Leserumfrage Sex im Urlaub
Ich hatte bisher noch nicht allzu oft Sex im Urlaub, hatte aber vor ein paar Jahren ein wirklich schönes Erlebnis auf Mykonos. Am Strand lernte ich einen sehr gut aussehenden und bunt tätowierten Australier kennen und hab mich gleich gut mit ihm verstanden. Von daher war es kein anonymes Date, wie man das oft erzählt bekommt; wenn sich Leute in den Dünen suchen oder abends im Dunkeln treffen. Wir verbrachten den Tag gemeinsam und natürlich hatte das Ganze auch etwas von einer Flirtsituation. Wir waren beide alleine dort und verabredeten uns am Abend zum gemeinsamen Abendessen; einfach um nicht jedes Mal alleine am Tisch zu sitzen. Danach wollten wir noch auf seinem Hotelzimmer, um etwas zusammen trinken. Was mich dort erwartete, war eine traumhafte Idylle. Seine offene Terrasse –wunderbar gelegen – bot einen Ausblick über Mykonos bei Nacht, inklusive zirpender Grillen. Das hatte schon einen grandiosen Charme. Dass wir in dieser unglaublichen Idylle auch noch die gemeinsame Vorliebe für eine Spielart von nicht gewöhnlichem Sex feststellten, machte diesen Abend zu einem besonderen Erlebnis, an das ich mich heute noch gern erinnere. Und der Sex war gut; ich bilde mir ein, dass beurteilen zu können. J Man geht ja bei Sex im Urlaub oft das Risiko ein, dass man sich dann, auch wenn man es gar nicht mehr möchte, eine Woche lang ständig über den Weg läuft. Dafür minimiert man allerdings die Chance, dass man sich je wiedersieht. Hier war es jedoch eine nette Strandbekanntschaft und wir waren auch in den folgenden Tagen keine Unbekannten füreinander. Leider lernten wir uns erst zum Ende meines Urlaubs kennen und behielten noch über einen längeren Zeitraum E-Mail-Kontakt. Nun fliege ich in ein paar Tagen zum ersten Mal nach Gran Canaria; mal sehen, was dort so auf mich zukommt.
Adrian aus Köln
Wir sind seit dem 15. Januar 2011 ein Paar, wohnen auch schon seit längerem zusammen, sind aber noch nicht verpartnert. Wir hatten das Thema zu Hause mal angesprochen, worauf die Oma von Adrian ganz energisch darauf reagierte und sagte, dass wir das erst tun sollten, wenn sie gestorben sei. Wir waren die ersten beiden Jahre monogam, haben dann nach vielen Gesprächen unsere Beziehung geöffnet. Das Problem ist, dass Adrian sehr eifersüchtig ist und ständig Angst davor hat, Alex könnte fremdgehen. Was berechtigt war, denn Alex war vorher alleinlebend, sehr frei und hatte seine eigenen Regeln. Mittlerweile haben wir aber gemeinsame Regeln, an die wir uns auch halten, nämlich dass, wenn etwas läuft, wir das auch gemeinsam durchziehen. Das kommt in der Regel nicht sehr oft vor: Erstens muss es ein Typ sein, der uns beiden gefällt, und zweitens müssen auch wir dem Beuteschema des anderen entsprechen. So haben wir eine Lösung gefunden, mit der wir beide gut klarkommen. Unsere Urlaubszeit verbringen wir mit Städtereisen, bei denen wir uns viel Zeit lassen, einen Ort genauer unter die Lupe zu nehmen. So waren wir in Berlin, Hamburg, Köln, München, Essen und Frankfurt, wo wir die jeweilige Stadt auf eigene Faust – aber auch mit organisierten Stadtführungen – erkundeten. In Köln führte uns Willi Herren, in Hamburg war es Olivia Jones. Nun kommen wir zum Thema „Sex im Urlaub“: Jeder weiß, dass es in all den Städten auch eine oder mehrere schwule Saunen gibt, und die besuchen wir natürlich auch. So führt uns der Weg in den Städten meistens von unter Wasser aufgenommenen Fuß- und Handkontakt im Whirlpool bis hin zu einer Kabine, in der man Platz zu dritt hat. So lernen wir nicht nur die Städte kennen und lieben, sondern ab und zu mal einen Typen, der uns die Städtetour noch schöner macht.
