Leserumfrage Singe, wem Gesang gegeben! Musik ist für mich …
„Musik besteht für mich aus 12 Tönen, die immer geordnet sein müssen. Chor-Musik gehört für mich zu den besten Sachen, die mir passiert sind. Damit werde ich mich mein Leben lang beschäftigen.
Mein Vater war Musikschulleiter in Hamburg und Chorleiter in einem Chor, in dem meine Mutter sang. Als Kind spielte ich zuerst Blockflöte, danach Geige, Bratsche und stieg ins Hamburger Jugendorchester 1980 ein. Nach dem Studium für Bratsche in Köln – mit Abschluss Diplom-Bratschistin – folgten Engagements in den Philharmonischen Orchestern von Koblenz, Bremen und Bielefeld. In Köln lernte ich vor 29 Jahren meine heutige Frau Sabine kennen, die danach in Braunschweig Architektur studierte. Ich zog zu ihr nach Braunschweig und gründete dort meinen ersten Chor, die „Tontauben“. Als Kind fand ich Chöre immer blöde, aber ich gab dem Wunsch einer Freundin nach, die gerne singen wollte und nach der ersten Probe, hat es mich nicht mehr losgelassen. Als ich mit Sabine 1997 nach Köln umzog, gründete ich hier vor 20 Jahren den schwul-lesbischen Chor „dIETAKTLOSEN“, (34 SängerInnen / Jazz, Pop, zeitgenössische Chorwerke) und vor 17 Jahren den zweiten Chor, CANTILENA Köln (45 SängerInnen / mit klassischem Repertoire) “
Ilka, die nebenbei auch Geigenunterricht gibt, bildete zusammen mit Imi Paulus und Karolin Balzar „Die Wilden Orchideen“. Als die sich 2013 auflösten entwickelten Imi und Karolin daraus die großartige lesbische „Schnittchen-Sitzung“, die immer innerhalb weniger Stunden ausverkauft ist. Dort spielt Ilka Bass-Gitarre in der Frauen-Band „martina s“. Einsame Spitze: als Ilka in der letzten Session den ESC-Siegertitel „Fairytale“ von Alexander Rybak auf der Geige ablieferte, führte das zu Gänsehaut und Standing Ovations. Dass Ilka immer wieder neue musikalische Pfade betritt, zeigt sich an dem Projekt „vocal&strings“, das sie zusammen mit Nadja Maria Fischer durchführt, ein Konzept für lateinamerikanische Songs, mit Ilka diesmal an der Bratsche.
Ilka Tenne-Mathow, Chorleiterin von dIETAKTLOSEN“ – mit Frau Sabine, ebenfalls Chormitglied
Musik ist für mich lebenswichtig und Balsam für die Seele; ohne Musik geht gar nichts! Ich komme aus einer christlichen Familie mit 3 Kindern, in der viel gesungen wurde. Da bin ich schon musikalisch vorbelastet. Ich habe eine klassische Ausbildung für Klarinette, habe im Orchester gespielt und kann auch Noten lesen. Früher habe ich den Jugendchor einer Kirchengemeinde geleitet. Als ich vor 20 Jahren nach Bremen zog, wollte ich nicht wieder Leiter eines Chores werden, sondern singendes Mitglied sein. Ich wollte einfach etwas in und für die schwule Szene machen und es gab in Bremen nur den einen schwul-lesbischen Chor. Den Bremer Chor „Da Capo al dente“ gibt es jetzt seit 20 Jahren, ich selbst bin seit 16 Jahren dabei. Ich hatte als Neueinsteiger direkt das Glück, beim Berliner Chorfestival „Various Voices“ teilzunehmen. Das war ein toller Start. Und ich hatte ein weiteres, noch größeres Glück im Chor: denn hier habe ich vor 16 Jahren meinen Partner Thomas kennen und lieben gelernt. Gemeinsam geht’s donnerstags zur Chorprobe, dann machen wir uns vom Stress des Tages auf den Weg und sind anschließend auf dem Nachhauseweg locker, gutgelaunt und fröhlich. Das ist, als hätte man einen Stimmungsaufheller eingenommen. Unser Dirigent hat eine Fröhlichkeit an sich, die steckt einfach an. Im Chor singen 1/3 Schwule und 2/3 Lesben; wir entscheiden gemeinsam, was wir singen. Das können Stücke aus der Renaissance bis hin zu Pop und Schlager sein, die allerdings musikalisch und textlich im neuen Gewand präsentiert werden.
Auf die Frage, welches der vier Tiere der Bremer Stadtmusikanten ihm am nächsten kommt, lacht Lothar. „Meine Stimmlage ist der Bass - wegen der Stimmlage, wäre das wohl der Esel. Die Bässe haben oft wenig Text, sie fabrizieren nur die tiefen Töne. Von der Musikalität ist das nicht so spannend, aber wir sind halt die tragende Stimme; ohne Bass geht gar nichts. Allerdings vom Typ her, bin ich wohl eher der Hund.
