Leserumfrage Sammel-Leidenschaft
Ich sammle seit 30 Jahren alte Trachten. Ich habe als Kleinkind bei meiner Oma im Kleiderschrank alte Sachen ihrer Mutter entdeckt, die sie wegschmeißen wollte. Die stammten aus dem Rothaargebirge, also nahe der Grenze zum Westerwald und nannten sich Nassauer Amtstracht. Ich fand die damals schon irre interessant und begann, mich in den Nachbarschaften umzuschauen, ob es noch etwas gab, um die Tracht zu vervollständigen. Damit fing das schleichend an und mit jeder Tracht, die dazukam, brach dann die Sammlerwut bei mir weiter aus. Mittlerweile habe ich ca. 120 Stücke, teilweise auf 60 Schaufensterfiguren aufgezogen. So konnte ich Stücke aus Scheeßel, Stade, Finkenwerder, Schaumburg Lippe, Frille, Windhorst, Nenndorf und Bückeburg zusammentragen. Alle, bis auf die Stücke von meiner Oma, habe ich käuflich erworben: Auf einer meiner Figuren hängt der Wert eines Mercedes Kleinwagens.
Ich lebe als Single, sollte ich mal einen Freund haben, müsste er mit meiner Sammlerleidenschaft leben können. Ich bin da auch sehr penibel: Gerade bei Klamotten ist Sauberkeit das höchste Gebot. Da achte ich schon sehr darauf, dass alles sehr ordentlich und akkurat ist. Es wird auch nur in einem Zimmer geraucht, alle anderen Räume sind tabu. Als ich jetzt auf dem Oktoberfest war, konnte ich direkt anhand der Kleidung sagen, aus welchem Teil Deutschlands die Besucher kamen. Teilweise wussten die Leute selber nicht, woher die Sachen kamen, die sie trugen. Sie wollten authentisch sein und hatten sie irgendwo auf Flohmärkten erstanden.
Mein Traum wäre es – und ich arbeite daran –, dass ich irgendwann einmal eine Räumlichkeit bekomme, wo ich die Sachen auf Dauer ausstellen kann. Das ist allerdings nicht so einfach; das haben schon andere Sammler vor mir erfolglos versucht.
André Metz, Mönchengladbach
Ich fing 1990 als 9-Jähriger damit an, Fahrplan-Informations-Faltblättchen aus den Zügen zu sammeln. Als Kind wohnte ich mit meinen Eltern in Senftenberg und da mein Vater bei der Bahn arbeitete, konnten wir oft und viel reisen und uns innerhalb Deutschlands viel ansehen. Damals habe ich die Blättchen zunächst als Erinnerung mitgenommen; ich hatte aber schon eine Affinität zur Geografie. So habe ich mir oft mit meinem Vater Atlanten angesehen und war begeistert davon, wie groß die Welt ist und wohin man überall fahren kann. Mich faszinierte, was es für Verbindungen früher gab und wo was abgekoppelt bzw. neu drangehängt wurde. Mit der Zeit kamen immer mehr Fahrpläne hinzu, die mir Freunde auch aus internationalen Zügen mitbrachten. Mittlerweile habe ich ca. 2.500 Exemplare, aufbewahrt in beschrifteten Kartons und nach Jahren sortiert. Eine Rarität ist ein Fahrplan von Görlitz über Cottbus – Berlin – Hannover – Bielefeld – Dortmund nach Köln; aus dem Jahr 1982, da war ich gerade ein Jahr alt. Den hat mir meine Großmutter mitgebracht, wahrscheinlich hatte die schon eine Vorahnung für meine Sammel-Leidenschaft. Außerdem befinden sich in meiner Sammlung noch ca. 70 Zuglaufanzeiger; Außenschilder, die meist an den Türen angebracht sind und den Start- sowie den Zielbahnhof angeben. Faltblättchen kommen jedes Halbjahr neu heraus und man kann sie natürlich im ganzen Satz erwerben. Aber das ist nicht Sinn der Sache. Natürlich hatte ich als Kind auch eine Modelleisenbahn, allerdings nie den Wunsch, später Lokführer zu werden. Ich war zufrieden, wenn ich von der ganzen Familie und allen Freunden neue Infoblätter mitgebracht bekam.
