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Prince Charming // © vvg
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Im Interview Prince Charming Nicolas

vvg - 04.12.2019 - 18:00 Uhr

Wann hat man schon mal die Chance, aus 20 attraktiven Männern einen aussuchen zu können.

„Prince Charming“ alias Nicolas Puschmann ist 28 Jahre. Er ist der schwule Bachelor für 20 Bewerber. Wir trafen Prince Charming nach dem Ende der Dreharbeiten auf Kreta, aber vor der Ausstrahlung der Staffel auf TVNOW. Die acht Folgen laufen seit dem 30. Oktober immer mittwochs.

Nicolas, wie wurdest du ausgewählt?

Das war witzig: Ich saß in der Kölner Szene bei einem Mai-Tai und wurde direkt angesprochen. Ich dachte zuerst, das ist Humbug, aber nachdem das Team zwei Stunden mit mir geredet hat, habe ich nach längerem Überlegen zugesagt.

Du wirst beschrieben mit: „Nicolas hat alles, was man sich wünscht!“ Was wünscht man(n) denn?

Ich glaube, meine äußerlich nette Hülle und meine nicht verstaubte innere Seele ergibt einen guten Mix. Ich nehme mich nicht zu ernst, habe keine arroganten Allüren und nehme jeden, wie er ist. Ich kann mich auf unterschiedliche Charaktere gut einstellen, weiß mit jedem umzugehen und besitze ein gutes Feingefühl für Situationen. Und man kann mit mir sowohl Spaß haben, als auch versaute Dinge tun.

Glaubst du an die Liebe auf den ersten Blick?

Nein. Obwohl, warum eigentlich nicht? Man hat ja tatsächlich seltenst das Glück, dass man auf eine Person trifft, bei der es Bäm macht. Wenn es bei allen 20 Kandidaten Bäm machen würde, hätte ich Stress.

Du glaubst, bei 20 Singles muss doch Einer dabei sein. Auf Gay-Events laufen doch Tausende herum...

Bei „Prinz Charming“ ist ein anderes Miteinander, ich suche unter 20 Männern den möglichen Richtigen und die sind alle gebrieft, mir Aufmerksamkeit zu schenken; ohne jegliche Ablenkung wie Handy und Internet. Da geht man tiefer und hört auf sein Bauchgefühl. Das macht man auf den Partys nicht. Da sind die meisten entweder betrunken oder chemisch aufgepeppt.

Was sollte dein Partner nicht haben?

Äußerlich sollte er eine Grundgepflegtheit haben, ansonsten bin ich entspannt. Ob kräftig oder muskulös ist zweitrangig. Vom Inneren sollte er auf keinen Fall eine negative Einstellung haben. Und selbst darstellerisch, arrogant und egozentrisch sind Eigenschaften, die auch nicht gut für eine Partnerschaft sind.

Wir haben die Jungs doch schnell abgecheckt und wissen sofort, wen wir wollen und wen nicht. Ist das bei dir auch so?

Ich hatte beim Speed Dating sehr wenig Zeit. Das war gut, aber auch das Problem. Ich hatte nur kurz Zeit, zu entscheiden und musste direkt Kandidaten verabschieden. Die Gefahr besteht darin, dass man nur nach Äußerlichkeiten geht und die inneren Werte nicht kennenlernt.

Wer am Ende des Abends keine Krawatte trägt, muss sich ausziehen, oder?

Nicht sich, sondern nur die Krawatte. Ich habe anfangs jeden Kandidaten mit einer Krawatte bestückt. Die Krawatte ist das Symbol für die Nacht der Entscheidung, in der sich die Jungs immer mächtig herausputzen. Anstatt Rosen, die beim Bachelor verteilt werden, nehme ich ihnen die Krawatte ab und diejenigen müssen sich verabschieden. Mir fällt das Abnehmen nicht leicht, denn ich will weder einen vor den Kopf stoßen noch einem das Herz brechen und die Entscheidung, wer gehen muss, fällt von Mal zu Mal schwerer, weil mit der Zeit Gefühle und Sympathien mit ins Spiel kommen.

Freiwillig geht doch bestimmt keiner?

Sie haben sogar Doppel- und Dreifachknoten angedroht, aber bis jetzt habe ich alle Knoten lösen können.

Bei der Sendung mit den Rosen hat sich langfristig noch nie ein Paar gefunden, klappt das unter Männern?

Eine gute Frage. Man weiß ja, dass gerade in der schwulen Welt viele Reize gegeben sind. Meine letzten beiden Beziehungen dauerten länger. Aber ich hoffe, wenn ich jemanden finden sollte, dass daraus eine Beziehung wird; das ist zumindest mein Ziel. Deswegen mache ich mit; wann hat man schon mal die Chance, aus 20 attraktiven Männern einen aussuchen zu können.

Männer sagt man, sind dauergeil; heißt das: Acht Folgen lang acht Wochen keinen Sex?

Dauergeil, ein guter Punkt. Wie auch beim Bachelor gab es bei mir Übernachtungsmöglichkeiten mit besonderen Männern. Ich sag mal so, um das zu beantworten: Man kauft auch kein Auto ohne Testfahrt. Den Rest überlasse ich der Fantasie der Leser.

Prince Charming // © vvg

Soll ich jetzt nach der Anzahl der Probefahrten fragen? Fast alle, die an einer Dating Show teilnehmen, wollen doch nur berühmt werden. Was kommt nach „Prinz Charming“?

