für seine Freunde als Geschenk immer eine Weihnachtskasette bzw. CD mit seinen Hits des Jahres zusammengestellt - einen musikalischen Jahresrückblick sozusagen. Als 2009 Michael Jackson verstarb, meinte Malte, dass das musikalisch abgehandelt werden müsse und daraus entstand mehr oder weniger diese Idee einer elektronischen Postkarte mit Video. Da die Daten für eine Mail zu groß waren und wir damit wirklich alle Freunde erreichen wollten, haben wir das mit einem Link auf Youtube gesetzt. Das wollten dann nicht nur unsere Freunde, sondern auch viele andere sehen, so dass die Klickzahlen auf 1,2 Millionen anschwollen.
Wie kam es zu dieser großen medialen Aufmerksamkeit?
Zuerst waren es unsere Freunde und Fans, die den Link teilten. Irgendwann fingen an, Radiosender anzurufen, die Lokalzeit vom WDR berichtete und schliesslich meldete sich unsere heilige Schutzpatronin und Patentante Katja Burkard bei uns, die seitdem jedes Jahr einen liebevollen Bericht über uns in ihrer Sendung einbettet. 2013 hatte sie dann auch einen Auftritt in unserem Video. Wir lieben sie und führen seitdem mit ihr eine offene Beziehung.
Was genau muss man eingeben, um euch zu finden?
"Frohes Fest" und dazu immer die Jahreszahl. Als Erscheinungdatum haben wir uns, da wir in Köln leben, wie jedes Jahr das magische Datum 12. Dezember 12 Uhr 12 als Ziel gesetzt.
Wie entsteht euer Kunstwerk?
Wir erstellen im Januar ein Word-Dokument, in dem wir stichwortartig alles aufschreiben, was in den Monaten passiert. Man vergisst ja in unserem Alter auch schnell mal etwas. Und manchmal verlegt man die Liste und fängt von vorne an. Im Juni beginnen wir mit der musikalischen Ideensammlung. Das ist das langwierigste Stück Arbeit. Es muss eine Hymne sein und es dauert ewig, bis wir uns entscheiden. Dann wird getextet und dazu setzen wir uns 5 oder 6 Abende sozusagen für ein gemeinsames Arbeitsessen mit ein paar Fässern Rotwein an unseren Küchentisch.
Welche Themen stehen dieses Jahr hoch im Kurs?
Da gibt es natürlich die offensichtlichen Themen wie Charlie Hebdo, Flüchtlinge oder die Finanzkrise in Griechenland. Als Religionsverächter darf auch immer gerne ein religiöses Thema dabei sein. Oder der Fisch des Jahres. Interessant wird es, wenn wir auf Themen stossen, von denen wir ganz vergessen hatten, dass sie passiert sind. Manchmal ist ein Thema vielleicht gar nicht so wichtig, aber die Art und Weise, wie es in der medialen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, kann einen schon zum Schmunzeln bringen, Sommerlöcher bieten hier eine vorzügliche Spielwiese.
So können wir auf eine heitere Art und Weise auch ernste Themen behandeln. Genau diese Diskrepanz zwischen ernstem Inhalt und musikalischer Heiterkeit macht das so interessant. Am gelungensten ist es, wenn das Ergebnis genauso absurd ist, wie die Dinge, die während des Jahres passiert sind.
Bekommt die schwule Community auch ihr Fett ab?
Das ist eigentlich mal eine gute Idee und das haben wir bisher noch nicht gemacht. Früher waren Schwule ja Individualisten, gebildet und sahen gut aus. Dem ist heute leider nicht mehr so. Wir hatten aber mal ernsthaft überlegt, ein schwulenfeindliches, klischeeüberladenes Lied zu machen. Das Projekt ist eingeschlafen, vielleicht wäre das doch mal eine gute Idee. Danke für den Tipp.
Aber bitte, lasst „Atemlos“ aus dem Spiel.
Versprochen.
Man sieht in euren Videos immer noch andere?
Es ist auf jeden Fall immer unser Weihnachtsengel Linda Traber dabei. Ohne sie läuft gar nichts. Ausserdem arbeiten ja auch noch andere mit wie die goldigen Jungs vom Tonstudio, die dürfen nicht fehlen.
Habt ihr eigentlich einen Künstlernamen?
Das werden wir oft gefragt, wie wir uns als Duo nennen. Bisher haben wir nicht drüber nachgedacht. Aber es wäre doch eine gute Idee, wenn über diesen Bericht Namensvorschläge eingereicht würden.
Also wir versprechen hiermit, dass der-oder demjenigen, der einen Namen vorschlägt, den wir dann auch benutzen, persönlich von uns eine Flasche Champagner überreicht bekommt.
Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Malte und Jan im November 2015 geführt.