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Leserumfrage // © NicolasMcComber

Leserumfrage Gay & Grey

vvg - 05.12.2017 - 09:00 Uhr

Andreas: Ich fand schon mit 12 Jahren Jungens gut; mit 16 hatte ich meinen ersten Mann, der ca. 4 Jahre älter war. Geoutet habe ich mich mit 25, was nur aus dem Grunde ein Problem war, da ich 10 Monate vorher geheiratet hatte. Mein Vater hatte es vorher geahnt, für meine Mutter war es schon ein kleiner Schock und meine Ex - zu der ich wie zu meinem 30-jährigem Sohn keinerlei Kontakt mehr habe - weiß es bis heute nicht. – Meine Kopfhaare sind bei mir schon mit 25 ausgewandert, die ersten grauen Barthaare kamen mit 40. Ich fand das nie schlimm und würde sie nicht färben, aber ich tue das Thomas zu liebe. Der findet nämlich, da ich 14 Jahre jünger bin, wie er, sollte ich auch jünger aussehen.

Thomas: Ich hatte mich schon an Fußballspielern in ihren knappen Hosen als 6jähriger abreagiert und da ich katholisch erzogen wurde, habe ich das in der Kirche gebeichtet. Mit 8 Jahren habe ich dann auf meinen Wunsch unseren Pfarrer oral befriedigt; und das haben wir sehr oft wiederholt. Obwohl ich kontinuierlich männliche Sexpartner hatte, habe ich geheiratet und wurde auch Vater einer Tochter und eines Sohnes. Übrigens wurde ich bei seiner Konfirmation/Kommunion ungewollt durch meinen damaligen Freund geoutet. – Meine ersten grauen Haare kamen Ende 40. Mit 55 habe ich mit dem Färben angefangen, weil ich das schöner finde. Witzigerweise ist die Farbe des Schnäuzers und Kinnbartes meine Originalhaarfarbe, lediglich die Seitenhaare färbe ich. Wenn ich gefragt werde, ob ich meinen Bart färbe, glauben die Leute zuerst, dass ich meinen Kinnbart ins graue färbe. Mittlerweile ist die jetzige Farbkombination mein Erkennungsmerkmal. Wir färben ca. alle 2 Monate selber; da wir jetzt im November heiraten, greifen wir vorher aber auf jeden Fall noch mal zum Haarfärbemittel.

Andreas & Thomas aus Köln

Andreas & Thomas // © vvg

Schwul bin ich, seitdem ich denken kann - vom Bewusstsein her, seit dem 10. Lebensjahr. Älter- und damit Grauwerden ist ein Prozess, der bei mir vor 5 Jahren mit Anfang 40 begann. Die ersten Grauen wuchsen im Bart und da ich dunkle Haare habe, fielen die sofort auf. Aber ich habe weder mit dem Schwul-sein noch mit dem Grau-werden Probleme. Es ist ein natürlicher Prozess, langsam in das „Daddy-Alter“ rein zu schlingern. Ich merke, dass ich mich verändere, merke aber auch, dass ich auf einmal zur Zielgruppe jüngerer Männern gehöre. Sie suchen vielleicht erfahrene, reife Männer. Vielleicht sind sie auch auf der Suche nach einem Mann, der die Vaterrolle erfüllt; schließlich kommt ja auch der Begriff „Daddy“ irgendwoher :-). Ich selbst habe bis ca. 35 immer auf ältere Männer gestanden. Zwischen meinem 20. und 30. Lebensjahr war ich in einer monogamen Beziehung zu einem 12 Jahre älteren Mann, der zwar nicht grau war, aber wäre er es gewesen, hätte mich das nicht gestört. Ein ergrauter Mann ist nicht scheintot - im Gegenteil: das macht einen Mann erst interessant. Derzeit sind graue Haare doch „In“. Denken wir mal an George Clooney oder Sean Connery. Das waren bzw. sind Idole und Vorbilder für viele Männer.

Auch Bart ist seit einiger Zeit wieder in Mode, davor trugen ihn nur ältere Herren. Ich finde es albern, wenn Leute sich Haare oder Bart färben, um graue Stellen zu verdecken. Auch wenn sie es nicht glauben: man merkt es definitiv. Letztendlich wollen sie jünger aussehen und den Alterungsprozess optisch aufhalten. Ich würde meine Haare nie färben, weil ich diese Salt- & Pepper-Mischung richtig cool finde. Und wenn ich nach meinem 79-jährigen Vater komme, werde ich in dem Alter wie er tiefgraues volles Haar haben.

