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Leserumfrage // © fotografixx

Leserumfrage Mein Freund/Mann ist Ausländer

vvg - 02.09.2015 - 10:00 Uhr

Seit 2000 bin ich mit einem Afrikaner zusammen. Wir haben uns im Kiosk kennengelernt, wo wir uns fast täglich begegneten, kamen ins Gespräch und haben Telefonnummern ausgetauscht. Irgendwann habe ich ihn eingeladen; ohne Absichten, weil ich annahm, dass er keine homosexuellen Ambitionen hatte. Dann ist es halt passiert. Es hat ein halbes Jahr gedauert, ehe wir uns eingestanden, dass wir ineinander verliebt sind. Mein Freund kommt aus Ruanda, er studierte bereits in Deutschland, bevor der Völkerkrieg zwischen Tutsi und Hutu ausbrach. Seine Familie kam nach und mein Freund brach sein Studium ab, um die Familie zu ernähren. Betreffend Homosexualität ist Ruanda relativ liberal. Ich war schon viermal im Land. Es herrscht dort ein sehr fröhliches Leben und es ist jedes Mal ein tolles Erlebnis. Mein Freund spricht Französisch, Englisch, Deutsch, Kisuaheli und Ruandisch, wir unterhalten uns auf Deutsch und Englisch. Weil unsere Mentalitäten doch sehr verschieden sind, haben wir beschlossen, nicht zusammenzuziehen. So ist es bis heute geblieben. Aber wir unternehmen viel, reisen durch die Welt, treffen uns mit Freunden, gehen gemeinsam essen. Und wenn mein Freund selbst kocht, gibt es neben Rind und Schwein auch afrikanische Küche, bei der vor allem mit Ziegenfleisch gekocht wird. Anfangs war es unverschämt scharf für mich, jetzt habe ich mich daran gewöhnt, sodass mir deutsches Essen manchmal fad vorkommt und ich – wie die meisten Afrikaner – nachwürze. Ich habe seine Familie kennengelernt, da bin ich sein bester Freund. Einige werden unsere Beziehung vielleicht ahnen, aber man spricht nicht darüber. Auch wenn man glaubt, dass in Afrika nicht viel geküsst wird, mein Freund ist der beste Küsser, den ich kenne, und der Sex ist sehr, sehr leidenschaftlich. Ob es daran liegt, dass er Afrikaner ist, oder wir uns so stark lieben, kann ich aber nicht sagen. Dass Afrikaner sehr gut bestückt sind, war für mich aber nicht vorrangig.
Andreas, lebt in Köln mit einem Afrikaner
 

Andreas // © vvg

Wir haben uns über Gayroyal kennengelernt und leben seit neun Jahren zusammen. Ich kann nicht für alle türkisch-deutschen Beziehungen sprechen, da wir im Glauben schon mal nicht vorbelastet sind. Adnan hatte schon als Kind den moslemischen Glauben abgelehnt, als er erfuhr, dass im Iran Schwule und Andersdenkende gesteinigt wurden. Meine Eltern kennen Adnan von Weihnachtsfesten. Das Fest bedeutet ja „Trautes Heim, Glück allein“ und wird im Kreise der engsten Familie gefeiert; da fühlte sich Adnan wahrscheinlich anfangs fehl am Platz. Er ist von meinen Eltern, Geschwistern und deren Kindern gut aufgenommen worden. Seine Eltern kenne ich nicht, sie leben ca. 100 km entfernt. Adnan ist bei ihnen auch nicht geoutet; obwohl jede Mutter, die ihr Kind liebt, Bescheid weiß. Und sie liebt ihn sehr! Wenn wir offen Hand in Hand durch die Stadt gehen, kommt schon mal ein dummer Spruch von Jugendlichen. Ansonsten werden wir weitgehend toleriert. Letztendlich hängt das Verständnis der Türken von ihrer Herkunft ab. Ein Istanbuler bleibt gelassen, wo ein aus Anatolien stammender Mann schon einen Herzinfarkt bekommt. Menschen mit einer intelligenten Basis, die im Glauben nicht fanatisch sondern open-minded sind, haben damit keine Probleme. Was sexuelle Praktiken angeht, sind wir beide sehr offen. Probleme ergeben sich eher in der Sprache. Adnan hat zwar in der Schule Deutsch gelernt, aber die Ironie der Sprache, Redewendungen und Zweideutigkeiten führen oft zu Missverständnissen. Da geht ein heißblütiger Mann schnell mal auf die Barrikaden. Im Gegensatz zu meiner letzten Beziehung mit einem Deutschen, der eher konservativ war, erlebe ich mit Adnan nun das Gegenteil. Adnan ist meine große Liebe. An seinen Geschmack und die Vorliebe für scharfes Essen habe ich mich gewöhnt. Adnan mag auch mal ein Schnitzel oder eine Bratwurst, zieht allerdings Rindfleisch vor. Das hat aber nichts mit Glauben zu tun. Er mag den Schweinefleischgeschmack nicht.
Burkhard mit seinem türkischen Freund Adnan
 

