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Marc Grenz // © Archiv

Marc Grenz 25 Jahre Hein & Fiete

ds - 05.08.2015 - 10:00 Uhr

Es ist das Jahr der großen Jubiläen – unter anderem feiert Hein & Fiete den 25. Geburtstag. Schwulissimo sprach mit Marc Grenz, dem Projektleiter von Hein & Fiete, über seine Arbeit.

Marc Grenz, in diesem Jahr feiert ihr das 25jährige Jubiläum vom schwulen Infoladen „Hein & Fiete“. Wie lange bist du selbst schon dabei und wie bist du zu „Hein & Fiete“ gekommen?
Ich wurde im Jahre 2002 mit meinem Studium der Sozialwissenschaften an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg fertig und bei Hein & Fiete war eine Stelle für den Arbeitsbereich Kommunikation und Schulung ausgeschrieben. Ich arbeitete damals schon ehrenamtlich in Oldenburg im Schwulenreferat des ASTA und bei der Oldenburgischen AIDS-Hilfe e.V. Darüber hinaus war ich als Regionalkoordinator der damaligen HIV-Kampagne „Hin und Wech“ der Niedersächsischen AIDS-Hilfe e.V. tätig. Vor diesem Hintergrund passten der Zeitpunkt der Stellenausschreibung und meine beruflichen Interessen und Erfahrungen optimal zusammen, um nach Hamburg zu kommen. Im Jahr 2006 gab es dann einen Leitungswechsel und ich übernahm die Projektleitung.

Welche Angebote habt ihr für den schwulen Mann?
Zum einen gibt es unseren Infoladen, der alle Informationen zu HIV/AIDS und sexuell übertragbaren Infektionen (STI) bereitstellt. Darüber hinaus geben unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter Auskunft über Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und Neuigkeiten in der schwulen Szene. Zudem geben wir auch Antworten zu anderen Themen wie Gewalt gegen Schwule, Sex- und Partydrogen oder passende sportliche Aktivitäten für schwule Männer. Dann ist der schwule Infoladen heute vor allem ein Ort für Fachveranstaltungen und Treffpunkt für verschiedene Selbsthilfegruppen und Vereine sowie die Anlaufstelle für unsere kostenlose und anonyme HIV-/STI-Testberatung, die jeden Dienstag und Donnerstag von 16:00 bis 20:00 Uhr stattfindet.

Unsere Vor-Ort-Arbeit übernimmt die Safety Crew. Dieses Hein & Fiete Team klärt direkt in den verschiedenen schwulen Szenen Hamburgs auf. Auf Partys, in den Bars und Kneipen machen sie mit witzigen Aktionen auf HIV/AIDS und STI aufmerksam und sind darüber hinaus Ansprechpartner für alle Belange der schwulen Szene.

Für unsere Prävention im Internet haben wir eine neue, umfassendere Homepage erstellt und sind bei Gayromeo und in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter usw. mit Profilen präsent. Neben Fragen rund um das Thema Safer Sex, die hier gestellt und professionell beantwortet werden, können sich die schwulen Männer hier auch über unsere Aktivitäten in Hamburg informieren.

Nach unseren Erfahrungen greifen diese drei Bereiche gut ineinander. So wird beispielsweise jemand über die Safety Crew auf einer Party auf Chlamydien aufmerksam gemacht, dieser informiert sich dann auf unserer Homepage und kommt anschließend zu einem STI-Check in unsere Testberatung.

Mit welchen Schwierigkeiten habt ihr im Rahmen eurer Arbeit besonders zu kämpfen?
Als erstes steht da immer die Finanzierung. Hein & Fiete wird zwar von der Stadt gefördert, ist aber immer mehr auf Spenden angewiesen. Unsere Erfahrungen hierbei sind, dass Spenden für ein schwules Projekt auch hauptsächlich aus der schwulen Szene kommen.

Wir verteilen im Jahr ca. 45.000 Cruisingpacks, unser Testangebot ist kostenlos und auch unsere Räumlichkeiten stellen wir den Selbsthilfegruppen gratis zur Verfügung. Der großen Nachfrage nach unserer Arbeit hinken die Spendeneinnahmen leider hinterher. Eine weitere Herausforderung ist, das Thema HIV und STI weiterhin in der schwulen Szene aufrecht zu erhalten. Dabei werden die Präventionsbotschaften komplexer und differenzierter (Schutz durch Therapie, PEP, PreP), sodass heute eine Ansprache vielschichtiger geschehen muss. Wichtig ist uns dabei, dass die neuen Präventionsstrategien richtig verstanden und vorurteilsfrei aufgenommen werden.

In diesem Jahr habt ihr den „Sirius 2015“-Preis für euer Projekt „STI-Studio“ erhalten. Was steckt dahinter, was muss man sich unter dem „STI-Studio“ vorstellen?
Hein & Fietes STI-Studio klärt in kleinen, lustigen Videoclips über verschiedene STI und deren Übertragungswege auf. Diese Clips sollen über unsere sozialen Netzwerke verbreitet werden, sodass wir auch schwule Männer über das Internet erreichen, die wir in den herkömmlichen Locations nicht antreffen. Es wird fünf Clips geben und wir starten im September mit dem Thema Syphilis. Wir freuen uns sehr, dass uns der Bundesminister hierfür mit dem SIRIUS ausgezeichnet hat.

Eure Arbeit trägt sich vor allem auch durch die Ehrenamtler, immer wieder werden auch neue gesucht. Welche Anforderungen gibt es an Interessierte?
Zurzeit sind 89 ehrenamtliche Mitarbeiter bei Hein & Fiete tätig. Sie öffnen täglich den Infoladen und sind wöchentlich in der Szene unterwegs, engagieren sich in verschiedenen Projekten, sind auf Großveranstaltungen präsent und planen unsere Veranstaltungsreihen. Wenn man Teil des Hein & Fiete Teams werden möchte, dann sind für uns die Akzeptanz verschiedener schwuler (LGBTI*) Lebensweisen und die Bereitschaft, mit ganz unterschiedlichen Kollegen zusammenzuarbeiten, besonders wichtig. Fachlich lernt man alles in unserer Ausbildungsstaffel, in der wir zu allen relevanten Themen fortbilden und man auch das gesamte Hilfesystem in Hamburg kennenlernt. Die Ausbildung ist für alle verpflichtend, damit wir unsere gute Qualität absichern können. Interessierte schwule Männer können sich einfach melden unter ehrenamtliche@heinfiete.de.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Marc Grenz im Juli 2015 geführt.

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