Leserumfrage Meine beste Freundin

Dany, meine beste Freundin, habe ich genau vor 12 Jahren auf dem Duisburger CSD kennen gelernt. Wir hatten uns beide mit einem Stand angemeldet: sie mit SM-Fetisch-Artikeln aus ihrem Laden und ich mit meinem Lederstand vom „MSC Rote Erde Dortmund". Leider hatte man uns 50 Meter vom CSD-Geschehen in Richtung Innenstadt platziert. Wir interpretierten das damals, dass man sich für uns schämte und nicht so nah dabei haben wollte. So haben wir uns aus Solidarität, weil wir das gleiche Schicksal teilten, kennen gelernt. Anfangs hatten wir uns jede Menge zu erzählen; wir kamen uns beide wie Außenseiter vor und fühlten uns diskriminiert. Und das verbindet ja. Wir gehörten doch zum CSD und hätten uns niemals so weit abseits gestellt. Ich hatte mir damals geschworen, so etwas würde mir nicht noch einmal passieren. Wäre das damals nicht passiert, hätte ich aber meine aller, aller, allerbeste Freundin nie kennen gelernt. Dany wohnt und arbeitet in Köln, ich lebe in Dortmund, uns trennen also ca. 80 km. Wir besuchen uns meist - abwechselnd - an Wochenenden. Irgendwie sind wir seelenverwandt; wir können über alles reden, es gibt für uns kein Tabu. Wir sprechen über unsere Sorgen und Probleme und haben jede Menge Spaß miteinander. Wir waren auch schon zusammen im Urlaub und haben – wenn es sich ergeben musste – ohne Hintergedanken in einem Bett geschlafen. Dany ist zwar heterosexuell, aber sie weiß, dass ich seit 18 Jahren einen festen Mann an meiner Seite habe, mit dem ich mich vor etlichen Jahren verpartnert habe und mit dem ich seit zwei Jahren verheiratet bin. Mein Mann liebt Dany genauso wie ich. Ich könnte mir sogar sehr gut vorstellen - da wir keine Familie im Hintergrund haben, dass wir uns unsere eigene Familie aufbauen. Das hieße konkret: Dass es durchaus möglich ist, dass wir mit zunehmendem Alter unseren Lebensabend gemeinsam in einer 3er-WG verbringen könnten.
Dirk K. aus Dortmund & Dany aus Köln

Meine beste Freundin heißt Karla und wir sind seit zehn Jahren „ein Kopf und ein Arsch". Sie ist ca. zwanzig Jahre älter, aber wir verstehen und ergänzen uns prächtig. Ich bin ja ein sogenanntes „Kirmeskind" in 8ter Generation. Vor zehn Jahren im Winter stand ich mit meinem Stand in der Nähe ihres Arbeitsplatzes. Unsere Freundschaft begann mit einer heißen Tasse Kaffee, die sie mir bei klirrender Winterkälte brachte. Sie wollte, dass es mir gut ging. Das ging sogar so weit, dass sie, als es mir einmal körperlich schlecht ging, weil ich zu viel arbeitete, mich mit einem Urlaubsticket überraschte und wir gemeinsam ein paar Tage nach Djerba zum Entspannen flogen. Sie wusste von Anfang an, dass ich schwul bin, weil ich da nie einen Hehl draus gemacht habe. Was ich an ihr schätze, ist, dass Karla immer genau weiß, was ich denke. Wir könnten gegenseitig unsere Sätze beenden. Wir brauchen uns nur anzusehen und wissen genau, was im anderen vorgeht. Ich liebe an ihr, dass man auf der einen Seite unheimlich viel Blödsinn mit ihr machen kann und sie auf der anderen Seite immer einen guten und vernünftigen Ratschlag zur Hand hat. Uns verbindet blindes Vertrauen. Wir kennen uns in- und auswendig, wir kennen uns nackt und teilen im Urlaub auch ein gemeinsames Zimmer. Sie kennt meine Beziehungen und ich ihre, da gibt es keine Probleme. Wir haben auch keine Geheimnisse voreinander und können selbst über unsere Intimleben miteinander sprechen. Wir brauchen uns gegenseitig; wenn wir zusammen sind, geht es uns beiden gut. Wenn ich unterwegs bin, telefonieren wir ständig. Mindestens einmal die Woche versuchen wir zusammen essen zu gehen und wir sehen uns so oft, wie es unsere Arbeit zulässt. Leider haben wir es trotz immer wieder neuer Planung nie geschafft, das Weihnachtsfest zusammen zu verbringen: auch da sind wir uns ähnlich: dass dürften wir unseren Müttern nicht antun, wenn wir dann nicht zu Hause wären.
Ernst und Karla aus Bad Kreuznach