Alex und Adrian aus Karlsruhe
Ich muss gestehen, dass ich noch keinen richtigen Urlaub gemacht habe, dafür aber unterschiedliche Städtereisen. Besonders gerne in jene Städte, in denen es schwul-lesbische Veranstaltungen gibt, wie z.B. CSDs, Straßenfeste oder Gay-Tage in Freizeitparks. So habe ich einmal beim Fantasypride im Phantasialand Brühl einen Typen kennengelernt, mit dem ich an Ort und Stelle Sex hatte. Er sah gut aus und da sagt man ja auch nicht Nein. Wir hatten zuerst Blickkontakt, danach habe ich ihn aus Jux und Tollerei bei einem Spiel „ersteigert“. Anschließend haben wir etwas zusammen getrunken, uns unterhalten und sind danach in einer dunklen Ecke gelandet. Es gab da eine kleine berühmte Stelle, die er kannte, wo keine Kontrollen stattfanden. Das war allerdings in der Zeit, als es noch den Westernbereich gab, der inzwischen dem neuerschaffenen „Klugheim“ weichen musste, einer Attraktion mit den beiden Achterbahnen „Taron“ und „Raik“. An einer Stelle, wo wir alleine waren, haben wir geknutscht, die Hosen runtergelassen und uns eine nette Zeit bis zum Höhepunkt gemacht. Wir haben zwar auch heute noch miteinander Kontakt, aber es ist nie zum „zweiten Mal“ gekommen. Und es wird auch nicht wieder passieren, weil ich jetzt in festen Händen bin; es war also eine einmalige Geschichte. Ich denke, das Spannende daran war eigentlich die Einmaligkeit, das Spontane und die Gefahr, erwischt werden zu können. Das machte den besonderen Reiz aus. Und jeder weiß, wenn der Reiz verflogen ist, hat man oft keinen Bock mehr. Keine Ahnung, was wir gemacht hätten, wenn wir mittendrin erwischt worden wären.
Mario aus Wiesbaden
Ich war im Mai zum Gay-Pride auf Gran Canaria. Dort läuft nichts, wenn man lange rumflirtet. Wenn man Sex haben will, dann geht das direkt. (Pimp your Grindr!) Meistens werden Jungs mit der XL-Größe gesucht, man wird aber trotzdem genommen, auch wenn man der Größe nicht entspricht. Am Pride-Samstag habe ich einen Typen abgeschleppt, den zwei Freunde von mir schon vorher kennengelernt hatten. Die hatten wohl einen Dreier mit ihm und waren total begeistert. Ich sah ihn oben in der Disco stehen und er winkte mich zu sich. Wir haben eine ganze Weile in der Disco miteinander getanzt und er forderte mich dort direkt auf, das T-Shirt auszuziehen. Später habe ich ihm vorgeschlagen, zusammen zu einem geeigneten Platz zu gehen, an dem man den Sonnenaufgang gut miterleben kann; allerdings war es mittlerweile 05:00 Uhr morgens und dafür zu kalt geworden. So nahm ich ihn mit in mein Hotel. Dort haben wir uns auf dem Balkon vergnügt und unseren Spaß auch ohne Sonnenaufgang gehabt. Das Spannendste an der Begegnung war, dass uns der hübsche Nachbars-Typ von nebenan dabei hörte und beobachtete. Er wäre mit Sicherheit zu uns rübergekommen, aber er hatte Bedenken, dass sein Freund, der auch noch unterwegs war, genau in der Zeit nach Hause kommen würde. Im Urlaub ist man generell offener; man kennt den anderen nicht und ist gelöster. Zu Hause mag ich eher den Kuschelsex, das fällt allerdings im Urlaub flach. Wenn es um Sex geht und es passt, dann auch sofort. So konnte ich in den Dünen, am Strand oder im Darkroom einige Urlaubsbekanntschaften näher kennenlernen, allerdings immer auf die safe Art.
