Leserumfrage Eifersucht
Das ist ein schwieriges Thema, ich glaube, dass jeder, der in einer Beziehung steckt, davon betroffen ist. Ich bin seit knapp vier Jahren in einer Beziehung und wir sind beide eifersüchtig. Es ist nicht so, dass wir uns kontrollieren. Aber es gibt ja auch die positive Eifersucht: die zeigt, dass man Interesse am Partner hat, sich schätzt, einander liebt und nicht will, dass sich der Partner anderweitig beschäftigt. Negative Eifersucht ist, wenn man versucht, den Partner zu kontrollieren: in sein Handy schaut, nachsieht, wie oft er mit wem telefoniert und im Internet stöbert, was er macht. Das ist meist zwanghaft negativ für eine Beziehung. Ich glaube, dass es keine Leute gibt, die gar nicht eifersüchtig sind. Gerade, wenn man in einer Beziehung ist, die funktioniert und man sich liebt, dann will man doch den Partner für sich haben und könnte Angst haben, ihn zu verlieren, wenn er sich neu verliebt. Vor allem in einer längeren Beziehung, die nicht mehr so spannend ist, besteht die Gefahr, dass der Partner den Blick schweifen lässt. Eifersucht ist keine auf bestimmt Nationalitäten beschränkte Eigenschaft, egal ob man Südländer ist, oder woher man kommt, sondern mehr eine Eigenschaft eines jeden Einzelnen. Sie hat auch nichts mit Erziehung zu tun. Sie formt sich im Laufe des Lebens und mit den Beziehungserfahrungen, die man macht, wenn man etwa enttäuscht oder gar hintergangen wurde. Das prägt und lässt einen vorsichtiger werden. Es können auch negative Erfahrungen in der Kindheit sein. Aber Eifersucht ist nicht angeboren. In einer Beziehung gibt es verschieden Phasen von Eifersucht. Am Anfang ist man hungrig aufeinander, man sieht sich vielleicht nicht täglich und wohnt nicht zusammen. Da vertraut man einander, weil man „gierig“ aufeinander ist. Dann kommt die Phase, wo man zusammenzieht, und wo im Alltag vielleicht mal ein kleines Misstrauen aufkommt: Wenn der Partner dann mal zu spät nach Hause kommt, fängt man an, sich Gedanken zu machen …
Fritz aus Salzburg
Ich bin 47 Jahre und mit meinem Freund seit fast fünf Jahren zusammen. Zur Frage, ob ich eifersüchtig bin, kann ich nur sagen: Ich bin bei meinem Partner schon eifersüchtig. Eifersüchtig werde ich, wenn er mit einem anderen Mann flirtet oder Vertraulichkeiten austauscht und ich dieses als Gefährdung unserer Beziehung wahrnehme, ob es beim Chat auf den blauen Seiten ist, bei uns in der Stadt oder bei einer Veranstaltung bzw. bei Treffen in Berlin, Köln oder sonstwo. Ich liebe meinen Partner sehr. Wenn er mit einem Mann flirtet, der ganz seinem Geschmack entspricht – ich kenne ja sein Beuteschema – und ich diesen als Bedrohung ansehe, weil er vielleicht in meinen Augen mehr hat oder was anderes bieten könnte als ich, dann lasse ich dies meinen Partner spüren. Ich werde meistens sehr ruhig, baue einen Schutzzaun um mich herrum und versuche, einen Keil zwischen meinen Partner und den Dritten zu setzen. Obwohl es manchmal auch nur um Sex geht und wir gern mal einen Dreier suchen, kommt Eifersucht auf. Wenn der Dritte die Bedürfnisse zwischen uns und sich durch Neigungen bzw. Sympathien spaltet, kann es zu emotionalen Verletzungen kommen. Wenn die Situation erkannt wurde, reden wir miteinander und versuchen, die Gefahr oder die Verlustangst, die sich aufbaut, zu entschärfen. Sicherlich hängen einem nach einem klärenden Gespräch noch immer etwas die Gefühle nach, aber unsere innige Liebe ist dann doch stärker und das Problem „Eifersucht“ vom Tisch. Liebe und Sex sind zwei verschiedene Paar Schuhe, was wir nach einem Zwist schnell erkennen. Aber aus einem reinen Sexdate kann auch mal Liebe werden; so war es bei uns am Anfang der Beziehung. Wir schauen auch auf unser Sternzeichen, wir sind beide Steinböcke und mit einem Jahr Altersunterschied auch bei den Merkmalen des Sternzeichens fast gleich bzw. identisch.