Lothar & Thomas aus Bremen Mitglieder bei „Da Capo al dente“
Chormusik ist für mich Gemeinsamkeit und Freude, denn es ist ein gewaltiger Unterschied, allein in der Dusche oder mit geballter männlicher Power zu singen. Und mit anderen schwulen Männern zu singen, setzt unendliche Glückshormone frei. Singen ist etwas, was aus dem Herzen kommt, was Spaß und Freude macht. Für mich ist das ein krasser Gegensatz zu meinem Beruf als Kaufmann, wo es nur um Zahlen und Ergebnisse geht. Ich bin nicht musikalisch vorbelastet, habe aber als Jugendlicher etwas Schlagzeug gespielt; besitze also schon Taktgefühl. In den 90ern hab ich auf einem Festival in Groningen „Schola Cantorosa“ entdeckt, später kam ich nach Hamburg, wurde Groupie und habe irgendwann mitgesungen. Das hat gut funktioniert und seit nunmehr 18 Jahren bin ich Mitglied des Chores als Tenor 2. Mir liegen die mittleren Höhen, bei den tiefen Tönen komme ich an meine Grenzen. Um so lieber habe ich die Bässe, denn wenn ich von den sonoren Männerstimmen umgeben bin, fühle ich mich einfach "bärig“ gut. Wenn montags Probe ist, verschwindet der Alltag wie von selbst. Zwei Mal im Jahr verbringen wir auch ein Proben-Wochenende. Das verbindet, ist wie Familie und für einen schwulen Mann eine tolle Insel, auf der man sich wohlfühlen kann. Man hat am Rande der Szene schöne Erlebnisse, Auftritte und eine Botschaft für die Öffentlichkeit. Schwulsein bedeutet ja nicht nur CSD und Regenbogen, sondern hat auch andere Facetten und diese Chorwelt ist eine davon. Wir waren schon auf tollen Chorreisen. Die Highlights waren Paris, London und sogar die USA. Zur Zeit erarbeiten wir das Programm „Gays in Space 2“, eine Fortsetzung der Show von vor 20 Jahren. Wir gestalten eine kleine Revue, deren Musik aus der Popmusik, Klassik, Operette oder Oper kommt, mit eigenen Texten, die eine Geschichte ergeben. Dieses Jahr wird der Chor 30; das wollen wir feiern und die Gage in Sekt umwandeln, näheres verrät unsere Hompage.
Rudolf R. aus Hamburg Mitglied bei de „Schola Cantorosa“
Musik ist für mich ein Teil meines Lebens und sehr wichtig. Musik begleitet stark meine Emotionen. Wenn ich mich down fühle, brauche ich nur Musik hören und bin wieder gut gelaunt und in einer positiven Stimmung. Schon in der Schule waren Biologie und Musik meine Lieblingsfächer. So arbeite ich beruflich als Florist, in meiner Freizeit steht die Musik im Vordergrund – und ich singe nicht nur unter der Dusche. Dabei bin ich weder musikalisch vorbelastet, noch kann ich ein Instrument spielen oder Noten lesen; ich kann nur Singen. Ich mag von Schlager, über Oper bis hin zu Techno alles, wenn es mich berührt. Ich habe auch kein musikalisches Vorbild; allerdings mag ich Künstler wie Lady Gaga, die viel für die Gay-Community getan hat und viel Präventionsarbeit leistet. Ich höre auch gerne alte Schellackplatten von meiner Oma. Das zelebriere ich richtig: Man muss erst kurbeln, die Nadel aufsetzen und man wählt ganz bewusst eine Platte aus.
Ein Freund von mir sang bei den „Tollkirschen“ und als ich von denen ein Video sah, wusste ich, dass das genau mein Ding war. Vor ca. zehn Jahren nahm er mich dann einmal mit und seitdem bin als Bariton - also die mittlere Singstimme - eine Tollkirsche. Wir sind 12 Sänger, könnten aber gern mehr sein. Leider gibt es überall ein Chor-Sterben; die Mitglieder werden älter und junge schwule sangesfreudige Männer zu bekommen, ist schwer. Wir blödeln ja auch gerne auf der Bühne und das ist nicht jedem seins. Wir treffen uns immer montags zur Chorprobe und fahren hin und wieder in ein gemeinsames Wochenende. Gerne weit weg von Leipzig, der Familie und dem Internet, damit das Telefon erst gar nicht funktioniert und wir Zeit und Muße nur für die Musik haben. Empfehlenswert ist Oberseifendorf, nahe der Grenze. Da gibt es kein Handyempfang und kein Internet, da ist man von der Welt abgeschlossen. Ich bin Single, aber mein Partner muss nicht musikalisch sein: Gegensätze ziehen sich ja an. Hauptsache er kommt zu meinen Auftritten und jubelt.