Philipp aus Wien
Wir haben auf einer Atlantik-Kreuzfahrt zwei Jungs kennen gelernt, die, übrigens auch wie wir, nicht nur in der Farbe, sondern auch in der Nationalität unterschiedlich sind. Dort hatten wir schon erste sexuelle Kontakte zu denen, und da wir uns so gut verstanden haben, sind wir in Kontakt geblieben. Viele Schwule finden so eine Kreuzfahrt ja nicht gut. Dabei wissen sie gar nicht, was sie da verpassen: man trifft dort für eine Woche Männer aus über 20 Nationen, das ist einfach Wahnsinn. Nach der Reise haben wir uns ein Jahr später mit den beiden in Tel Aviv zum Urlaub verabredet. Die Chemie stimmte einfach und so kam es sozusagen zu unserem ersten Partnertausch, der einfach supergeil war. Da wir uns sowohl auf geistiger als auch auf körperlicher und freundschaftlicher Art so gut verstanden, sind aus den „Sex-Partnern“ echte Freunde geworden. Und die haben wir in diesem Jahr wieder zwei Wochen lang in Moskau besucht. Auf dem Rückflug haben wir noch vier Tage in Warschau angehängt, weil wir die dortige Szene kennenlernen wollten. Sowohl in Moskau als auch in Warschau ist diese einfach klasse, man kann das überhaupt nicht mit dem Westen vergleichen. Die Männer sind offen, sehr männlich und sie wissen genau, was sie wollen. Aber man geht nicht wie bei uns sofort aufs Ganze, sondern ist noch neugierig: Die wollen flirten und den anderen erst kennenlernen. Also die Gespräche sind eigentlich das „Vorspiel“, aber das macht das Ganze spannender, weil die einfach unverdorbener sind als wir im Westen. Es ist so wie das Gay-Life bei uns in den 1970er/80er-Jahren, wo das Verbotene noch reizvoll war und es geprickelt hat, wenn man jemanden kennenlernte. Wir werden garantiert wieder hinfahren.
Raphael und Vernon aus Mannheim
Ich war kürzlich mit meinem Mann auf Kuba, das ich jedem empfehlen kann, bevor es vollkommen umgekrempelt wird und den alten Flair verliert. Wir haben uns einen Mietwagen genommen und sind drei Wochen rumgefahren. Das schwule Leben durften wir aber besonders in Havanna erleben. Die Kerle sind dort sehr locker und geben einem nicht das Gefühl, dass man wegen des Sextourismus in die Karibik kommt. Man geht in Havanna an die Strandpromenade (Malecon). Dort sind alle super entspannt und in einer guten Stimmung, sie tanzen, singen und – was ich richtig toll fand – können noch flirten. Bei uns geht es immer nur um das Eine; sehr schnell und möglichst anonym. Kubaner flirten, tasten sich ran und lachen viel. Und Lachen ist unglaublich sexy. Sie brauchen auch keine Drogen, sie sind einfach gut drauf. Sie sind leidenschaftlicher; es kommt zu viel mehr Berührungen, zu geilem Küssen und wenn ich ehrlich bin, sind sie auch alle ganz besonders gut ausgestattet. Außerdem sind sie sehr schön, es ist die Mischung zwischen Karibik, Afro und Latinos. Das ist aufregend. Es gibt auf Kuba fantastische Strände, aber keine Szene mit Kneipen und Darkrooms, wie wir das bei uns kennen. Wir haben die Jungs mit zu uns genommen. Man kann ja privat „Bed & Breakfast“ buchen oder man mietet sich in ein „Casa Particular“ ein und kommt so nicht in Verlegenheit, an einer Rezeption irgend etwas erzählen zu müssen. Ich hatte übrigens gedacht, es ginge mehr um Sextourismus. Die Jungs erwarten nichts, freuen sich aber sehr, wenn man etwas Geld schenkt. Für die sind 20 Euro ein ganzes Monatsgehalt. Die Kubaner sind übrigens dank Mariela Castro, der Tochter des Präsidenten, die Sozial- und Gesundheitsministerin ist, sehr gut informiert und wissen genau, wie sie sich schützen müssen. Das ist schon vorbildlich.
Thorsten aus München