Markus aus Braunschweig
Ich habe sowohl positive als auch negative Erfahrungen in punkto Eifersucht gemacht. Eifersucht gibt mir das Gefühl, dass ich meinem Partner sehr wichtig bin und dass er Angst hat, mich zu verlieren. Ich selber bin auch eifersüchtig, vielleicht manchmal ein bisschen zu viel. Aber gesunde Eifersucht ist eine wichtige Eigenschaft, die für mich in einer Beziehung dazugehört. Eifersucht kann aber auch in einer Beziehung sehr viel kaputtmachen. Gerade in meinem Job – ich arbeite in einem schwulen Wellnessbetrieb, in dem ich viel nackte Haut sehe – muss mein Partner viel Toleranz aufbringen, denn gerade bei meiner Arbeit sind die Hemmungen sehr niedrig. Zu meinem Job gehört auch das Flirten, das weiß mein Freund. Solange das „im Rahmen“ der Arbeit bleibt, kann er das auch akzeptieren. Würde er mich dabei aber einengen, könnte das viel zerstören, denn schließlich ist es nur meine Arbeit, bei der ich mit seinem Vertrauen rechnen muss. Das wäre für mich dann ein Trennungsgrund. Eine meiner Beziehungen ist daran kaputtgegangen, ich fühlte mich so eingeengt, durfte mich kaum noch bewegen. Wichtig ist mir in einer Beziehung, dass ich meine Freunde weiterhin treffen darf. Müsste ich mich entscheiden zwischen meinem Partner und meinem Freundeskreis, dann wären mir die Freunde wichtiger. In meiner aktuellen Beziehung hält sich das im Rahmen, obwohl wir da viel miteinander reden müssen, damit das Vertrauen bestehen bleibt. Ich liebe meinen Freund. Unsere Beziehung führen wir seit einem Jahr. Er kommt aus Polen und ich kenne auch viele andere Polen. Ich habe das Gefühl, dass sie alle eifersüchtiger sind als wir, was vielleicht mit ihrer strengen katholischen Erziehung und dem Glauben an Monogamie und Treue herrührt. Trotzdem denke ich, Eifersucht ist weniger eine Erziehungssache, man erlernt sie aus schlechten Erfahrungen, die man macht – aus Verlustängsten, Unehrlichkeit und Betrug.
Martin aus Dortmund
Mein Freund Edwin und ich sind seit zwölf Jahren zusammen und führen von Anfang an das, was andere wohl als „offene Beziehung“ bezeichnen würden. Ich sage jedoch, unsere Beziehung ist nicht offen – aber jeder von uns hat auch mal Sex mit anderen. Das Konzept der sexuell monogamen Beziehung – ich verwende bewusst nicht das Wort „treu“, denn treu bin ich Edwin zu 100% – war nie so wirklich meines. Meine vorherigen Beziehungspartner konnten sich damit immer nur mehr oder weniger zähneknirschend anfreunden. Ich wollte meine sexuellen Freiheiten, bekam sie – wenn überhaupt – nur widerwillig „genehmigt“, mit dem Resultat, dass die Eifersucht beim anderen tobte, und ich mich eingeengt fühlte. Edwin war der erste Partner, der von Anfang an sagte: „Ja, mach doch!“. Da war ich im ersten Augenblick etwas baff und stellte schon bald fest, dass ich noch nie so selten das Bedürfnis hatte, Sex mit anderen zu haben, als in der Beziehung mit Edwin. Jetzt, wo ich weiß, ich „dürfte“, wenn ich wollte, will ich gar nicht so oft. Aber einfach zu wissen, ich könnte ohne Drama; wirklich (!) ohne Drama – das ist toll. Edwin und ich führen von Anfang an eine Fernbeziehung, Er wohnt in Brighton, England, ich in Hamburg. Wir sehen uns ungefähr alle zwei Wochen. Dieses Arrangement ist da ein großer Vertrauensbeweis. Und das Erfreuliche: es klappt auf beiden Seiten. So empfinde auch ich keine Eifersucht, wenn er was mit anderen macht. Wir wissen, das hat einfach nichts mit unserer Beziehung zu tun. Wir erzählen uns gegenseitig, wenn wir was mit anderen hatten; nicht als Pflicht-Bericht und auch nicht in allen Einzelheiten, sondern einfach so, bei unseren täglichen Telefonaten: „Und, was hast du gestern noch so gemacht?“. So platt, wie es klingt: Ich finde, ohne Eifersucht ist mehr Platz für andere, schöne Gefühle.