Clemens K. Berlin
Ich sammle Backgammon-Spiele. Angefangen damit habe ich als 13-Jähriger. Damals wohnte ich noch in Schwerte, wo ich das Spiel im dortigen Jugendzentrum zum ersten Mal entdeckt habe. Es wurde schnell zu meinem Lieblingsspiel, und da habe ich mir auch mein erstes eigenes Spiel vom Taschengeld gekauft. Ich finde es einfach genial, und ich empfand es von jeher immer sehr spannend. Ich glaube, drei Jahre später habe ich mir mein zweites gekauft; das erste Spiel hat inzwischen Kultstatus erreicht und steht als „Denkmal“ in einer Glasvitrine. Da Freunde von meiner Begeisterung wussten, brachten sie mir ein Backgammon-Spiel aus ihrem Urlaub in der Türkei mit. Auch das ist mittlerweile ein „Heiligtum“ für mich geworden. Nach und nach kamen neue Spiele hinzu, teils bekam ich sie geschenkt, teils habe ich sie auch selbst käuflich erworben. Sie stehen alle zusammen in dieser Glasvitrine.
Heute habe ich 23 Spiele, in unterschiedlichen Größen: das größte misst ca. 60 x 60 cm, das kleinste passt in eine CD-Hülle. Mein teuerstes Spiel kostete fast 300 €, das billigste lediglich 1 €. Natürlich sind auch die Materialien unterschiedlich; so habe ich Spiele aus Plastik, Holz, hochwertigem Kunststoff, Marmor, Metall, Stoff und Glas. Und da ich gerne male, existiert auch ein gemaltes Spiel auf Leinwand. Am liebsten spiele ich mit einem aus durchsichtigem Kunststoff, das sehr nobel aussieht.
Ich werde natürlich weiter sammeln. In Griechenland und Ägypten gibt es sehr schöne Spiele, mit denen ich gerne noch meine Sammlung erweitern möchte. Obwohl es einige Menschen gibt, die das Spiel langweilig finden, hat es für ich einen spannenden Charakter und Ablauf. Gespielt wird übrigens mindestens einmal die Woche mit einem guten Freund. Das macht mehr Sinn und Spaß, als ständig nur vorm Computer zu hocken.
Henning Schnelle, Hamburg
Ich habe vor zehn Jahren angefangen, Vodka-Flaschen zu sammeln. Damals wohnte ich in Hamburg und sah bei einem Freund, dass es limitierte „Absolut Vodka“-Flaschen mit bestimmten Themen und Städten gab. Das inspirierte mich, sodass ich mir als erstes die Regenbogenflasche besorgte, die es 2009 in Zürich zum 40jährigen Euro-Pride gab. Mittlerweile besitze ich ca. 70 Flaschen, einige habe ich selbst erworben, andere von Freunden als Reisemitbringsel geschenkt bekommen. Meine Highlights sind: drei unterschiedliche Dom-Perignon-Flaschen aus der Warhol-Edition von 2002, eine Flasche mit echtem Gold in der Flüssigkeit und der „Crystal Head“ von Dan Aykroyd, der nicht nur mehrfach ausgezeichnet, sondern von dem amerikanischen Acter John Belushi höchstpersönlich hier in Köln signiert wurde. Folgende Städte-Editionen besitze ich: Rio, New York, Boston, San Francisco, New Orleans, Miami, London und die aus der bislang einzigen deutschen Stadt Berlin.
Es gibt Flaschen mit Skins (Umhüllungen), die von Künstlern entworfen wurden. Da habe ich die mit Leder und Nieten bezogene „Rock“, die „Snowflake“ von 2005 mit weißer Hülle und eingestanzten Schneeflocken (das leere Case allein kostet 200 €), die „Maskerade“ mit Pailletten, die „Möhr“ mit Spiegelkacheln und die „Illusion“, bei der das Bild, das klein in Spiegelschrift hinten drauf ist, von vorne groß lesbar ist. Und natürlich ist die aktuelle Limited Ed von Absolut, designed von Andy Warhol, auch schon in meiner Sammlung. Ich sammle aber nur volle, versiegelte Flaschen und die bleiben auch zu. Leere Flaschen kann ja jeder sammeln. Meine Sammlung ist in der Wohnung verteilt, irgendwann gibt es eine beleuchtete Vitrine. Ich sammele weiter. Sollte es z.B. die 4. Chrom Edition geben, wäre dies das absolute Nonplusultra. Ich lege also mein Geld weiterhin „hochprozentig“ an.
