Paul Astor Penis-Streit auf Weihnachtsmarkt
In der tolerantesten Stadt Deutschlands schritten Polizei und Ordnungsamt auf dem schwulen Weihnachtsmarkt in Köln ein, um gemalte Penis-Bilder zu zensieren. Der Künstler Paul Astor versteht die Aufregung nicht. "Warum werden Frauen so häufig nackt und oftmals in frauen-diskriminierender Weise dargestellt - nicht nur in der Kunst, ohne dass sich jemand darüber aufregt. Ich habe mir den männlichen Part ausgesucht, um zu zeigen, was unsere Gesetze zulassen."
Paul Astor malte Bilder von Penissen in allen Farben und Erregungszuständen und entwickelte dazu ein Memoryspiel. Als Erdogan einen deutschen Satiriker verklagte, war der Aufschrei groß. Dass dieses Thema nun dank einer empörten Besucherin des schwul-lesbischen Weihnachtsmarktes in der Boulevardpresse auf einer anderen Ebene aufgegriffen wurde, wirft essenzielle Fragen auf: Wer entscheidet, was Kunst ist? Das Kölner Ordnungsamt, die Polizei oder gar der Staatsanwalt, dem die "AKTE" nun vorliegt?"
Alles, was zur "Erregung" öffentlichen Ärgernisses hätte führen können, mußte der Künstler selbst zensieren. Dabei werden auf dem Markt ebenso Gebäck- und Schokoladen-Penisse angeboten. Wir müssen aufpassen, dass all die erkämpften Freiheiten von den 68ern bis zur schwul-lesbischen Szene in der Jetzt-Zeit, nicht wieder durch Prüderie und Spießbürgerlichkeit zerstört werden. Denn unter uns gibt es Mitbürger, die alles, was ihnen mißfällt, auch denen verbieten müssen, denen es gefällt. Die Zustimmung zur Freiheit der Kunst zeigte sich in Köln aber zumindest darin, dass viele Beucher und sogar Eltern mit ihren Kindern an den Stand kamen. Nebeneffekt der Provinz-Posse: schon nach einer Woche waren beinahe alle Bilder und die Memory-Spiele rund um den Penis verkauft