Andrè K. aus Düsseldorf

André // © vvg

Als schwul geoutet habe ich mich mit 24 Jahren. Vorher habe ich in den Tag hineingelebt und das Thema einfach verdrängt; allerdings gab es die Ahnung, dass es irgendwann passieren wird. Dann haben sich Freunde von mir geoutet und mich dazu gebracht, dass ich dazu stehen soll. Kurz danach habe ich über diese Freunde einen Mann kennen gelernt, der mein 1. Partner wurde; er war dann der Grund für mein Outing. Grau wurde ich ab meinem 25. Lebensjahr, also schon sehr früh. Da hatte ich noch Haare auf dem Kopf, aber noch keinen Bart. Böse Zungen behaupten ja, ich hätte die grauen Haare wegen meines Outings bekommen. Ich hätte mir wohl zu viele Sorgen darüber gemacht, da wären sie grau geworden und ausgefallen. 

Das war übrigens zu dem Zeitpunkt eine echte Katastrophe für mich. Die Folge war ein sehr reduziertes Selbstbewusstsein und ein Rückzug, ich wollte mich so nicht zeigen. Es war eine Art Gefühl, dass mich jetzt keiner mehr ansehen würde. Grau zu werden und Haar zu verlieren gehört ja zu dem Klischee, alt zu werden. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Haare abzuschneiden, denn färben wollte ich sie auf keinen Fall. Ich kenne keinen gefärbten Bart, dem man es nicht ansieht. Als Ausgleich habe ich mir den Bart wachsen lassen und zu meinem größten Erstaunen, stellte ich fest, dass ich plötzlich das Objekt einer bestimmten Zielgruppe war. Ich werde oft darauf angesprochen und bin auch schon (ein paar Mal) gefragt worden, ob ich mir den gefärbt hätte. Durchweg ist die Resonanz darauf sehr positiv. Und parallel mit meinem Bart ist auch mein Selbstbewusstsein wieder gewachsen. Und spätestens seit Sean Connery sind auch graue Haare trendy.

Dirk H. aus Köln

Dirk // © vvg

Ich bin zwar nicht „Gay“, dafür spielen aber in meinem Leben mehr schwule als heterosexuelle Männer eine Rolle. Dafür bin ich „Gray“. Die ersten einzelnen grauen Haare hatte ich schon mit Ende 20 und hab sie sofort ausgerissen. Danach kam eine lange Bühnenzeit, in der regelmäßig FriseurInnen meine Haare mit unterschiedlichen Farben verschönten. Im Jahr 2006 machte ein Schweizer Fotograf neue Werbefotos von mir. Beim Betrachten der Fotos bekam ich einen Schreikrampf, weil plötzlich der ungetönte graue Haaransatz auf meinem Kopf zu sehen war. Das erste Gefühl war, jetzt geht es in Richtung „ALT“, meine spontane Tat war eine erste komplette Rasur zu einer Frisur à la Sinead O`Connor. Die Reaktionen meines Umfeldes waren krass: mindestens 70% der Männer fanden mich nicht mehr attraktiv; selbst meine Agenten äußerten sich, dass ich mit grauen Haaren nicht vermittelbar wäre. Meine Mutter und Oma hatten sich ihre Haare bis ins hohe Alter gefärbt, ich wollte meine Haare aber nicht färben - wollte!!! Weil ich dieser Konfrontation nicht gewachsen war, habe ich 2x nachgefärbt, beim ersten Mal Platinblond, was zur Wirkung hatte, dass ich wiederum für noch andere interessant wurde. Beim zweiten Mal Hennarot, was besonders in der schwulen Szene sehr gut ankam. Nach der dritten Rasur hatte ich endlich den Mut, zu meinem Grau zu stehen. Jetzt trage ich meine ehemals dunkelbraunen Haare silbergrau und bin damit superglücklich. Vielleicht schneide ich sie irgendwann wieder einmal kurz, aber gefärbt werden sie nicht! In der Promiwelt hat ja gerade auch Birgit Schrowange Mut zum Grau bewiesen und einen Trend gesetzt. In den USA ist es schon seit Jahren “In“, sich Grau zu färben. Ich denke aber, dass es eher bei jungen Frauen modern ist. Leider überwiegt in der Gesellschaft der Glaube, dass „jung sein“ nur toll und schön ist. Aber wenn man weiß ist, heißt das auch, dass man weise ist – und das kann man nur sein, wenn man alt ist!

