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Mr. Leather Hamburg 2019

Mister Leather Hamburg 2019 Julian Hartwich

id - 07.09.2019 - 10:55 Uhr

Kurz nach dem Hamburger CSD fand in Hamburg die traditionelle „Leatherparty“ statt, in deren Rahmen auch der neue Mister Leather Hamburg gewählt wurde. Am Ende konnte sich der 22-jährige Julian Hartwich gegen seine Mitbewerber durchsetzen. SCHWULISSIMO traf sich mit ihm, um über diesen Titel, seinen Fetisch und seine Ideen für seine Amtszeit zu sprechen.

Hallo Julian, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Wahl. Unsere erste Frage: Was war für dich persönlich der Grund, dich um den Titel „Mr. Leather Hamburg“ zu bewerben?
Es war zum einen der Reiz, dass ich aufgrund meines Alters etwas Neues mitbringt. Bisher gab es ja noch nicht so viele jüngere Bewerber. Ich habe es ja selber gemerkt, dass man nicht so viele junge Leute in der Lederszene findet. Andererseits habe ich in meinem Freundeskreis aber mitbekommen, dass es durchjaus einiges an Interessenten für dieses Thema gibt, sich viele aber nicht trauen. Ich wollte mit meiner Kandidatur also auch zeigen: „Hey, es gibt auch jüngere Lederkerle in der Szene, seid mutig!“

Wie hast du das Fetisch-Wochenende, und vor allem natürlich die an sich Wahl erlebt?
Das Wochenende war sehr cool. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich habe unglaublich viele nette Leute kennengelernt. Meine Gefühlswelt war natürlich wegen der Wahl erst mal ziemlich aufgeregt. Nach der Wahl war ich dann vor allem eines: unglaublich stolz, dass ich gewählt wurde. Auf der Party auf der MS Stubnitz ist mir dann aber auch erst so langsam bewusst geworden, dass jetzt eine Zeit kommt, die einige Verpflichtungen mit sich bringt. Anderseits geben sich dadurch natürlich auch neue Möglichkeiten, etwas zu erreichen, wenn man so einen Titel trägt.

Du bist ja nun für einen Titelträger in der Ledercommunity noch sehr jung. Hattest du Bedenken, dass du nicht ernst genommen werden könntest? Und wie wurdest du letztendlich von den „alten Säcken“, wie es dein Vorgänger Joachim ja in seiner Abschiedsrede sagte, an Ende tatsächlich wahrgenommen?
Am Anfang war doch ziemlich viel Skepsis zu bemerken. Ich bin aber von meinem Naturell her ziemlich humorvoll und das haben viele im Laufe des Wochenendes auch gemerkt. In vielen Gesprächen haben die Leute dann gemerkt, dass ich doch ein bisschen Ahnung von der Szene habe – obwohl ich so jung bin. Manche hatten aber noch die Sorge, dass ich mich nur auf die jüngeren konzentrieren will, und die Älteren dabei „vergessen“ werden, was aber gar nicht der Fall ist.

Mr. Leather Hamburg 2019

Oftmals hört man ja, dass es eher weniger Nachwuchs in der Lederszene gäbe, und sich die jüngere Generation eher anderen Fetischen wie Rubber oder dem Puppy-Dasein zuwenden würde. Glaubst du, dass du nun – allein schon aufgrund deines Alters – auch Jüngere wieder für den Fetisch Leder begeistern kannst bzw. zwischen den Generationen Brücken schlagen könntest?
Wie schon gesagt, das Interesse an der Leder-Community ist durchaus da. Doch es liegt auch ein bisschen am Fetisch selber, denn ein Argument, welches ich oft höre ist ja beispielsweise, das die Outfits halt doch einiges an Geld kosten, wenn man etwas Vernünftiges haben will. Natürlich erleben z.B. Rubber und die Puppy-Szene gerade einen gewissen Hype, doch ich glaube, Leder wird immer da sein, ganz unabhängig von der jeweils gerade aktuellen Mode.

Was glaubst du, wie könnte man auch die jüngere Generation wieder mehr für den „klassischen“ Fetisch Leder begeistern? Braucht es dafür andere Locations oder Strukturen?
Ich glaube, die jüngeren sind einfach eine neue bzw. andere Generation. Ich sage mal, viele von ihnen sind heutzutage eher bei Instagram unterwegs, statt bei Facebook. Ich selber bin ja schon länger als Puppy bei IG zu finden, jetzt natürlich auch als amtierender Titelträger unter @mrleatherhamburg2019 zu finden. Von der Lederszene findet man beispielsweise in der Tat nur sehr wenige mit Profilen bei Instagram, dafür aber bei Facebook. Facebook ist für viele in meinem Alter aber einfach schon „out“. Hier wird sich sicher noch vieles verschieben. Vor allem braucht es aber glaube ich einer gewissen Präsenz der Leder- bzw. Fetischszene. Hier müsste noch einiges durchaus offener werden.

Du bist jetzt in erster Linie ja mit diesem Titel vor allem ein Vertreter der Lederszene. Doch aufgrund deiner Vorgeschichte als Puppy kannst du ja diese beiden Szenen durchaus miteinander verbinden. Hast du diesbezüglich schon Ideen, wie dieses funktionieren kann?
Ja, habe ich durchaus. Nehmen wir z.B. die immer mal wieder stattfindenden Puppy-Walks. Hier könnte sich beispielsweise die Lederszene durchaus mit einbinden. Ich habe gemerkt, dass die Puppys es durchaus angenehm finden, wenn Lederkerle dort mit präsent sind, sei es als Handler, oder einfach als „Aufpasser“. Ich bin mir sicher, hier könnten beide Szenen sich gegenseitig bereichern. Ich glaube, es gibt durchaus einige Puppys, die es super finden würden, wenn ein gestandener Lederkerl mal sagt: „Hey, ich nehme dich jetzt mal an die Leine und führe dich ein bisschen rum.“. Erstaunlicher Weise fehlen in der Puppyszene oftmals die Herrchen.

Jetzt beginnt für dich ja eine sicher aufregende Zeit als Titelträger. Was sind denn jetzt deine ersten Pläne bzw. Veranstaltungen?
Ich muss jetzt erst mal schauen, welche Termine ich wahrnehmen kann. Auf jeden Fall werde ich zum CSD in Bremen sein und natürlich zum Folsom Europe im September in Berlin. München habe ich auch fest eingeplant, bin mir aber noch nicht sicher, ob ich da zur Oktoberfest-Zeit was besuche oder eher zum Christkindl-Markt.

Die wichtigste Frage zum Schluss: Hast du sonst noch Ideen für bestimmte Projekte?
Ein mir wichtiges Projekt, welches ich auf jeden Fall weiterführen will, ist der U35-Stammtisch hier ihn Hamburg. Ich habe diesen ja mitgegründet und es ist ein Fetisch-Stammtisch für die Jüngeren. Es gibt ihn immer am 2. Mittwoch im Monat um 19:00 Uhr im  Kyti Voo – also bewusst keiner Fetisch-Location. Hier geht es vor allem um das Kennenlernen, einen Austausch über die verschiedenen Fetische und gegebenenfalls auch gemeinsame Unternehmungen. Und wer weiß, vielleicht wird hier bei einigen ja das Interesse für den einen oder anderen Fetisch geweckt bzw. vertieft.

Julian, wir danken für dieses Gespräch und wünschen dir eine erfolgreiche und spannenden Amtszeit als „Mister Leather Hamburg“.
Ich habe zu danken.

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