Ich kenne Michaela nun mittlerweile schon seit 4 ½ Jahren. Kennengelernt habe ich sie zusammen mit ihrem Mann, durch meinen Freund. Wir waren gemeinsam bei einem Abendessen in einer Tapas-Bar und an diesem Abend hat sich sofort unsere Freundschaft entwickelt. Seitdem treffen wir uns regelmäßig zu viert, abwechselnd privat bei denen oder bei uns zu Hause oder wir verabreden uns für den Abend in einem Restaurant unserer Wahl. Auch mein Freund mag sie und schätzt sie sehr und selbst ihr Mann hat keine Probleme mit Schwulen; der geht sogar mit uns Jungs in die Szene, wenn wir schwul feiern wollen. Was ich an Michaela mag ist die Tatsache, dass ich sie Tag und Nacht anrufen kann. Sollte es mir mal nicht gut gehen, kann ich jederzeit zu ihr hinfahren, sie nimmt sich einfach Zeit für mich und hört mir zu. Das beruht natürlich auf Gegenseitigkeit; wir sind einfach füreinander da. Wir sprechen über Probleme jeglicher Art, die Chemie zwischen uns stimmt einfach; das hat direkt seit unserem ersten Treffen auf Anhieb funktioniert. Ich mag an ihr ihre Offenheit, dass man mit ihr über alles reden kann und dass sie sagt, was sie denkt. Ich kann mich einfach auf sie verlassen. Wenn ich nicht schwul wäre, wäre Michaela meine Traumfrau. Ich könnte mir auch gut vorstellen, mit ihr zusammen in Urlaub zu fahren. Zurzeit sind ihre beiden Kinder noch klein, so dass diese Möglichkeit nicht durchführbar ist, aber es wäre dann auch kein Problem, mit ihr ein Zimmer und im Notfall auch ein Bett zu teilen. Ich habe zwar nie darüber nachgedacht, aber ich finde es ganz großartig, dass es eine weibliche Person gibt, zu der ich so eine wunderbare innige Freundschaft mit so einer Vertrautheit und Nähe habe. Und das Schönste ist, dass unsere Männer das als Selbstverständlichkeit betrachten und sich über unsere Freundschaft freuen.
Patrick & Michaela, Köln-Hürth

Ich habe meine beste Freundin Katharina 1994 auf der Musicalschule in Hamburg kennen gelernt. Wir waren zwei Jahre in derselben Klasse und unsere Einstellung zum Leben und unserer beruflichen Zukunft hat uns sofort verbunden. Wir beide waren bodenständiger als die anderen. Sie wusste von Anfang an, dass ich schwul bin und war zu der Zeit mit meinem besten Freund zusammen. Ein großer Punkt unserer Freundschaft ist, dass wir uns im Grunde wie vom ersten Tag an blind verstehen. Trotz der großen Distanz, die zwischen unseren Wohn- und Arbeitsorten liegt. Sie wohnt in Mannheim, hat inzwischen Familie mit zwei Kindern und ist schauspielerisch im Mannheimer und Mainzer Raum unterwegs. Das hat den Nachteil, dass wir uns nur zwei oder drei Mal im Jahr sehen, was berufs- und familienbedingt ist. Aber wenn wir telefonieren – und das machen wir sehr oft - ist es immer so, als hätten wir uns noch am Vortag gesehen. Sie ruft meist von der Autobahn an, wenn sie zu ihren Auftritten unterwegs ist; dann schnacken wir immer über Gott und die Welt. Man muss ja nicht in derselben Stadt wohnen, eine Freundschaft überbrückt auch eine Distanz von 300 Kilometern. Sie war dabei als ich 1994 mit Arne zusammen gekommen bin und sie war sowohl bei unserer Verpartnerung im Jahr 2005 als auch jetzt bei unserer standesamtlichen Hochzeit Ende November unsere Trauzeugin.
Ich schätze an Katharina ihre absolute Ehrlichkeit, was ich in unserem Schauspielerberuf sehr wichtig finde und ihre Loyalität. Wir können uns gegenseitig aufeinander verlassen und haben ein unvoreingenommenes Verständnis füreinander, was über Jahre hält und bleibt. Inzwischen ist ihr Mann auch unser Anwalt. Witzig dabei ist, dass der Bruder ihres Mannes ebenfalls Schauspieler und ein guter Freund von mir ist. Wir waren zu Dritt 2001 in Hanau bei den Märchenfestspielen engagiert.
Ralf und Katharina, Köln und Mannheim