Nicholas Feustel, Filmemacher aus Hamburg
selbst bin nur eifersüchtig, wenn ich einen Grund dafür habe. Bei mir bekommt jeder erst einmal von Anfang an ein Grundvertrauen. Wenn dieses Vertrauen missbraucht wird, ist es bei mir vorbei. Ich beende dann eher die Beziehung, als dass ich mich mit Eifersucht verrückt mache. Ich kontrolliere nicht, aber man merkt früher oder später, wenn der Partner nicht ehrlich ist. So ein bisschen Eifersucht finde ich allerdings gesund. Es ist doch schön, wenn der Partner von anderen angehimmelt wird. Da gibt es diese kleine Eifersucht, man sollte zuallererst aber stolz darauf sein, denn „es ist meiner und er hat sich für mich entschieden“. In meinem Umfeld habe ich leider schon oft mitbekommen, dass die Beziehung von Paaren vielfach auf Misstrauen beruht. Sie wollen sich das meist nicht eingestehen, dass ihre Beziehung im A**** ist, machen weiter und es wird dabei immer schlimmer. Ich möchte es in meiner Beziehung nie so weit kommen lassen, da ist mir ein Schlussstrich lieber, als Zeit zu verschwenden. In meiner letzten Beziehung war das Thema Eifersucht am Ende sehr präsent, und ich musste mir eingestehen, dass die Beziehung leider vorbei war. Es war so krass, dass man bei Kleinigkeiten schon an die Decke gegangen und laut geworden ist. Ich habe die Beziehung beendet und heute, im Nachhinein betrachtet, war es genau die richtige Entscheidung.
Nikolai aus Köln
Es wäre vieles einfacher, wenn die Eifersucht nicht existieren würde; ich weiß nicht, welchen Vorteil mit sich bringen kann. Sie macht eine Beziehung weder enger, noch die Liebe stärker; sie hat lediglich Kontrollfunktion. Sie ist aber eine Frage der Nationalität. Ich selbst bin Italiener und hatte schon Beziehungen mit Deutschen und Italienern. Da gibt es einen großen Unterschied: Italiener sind eifersüchtiger. Ich selbst bin weniger eifersüchtig, nur bei den deutschen Partnern war ich immer der Eifersüchtigere. Aber es ging nie um einen anderen Mann, da bin ich mir meines Freundes schon sicher – obwohl es für nichts eine 100%ige Garantie gibt. Eifersucht ist bei mir weniger Verlustangst, sondern es geht darum, dass einen der Partner verarscht oder hintergeht. Ich kontrolliere meinen Partner nicht, sondern vertraue ihm. Sonst funktioniert keine Partnerschaft. Wenn ich merke, dass mein Partner eifersüchtig ist, dann spreche ich mit ihm darüber. Entweder er vertraut mir oder nicht. Eifersucht kann in abgeschwächter Form ein Zeichen dafür sein, wie sehr man seinen Partner liebt, aber wenn es zu extrem ist, wenn man ständig kontrolliert, wo sich der Partner gerade aufhält oder was er gerade macht, tut das der Beziehung nicht gut. Gerade in den Zeiten der modernen Kommunikation – Handy, WhatsApp, Facebook usw. – verschärft sich das Kontrollieren. Früher war Eifersucht in diesen Ausmaßen nicht möglich. Da waren es eher nur Vermutungen, die zu Eifersucht führten, vielleicht können die heutigen Kontrollmöglichkeiten die Eifersucht auch entkräften. Ich selber habe durch Eifersucht schon manches schmerzliche Ende einer Beziehung erlebt, entweder, indem ich im Nachhinein festgestellt habe, dass ich wirklich betrogen wurde, oder auch, indem ich mich unbegründet wie ein Arschl*** benommen habe, und dadurch die Beziehung zerstörte. Mit meinem jetzigen Partner bin ich ein Jahr zusammen und da gibt es bisher keine Eifersucht – Gott sei Dank.
Umberto aus Mannheim