Burkhard und Adnan // © vvg

Wir haben uns über Facebook kennengelernt und sind seit über einem Jahr zusammen; Adrian lebte da schon in Deutschland. Große Probleme haben wir nicht, außer dass er noch nicht so gut Deutsch spricht. Er geht jetzt aber auf eine Sprachschule. Wir unterhalten uns auf Englisch; was ein Problem für unser Umfeld ist, weil die wenigsten Deutschen gut Englisch können. Ich empfinde Adrian nicht als Ausländer, schon gar nicht als Rumäne. Schwule werden in Rumänien zwar nicht verfolgt, aber sie werden wenig toleriert. Die Gesellschaft ist dem Thema gegenüber nicht offen, Homosexualität wird nicht gerne gesehen, obwohl sie wie im restlichen Europa legal ist. Man könnte dort nie wie in deutschen Großstädten Hand in Hand durch die Straßen gehen. Adrian geht sehr offen auf Menschen zu, er ist ein starker Sympathieträger und bei allen meinen Freunden sehr beliebt. Wenn wir uns streiten, betrifft das den Haushalt: Wenn ich nicht sage, mach mal dies oder das, bleibt es liegen. Nicht weil er faul ist, sondern weil er es einfach nicht sieht. Adrians Heimat kenne ich nicht, bin aber auf Land und Leute neugierig. Ich weiß von ihm, dass sein Land sehr schön ist und es dort viel zu sehen gibt. Auch die dortige Küche kenne ich kaum, allerdings gehört das Kochen zu meinen Aufgaben. Ein großer Unterschied zwischen uns ist die Mentalität: Wir Deutschen sind Pünktlichkeitsfanatiker und haben nie Zeit. Adrian ist immer entspannt. Ihn kann nichts aus der Ruhe bringen. Wenn ich schon kurz vor dem Herzinfarkt stehe und ausraste, ist er ganz gemütlich und weiß, mich zu beruhigen. Dafür ist er  – außer bei seiner Arbeit – selten pünktlich. Deutsche sind auch nicht so machohaft wie Rumänen. Mit meinen Travestie-Auftritten hat Adrian übrigens kein Problem. Lediglich schade findet er es, wenn es mal wieder heißt: „Der Bart muss ab!“
China Doll (den ganzen Januar im HH Pulverfass) mit seinem rumänischen Freund Adrian
 

China Doll und Adrian // © vvg

G: Wir sind seit einem Jahr zusammen. Eugen wurde mir von einem Freund vorgestellt, daher wusste ich, woher er kam. Viele halten uns beide für Ausländer und glauben, ich hätte einen Sprachfehler, weil ich das R nicht rolle. Ansonsten sind wir uns sehr ähnlich. Eugen und seine Landsleute sind sehr gesellig. Wenn wir seine Familie, die auch hier wohnt, besuchen, wird alles gekocht, was das ukrainisch-russische Kochbuch hergibt. Ich muss alles probieren und wenn ich etwas nicht mag, bekomme ich noch einen Extralöffel. J Das Essen ist sehr deftig und meist hilft Wodka dabei, das wieder zu verbrennen. Wir haben immer fünf bis sechs Flaschen im Hause, falls Freunde zum Überraschungsbesuch einfallen. Ich komme damit gut zurecht, auch wenn ich die Sprache nicht verstehe; sie nehmen aber auch Rücksicht und sprechen Deutsch. Wir leben seit Februar mit Hund und Katze als Familie zusammen und selbst die beiden „verstehen“ sich wunderbar. Ich würde sein Heimatland gerne kennen lernen, möchte aber nicht in ein Kriegsgebiet fahren.

E: Ich bin in der Ukraine geboren und lebe seit 1996 in Deutschland. Katharina die Große hatte ja viele Deutsche in die Ukraine gebracht. Wir lebten dort in einem deutschen Dorf, daher lernte ich die Sprache. Meine Eltern sind in den 1980ern in die Eifel gezogen. Günter ist mein erster deutscher Freund, bei dem alles zusammenpasst. Das liegt sicher nicht nur an seinem Familiennamen, der so ist wie unsere Nationalsuppe. Seine deutschen „Vorgänger“ konnten nie mit spontanen Besuchen meiner Freunde umgehen, die meist zu siebt oder acht einfallen und sich wie zu Hause fühlen. Günter kommt damit zurecht. Es gab immer Unterschiede zwischen meiner und der deutschen Mentalität: Alleine schon das Verständnis des Wortes Familie, auf die ich großen Wert lege, war sehr unterschiedlich. Und meistens fehlte es den deutschen Partnern an Spontaneität. Mit Günter bin ich ganz auf einer Ebene. In der „Heimat“ war ich zuletzt vor zwei Jahren. Es ist mir dort aber zu gefährlich geworden.
Günter mit seinem ukrainischem Freund Eugen
 