Ich kenne meine Elke jetzt über 3 ½ Jahre, wir haben uns in einer Reha kennen gelernt. Uns trennen 8 Jahre und ca. 20 km Entfernung, aber wir sehen uns fast täglich und telefonieren etwa 15 Mal am Tag. Elke ist ein liebevoller, freundlicher, lustiger und durchgeknallter Mensch, allerdings heterosexuell und fest verheiratet. Anfangs war es schon etwas schwieriger, als sich ihr Mann mit dem Thema „schwuler Freund“ auseinandersetzen musste, aber er akzeptiert unsere Freundschaft und ist oft dabei. Allerdings kommt heute noch ab und zu der Satz: „Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man denken...“; das sagt er aber mit einem Grinsen und witzelt über unsere sehr intensive Freundschaft. Die ist übrigens vergleichbar mit Freundschaften aus den Kindertagen, wo man so eine Art Standleitung zur besten Freundin hatte und ständig zusammenhing oder miteinander telefonierte. So wartet Rolf zum Beispiel jeden Abend auf den allabendlichen „Gute-Nacht-Anruf" seiner Freundin. Wenn Elke nicht da ist, fehlt ihm etwas.
Elke ist dank ihres Vaters sehr praktisch veranlagt, Rolf hingegen hasst es, Bedienungsanleitungen zu lesen. Durch Elke ist Rolf auch wieder auf den Hund gekommen; und wenn Rolf durch seine Krankheitsprobleme mit seinem Knie ausfällt, spielt Elke (plus Mann) die Hundesitterin. Zwischen den beiden herrscht uneingeschränktes Vertrauen; Elke hat selbstverständlich einen Wohnungsschlüssel und muss nie klingeln. Sollte Rolf irgendwann den Mann fürs Leben finden, würde er aber nicht den Fehler machen, den viele begehen: Für eine Beziehung würde ich meine Freundin nicht aufgeben. Eine Beziehung kann zerbrechen, eine echte Freundschaft nicht. Ihr gehört mein Herz, dem Partner dann mein Körper. Natürlich müsste der Neue Elke akzeptieren; obwohl etwas würde sich doch verändern: Elke sollte wenn sie kommt, zur Sicherheit doch vielleicht vorher klingeln.
Rolf & Elke, Raum Köln

Sascha: Ich habe Sabine 1990 auf der Arbeit im Büro kennen gelernt; wir waren also ursprünglich Arbeitskollegen. Aus der Kollegialität entwickelte sich aber nachdem wir uns besser kennen gelernt hatten unsere mittlerweile langjährige Freundschaft, denn wir mochten uns von Anfang an und stellten viele Gemeinsamkeiten fest. Gerade diese Zeit von fast 30 Jahren macht unsere Freundschaft aus, denn inzwischen sind wir keine Kollegen mehr, sondern wir arbeiten in verschiedenen Ämtern. Wir wohnen auch nicht in derselben Stadt, sondern ca. 30 km auseinander. Wir verabreden uns aber ständig zu gemeinsamen Essen, verbringen diverse Partys oder Geburtstagsfeste miteinander und whatsuppen sehr oft. Ich vertraue Sabine auch Geheimnisse an; sie besitzt mein vollstes Vertrauen und sie darf natürlich jederzeit in unserer Männerwohnung übernachten, falls es mal zu spät für den Heimweg wird. Ich mag ihre Lebensfreude, die sie ausstrahlt, ihre Art, wie sie auf andere Menschen zugeht und ihren Humor. Wenn man mit ihr unterwegs ist, hat man immer etwas zu lachen, zu erzählen oder zu erleben. Sie ist immer gut drauf; sie hat, wie man so schön sagt, immer „Power im Hintern" und in ihrer Vitalität ist sie noch ein bisschen aktiver wie ich. Sie ist einfach ein wahrer Freund. Sabine: Ich wusste zuerst gar nicht, dass Sascha schwul ist. Ich fand ihn aber sofort sympathisch und als er sich dann irgendwann outete, hat mich das nicht im Geringsten gestört. Dafür hatte mein Mann anfangs damit seine Probleme, denn er hatte die Angst, er wäre demnächst ein „Opfer“; er glaubte, die Jungens sprängen auf ihn über. Mittlerweile ist das kein Thema mehr, er geht sogar mit auf schwule Veranstaltungen und auch zwischen unseren Männern ist eine Freundschaft entstanden – die aber an Saschas und meine nicht herankommt.
Sascha und Sabine, Köln/Bonn