Ellen Spiegel, Köln

Ellen Spiegel // © vvg

Gay bin ich seit meinem 14. Lebensjahr und extrem gray bin ich in den letzten 2 bis 3 Jahren geworden. Ich hatte aber weder mit dem einen noch mit dem anderen ein Problem. Bei manchem Mann entsteht ja eine gewisse Angst, wenn die ersten grauen Haare sichtbar werden, für mich war das kein Grund, mir die „Haare zu raufen!“ Da war die reine Zahl bei meinem 40. Geburtstag schon eher ein Problem: Die 30er waren vorbei und man kam jetzt in die sogenannten „gesetzteren“ Jahre. Das hielt aber nur eine kurze Zeit an, meinen 50. habe ich dafür richtig groß gefeiert. Graue Haare sind dafür kein Thema für mich. Im Gegenteil: Ich bin erstaunt, wie viele jüngere Männer an Männern mit grauen Haaren interessiert sind. Das sieht man auch im Internet, wo mich in der letzten Zeit viele Männer um die 30 anschreiben. Das scheint wohl Trend zu sein. Ob die nun Sicherheit, Männer mit Erfahrung oder eine Vaterfigur suchen, kann ich nicht beantworten.

Anfangs habe ich auch mal die Haare und den Bart gefärbt, aber das schnell wieder sein gelassen, weil es einfach nicht aussah. Heute mag ich die Mischung, ich finde die Mischung Bart-, Brust- und Kopfhaare passt einfach zu mir. In meinem Bekanntenkreis färben sich einige, vielleicht, weil sie jünger aussehen möchten. Ich bin aber der Meinung, wenn man es merkt, weil es nicht mehr natürlich aussieht, sollte man es lieber lassen. Natürlich ist es ein Problem in der Gay-Szene wirklich alt zu werden. Dabei gehört das zum Prozess eines Lebens doch dazu. Graue Haare sind kein Zeichen dafür alt zu sein. Es gibt ja auch Männer, die schon mit 25 eine Glatze haben; dass ist ja auch kein Zeichen, alt zu sein. Mein Vater war kaum grau, allerdings ergraute meine Mutter schon relativ früh.

Mike aus Haan

Mike // © vvg

Richard: Ich bin seit ca. 50 Jahren grau, meine ehemaligen dunklen Haare wurden heller, als ich Mitte 30 war. Zuerst war ich gar nicht darüber begeistert, das änderte sich aber relativ schnell, weil ich feststellte, dass ich gerade dadurch für einige sehr interessant wurde. Dass ich schwul bin, wusste ich schon mit 20. Vorher hatte ich zwar eine Freundin, merkte aber schnell, dass das doch nicht das Richtige war. Männer hatten mich immer schon angezogen, aber da wusste ich noch nicht weiter.

Wolfgang: Bei mir fing das grau-werden mit 40 Jahren an. Erst habe ich angefangen, meine Haare dunkler zu tönen. Irgendwann habe ich aber gedacht, dass das nicht passt und nicht besser aussah. Dass ich schwul bin, habe ich schon sehr früh bemerkt; geoutet habe ich mich als ich 24 war.

Heute stehen wir beide zu unserer weißen Haarfarbe; wir sind sozusagen: die Gentlemen mit den grauen Schläfen. Und dass Grauhaarige auch fantastisch aussehen, beweisen doch schon alleine die Schauspieler Sky Dumont und Richard Gere. Manche Männer färben sich ja ihre Haare, um jünger auszusehen. Wobei dadurch oft eher das Gegenteil zutrifft. Man kann gefärbte Haare deutlich erkennen, vor allem, wenn Männer noch selber färben. Schlimm ist auch, dass, wenn man einmal damit anfängt, das nie ein Ende nimmt. Das wollten wir nicht und wir haben das nie bereut. Man ist ja nicht alt, nur wenn beim Mann graue Haare auftreten. Das Alter spielt dabei keine Rolle, Mann ist so alt, wie Mann sich fühlt. Die Reaktion in unserem Umfeld war durchgehend positiv: Viele fanden, dass wir hellhaarig besser aussehen, als dunkelhaarig.

Richard & Wolfgang aus München

Richard und Wolfgang // © vvg

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