Stephan W. aus Leipzig Mitglied bei den „Tollkirschen“
Musik ist für mich ein Lebensgefühl, was mich sehr erfreut. Was mir teilweise auch immer wieder neue Stimmungen einbringt, mich in Takt hält und immer weiter antreibt, weil sie Emotionen weckt. Im Chor zu singen, ist für mich eine schöne Gemeinschaft. Ich bin aus der Szene etwas raus, daher ist der Chor - oder auch bei den Konzerten, die wir machen - immer eine schöne Gelegenheit, für die Gay-Community etwas zu tun. / der Gay-Community etwas zurück zu geben. Für mich ist Musik Hobby und hat mit meinem Beruf als Forensiker nichts zu tun. Ich spiele kein Instrument und kann keine Noten lesen, aber tanze schon seit vielen Jahren (Jazzdance, Classic) und von daher habe ich ein gutes Rhythmus- und Taktgefühl. Gesungen habe ich schon im Kindergarten, letztendlich bin ich durch meine beste Freundin Karo dazu gekommen, weil sie mir sagte, dass ich eine schöne Stimme hätte. (Beim letzten Zeugnis hatte ich im Fach Musik sogar eine „1“.) Ich habe mir dann auf YouTube u.a. den „San Francisco Mens Chorus“ angesehen und danach den Chorverband um Info und Adressen angeschrieben. Von denen kam eine Liste mit allen schwulen Chören aus Berlin und da mir das Konzept von Männer Minne am besten gefallen hat, habe ich Kontakt aufgenommen. Ich finde der Chor, der inzwischen aus 35 schwulen Männern besteht, ist individuell, skurril, schrill, hat viel Glitter und verbreitet Spaß. Mittlerweile bin ich seit dem November 2011 schon 5 1/2 Jahre 2. Tenor dabei. Zu Chor-Proben treffen wir uns regelmäßig montags im Gemeindehaus der Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin Schöneberg. Zweimal im Jahr steht ein gemeinsames Wochenende an und ab und zu sind wir auf Gastauftritten. So waren wir mit unserer Show u.a. schon in Amsterdam, Athen und Dublin. Meinen Freund habe ich übrigens bei einem unserer Auftritte zur ersten Mal gesehen und kennen gelernt. Er singt auch - nur zu Hause - allerdings finde ich, ein wenig schief. Sorry! Aber er ist gerne mit uns unterwegs.
Steve Viergutz aus Berlin Mitglied bei „Männer Minne“
Musik ist für mich Ausgleich vom Alltag. Man kann durch Musik wunderbar entspannen und Freude schöpfen. Die Endorphine bekommt man nicht nur vom Joggen, sondern auch nach 2 Stunden Singen. Ich singe eigentlich schon seit meiner Kindheit. Es gibt noch Kassetten-Aufnahmen wo wir die Lieder die wir im Kindergarten gelernt haben, aufgenommen haben, damit die Tante und die Oma uns singen hören konnten. Meine Mutter hat sehr oft mit mir und meinen beiden Brüdern gesungen und sie hat auch dafür gesorgt, dass wir ein Instrument erlernen und Noten lesen können. Da hat man schon im Unterrichtsfach Musik einen Vorteil, wenn man weiß, worum es geht. Angefangen habe ich mit Blockflöte, hinzu kamen Gitarre und Klavier. Als ich dann in die weiterführende Schule kam und die Möglichkeit hatte, im Chor zu singen, habe ich diese genutzt. Ich habe auch Band- und Solo-Erfahrungen, aber im Chor zu singen ist familiärer und macht mehr Spaß.
Heute bin ich neben meinem Beruf Chorleiter vom schwulen Männer-Chor „Homophon“. Den Chor feiert übrigens jetzt am 14. Oktober 2017 sein 30-jähriges Jubiläum in der Halle Münsterland. Ich selbst bin seit 10 Jahren als Tenor dabei. Wir proben immer donnerstags und leisten uns vier Mal im Jahr ein gemeinsames Wochenende. Momentan sind wir 12 schwule Männer, auch wenn das auf der Bühne manchmal direkt nicht so augenscheinlich ist. J Wenn jemand Lust hat, bei uns mitzusingen, wäre das erfreulich. Es wäre auch kein Problem, wenn derjenige nicht schwul, sondern bisexuell oder eine Transperson wäre. Gelegenheit uns kennen zu lernen ist – wie gesagt – ja bei unserem großen Jubiläum. Ich bin Single, wenn ich einen Partner hätte, müsste der nicht unbedingt mitsingen, aber er müsste es ertragen, dass ich singe.
Willy W. aus Münster – Chorleiter bei „Homophon“