Stephan Claasen, Köln
Als ich noch in Mexico lebte, hatte ich einen Job als Filmvorführer. Da habe ich mir immer ein paar Zentimeter Film abgeschnitten, die ich heute noch besitze. Durch die Filme ist meine Reiselust entstanden und meine zweite Sammlung fing an, nämlich Tickets meiner Flugreisen. Da ich als Vertriebsingenieur arbeite, komme ich sehr viel in der Welt herum. So habe ich sechs Monate in Prag und Texas gewohnt, war in Peru und Kolumbien und bin mindestens einmal im Jahr in Peru, Chile, Spanien, Argentinien, Brasilien und der Schweiz. Und was habe ich mir aus jedem Land als ganz persönliches Erinnerungsstück mitgebracht? Meine inzwischen dritte Sammlung von Kühlschrank-Magneten, von denen ich jetzt ca. 100 Stück besitze. Mein absolutes Lieblingsstück ist aus Mexico, eine handgemachte Sonne, die ich in Deutschland brauche. Weitere Highlights sind ein Minifresco der Sixtinischen Kapelle aus Italien, eine Schokoladenfrau aus Mississippi, ein Portrait meiner Lieblingsmalerin Frieda Kahlo; immer, wenn ich in Kolumbien bin, besuche ich ihr „Blaues Haus.“
Dann gibt es Magnete aus Peru, Prag, Texas, Argentinien sowie von den schwulen Stränden in Sitges und Ibiza. Es gibt eine Kuh aus der Schweiz, einen Fisch aus Kolumbien, die Maus und den Elefanten aus Köln, eine Katze aus Mexico, jeweils eine Eidechse aus Ibiza und Barcelona und ein Lama aus Chile. Alle Stücke, die aus Holz, Keramik, Ton, Plastik, Textil, festem Karton oder Blech gemacht sind, sind selbst eingekauft. Lediglich das türkische Auge und das Känguru aus Australien sind geschenkt. Die sollen mich daran erinnern, dass ich da noch persönlich hinreisen möchte. Wie mein Besuch auf meine Sammlung reagiert? Meistens mit dem Satz: „Du brauchst dringend einen zweiten Kühlschrank!“
Angel Arellano, Hannover – Frankfurt – Köln
Ich sammle Barbie-Puppen sowie Figuren aus Star Wars und anderen skurrilen Filmen, die mich inspirieren. Das ist auf Dauer ein ganz schön teurer Spaß, denn ich habe mir alle selber gekauft. Mittlerweile hat die Sammlung einen unglaublichen Wert. Für die Barbie im pinkfarbenen Kleid habe ich allein 250 € bezahlt; und es ist nicht die teuerste. Heute besitze ich ungefähr 220 Barbie-Puppen und ca. 50 Kens. Allerdings habe ich die meisten Figuren momentan in Kartons verstaut; sie werden erst wieder in einer größeren Wohnung aufgebaut, wenn ich umgezogen bin.
Barbie ist ja im letzten Jahr 55 Jahre alt geworden. Sie ist einfach eine Ikone und ein Kult, außerdem spiegelt sie auch den Mode-Zeitgeist wider. Sie ist ja generell ein Synonym für die Schönheit und mit ihrem Modelmaßen ein Traum für kleine Mädchen. Ich finde aber die 1970er-Jahre-Barbie eleganter und modisch durchgestylter als die Barbies von heute. Aus der damaligen Zeit besitze ich die Kult-Models-Barbie Claudia Schiffer und Naomi Campbell. Aber ich liebe trotzdem auch die modernen Barbies von heute, wie z.B. Heidi Klum, Taylor Swift und meine Favoritin Lady Gaga.
Meine erste Barbie hatte ich mit etwa vier Jahren. Aber ich habe nicht so mit denen gespielt, wie es die kleinen Mädchen machen, sondern ich habe meine Puppen gestylt. Mein Hobby war schon immer Stylist und Modeberater. Alle Mädchen damals waren richtig neidisch auf meine Puppen und wollten die immer anfassen. Sie kamen zu mir und haben sich ihre Barbies für damalige 50 Pfennige stylen und frisieren lassen.
Meine Sammlung zusammengefunden habe ich größtenteils über Ebay, aber auch über Tauschbörsen und Freunde. Natürlich sammele ich mit Leidenschaft weiter, allerdings suche ich dringend eine neue Wohnung, denn meine Mädels brauchen ein wenig mehr Platz.
Christian Butz, Solingen