Günter und Eugen // © vvg

Wir haben uns während des CSDs 2006 in einer Sauna kennengelernt, wo Mee als Masseur arbeitete. Warum übrigens die meisten Thais als Masseure arbeiten, kann ich nicht sagen; sie beherrschen aber ihr Metier. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich mal mit einem Thai zusammenleben würde, hätte ich demjenigen einen Vogel gezeigt; Thais waren generell nicht mein Beuteschema. Seine Ausstrahlung allerdings hat mich dann vom Gegenteil überzeugt: Wir haben uns gesehen, waren uns auf Anhieb sympathisch und haben uns nach der Arbeit getroffen. Nach einem halben Jahr sind wir zusammengezogen und seit dem 10. 10. 2010 sind wir verpartnert.

Thais sind generell etwas kleiner als Deutsche und wirken jünger, als sie tatsächlich sind. Sie sind in allem etwas gelassener und nicht so terminfest; meistens unpünktlich, aber trotzdem zuverlässig. Sie sind gerne unter sich, da sie nicht so akribisch im Deutschlernen sind. So können sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten. Mee selbst spricht mittlerweile ein gutes Deutsch. Er hat oft Heimweh, ist aber trotzdem lieber hier, weil das Leben einfacher ist. Im November fliegen wir zum ersten Mal zusammen nach Thailand. Erst eine Woche zur Mama nach Bangkok, dann mit Mama eine Woche an den Strand. Mee ist übrigens der Liebling meiner Mutter und auch alle meine Freunde mögen ihn sehr. Was Thais nicht an Deutschland mögen, ist die Hektik, der Stress und dass immer alles 100%ig korrekt sein muss. Und sie lieben in der Regel helle Haut und blonde Haare. Mee hat einen buddhistischen Glauben und einen kleinen Altar in unserer Wohnung, wo er zu unbestimmten Zeiten betet. Wenn wir uns streiten, geht es nur um Kleinigkeiten; aber wir sind uns nie lange böse. Er kocht wunderbar und wir essen fast nur thailändisch.
Markus mit seinem thailändischem Freund Mee
 

Markus und Mee // © vvg

M: Ich komme aus Teheran. Meine Mutter ist Syrierin, mein Vater Perser; ich spreche sowohl Persisch als auch Hebräisch. Als ich 3 Jahre alt war, sind meine Eltern geflohen. Ich bin also hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Wir sind eine moderne Familie und ich habe mich schon mit 18 Jahren geoutet. Klar waren meine Eltern im ersten Moment geschockt, aber das war dann schnell geklärt und akzeptiert. Auch meine Cousins, Tanten und Onkel sind da sehr modern und tolerant und gingen gut damit um, als Sebastian mein Partner wurde. Dabei kennen wir uns erst seit Silvester; wir hatten uns über Gayromeo kennengelernt und uns nur für ein Sex-Date getroffen. Als er vor mir stand, dachte ich nur „Wow, toll“. Für mich ist der Europäer im Gegensatz zum Exoten immer der interessantere Mann gewesen; ich wollte nie einen persischen Freund. Ich selbst bin hyperaktiv und brauche jemanden wie ihn, der auch mal für sich sein kann. Ich liebe Sebastian und habe wahnsinnig gerne Sex mit ihm. Die Basis und das Fundament stimmen. Wenn er mir mal einen Antrag macht, werde ich eventuell sogar Ja sagen. Dabei geht es mir nicht um die Heirat, sondern darum, zu wissen, dass er zu mir gehört.

S: Mir ging es beim ersten Date nur um Sex, da war mir die Nationalität zunächst egal. Der Sex war aber großartig, besonders intensiv und mehrmals hintereinander. Wir haben sehr leidenschaftlichen Sex, glauben aber, dass wir nichts anders machen, als andere Paare. Leider haben die meisten das Klischee, Exoten hätten ein großes Teil. Aber was nützt ein großer Schwanz, wenn man nicht damit umgehen kann? Das Exotische an ihm und seiner Familie ist in erster Linie, dass es unheimlich viele verschiedene Gerichte gibt, die man alle probieren muss. Das Zuhause ist sehr gemütlich, es gibt viele Teppiche. Und Michel gibt als Florist der hochmodernen Floristik einen orientalischen Touch. Er hat Geschmack, liebt Teppiche, schwärmt für Antiquitäten und für persische sowie politische Kunst.
Sebastian mit seinem iranischen Freund Michel
 

Sebastian und Michel // © vvg

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