Werde ich dadurch berühmt? Ich erwarte nichts, das entspannt mich zutiefst. Sollte es tatsächlich Anfragen geben, werde ich das überdenken. Bei „Let’s Dance“ würde ich mitmachen, ich liebe es zu tanzen. Beim „Dschungel“ würde ich zwar alles essen, aber durch unterirdische Höhlen zu krabbeln, finde ich nicht gerade schön.

Und was ist mit Singen?

Singen ist neben Schwimmen und joggen mein großes Hobby; eventuell kann man in den Folgen sogar etwas von mir hören. Wenn Angebote aus der Richtung kämen, wäre ich nicht abgeneigt.

Bei den Bewerbern sind je zwei Mr. Gay's, Tänzer und ehemalige DSDS-Kandidaten, je ein Frisör, Visagist und Barkeeper, alles sehr selbstbewusste und öffentliche Berufe; spielt das bei deiner Auswahl eine Rolle?

Nein, selbst wenn einer noch studiert, ändert das ja nichts an meinen Gefühlen. Natürlich wäre es schön, wenn der Partner auch Geld verdient, damit man gemeinsam etwas aufbauen kann. Aber der Beruf ist nicht entscheidend, den blende ich aus, es geht ja darum, die Person kennenzulernen.

Bei den Mädels gibt es Zickenkrieg, wird's den bei euch auch geben?

Tatsächlich habe ich davon nichts mitbekommen, weil ich nicht im Haus wohne und ständig Dates habe und unterwegs bin. Was im Haus selbst abgeht, sehe ich selber erst bei den Ausstrahlungen. Dennoch habe ich gehört, dass es untereinander schon gekracht hat. Ich denke, der Zuschauer erlebt eine Bandbreite der Gefühle.

Was ging hinter deinem Rücken ab?

Ich weiß, dass sich hier und da mal einige angenähert haben, nicht sexuell. Ich hatte eigentlich erwartet, dass sich mehrere Pärchen im Haus bilden. Erstaunlich, die Jungs waren sehr auf mich fokussiert, was mich völlig überrascht hat. Ich bin auf die Ausstrahlung gespannt und werde ja auch die Kommentare über mich hören. Ich glaube, ich brauche dabei sehr viel Alkohol.

Du selbst bist Account-Manager, darin steckt das Wort „zählen, wie viele Lover kommen bei dir zusammen?

Whow! Sagen wir es mal so: Ich bin absolut kein Kind von Traurigkeit. Single-Sein bedeutet, niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Ich habe meine Zeit sehr genossen.

Deine Bewerber sind zwischen 24 und 38 Jahre, es warten also zusammen 611 Jahre geballtes Testosteron auf dich.

Ich bin vor Aufregung fast gestorben, bevor ich das erste Mal ins Haus kam, weil dort alle auf mich warteten. Denen zu sagen, ich bin der „Eine“, um den es geht, das war schon krass.

Wie alt sollte dein Traumprinz sein?

Früher dachte ich immer, mit Jüngeren würde das vom Reifegrad schwieriger; aber da haben mich schon einige überrascht. Solange es passt und man zusammen Spaß hat, ist das Alter eigentlich unwichtig.

Deine Bewerber kommen u.a. aus Berlin, Hamburg, Köln, München, sowie aus London, Wien und Zürich. Welche Stadt wäre dir am liebsten?

In London habe ich ein Jahr gelebt, in Wien und Zürich war ich noch nie; alle drei sind reizvoll. Ansonsten bin ich ein freier Vogel und kann überall hinziehen. Ich hatte auch schon eine Fernbeziehung. Das ist machbar, aber auf Dauer uncool.                              

Alle Kandidaten wurden nach ihrem Outing befragt, wie war deins?

Ich wusste es schon in der Grundschule, wobei ich das noch nicht definieren konnte. Anvertraut habe ich mich in der 5. Klasse einer Freundin. Das Outing verlief problemlos, ich habe es meiner Mutter nur relativ uncharmant beigebracht. Ich war 15 und musste immer zu einer bestimmten Uhrzeit zu Hause sein. Wenn ich zu spät kam, schimpfte sie und bei so einer Gelegenheit, habe ich den Satz „Mama, ich bin schwul!" rausgehauen. Heute ist das kein Thema mehr. Man bekommt das hin, auch wenn man glaubt, das auszusprechen schaffe ich nie.

Denkst du, dass sich Jugendliche durch dieses Format ebenfalls outen?

Bei „Prinz Charming“ werden so viele Outing-Geschichten erzählt. Allein schon, dass so ein Format ausgestrahlt wird und dass man zu dieser coolen Community dazugehört, gibt doch Mut, sich zu outen.

Die Nation ist schon schockiert, wenn sich Männer küssen. Wie wird es sein, wenn 20 selbstbewusste Schwule wochenlang „Küche, Pool und Schlafzimmer teilen?

Wir halten uns nicht zurück, es wird sehr viel geknutscht. Ich hoffe, dass der Zuschauer merkt, dass es da keine Unterschiede zu heterosexuellen Paaren gibt, die Emotionen sind exakt gleich. Für Heteromänner ist das sicherlich ungewöhnliches Terrain, aber langsam müssen sie sich damit mal anfreunden. Viele sind lediglich uninformiert und das erzeugt Angst.

Kamst du dir wie im Big-Brother-Haus vor?

Anfangs ja, überall hingen Mikros und Kameras, lediglich in meiner Villa hatte ich Ruhe. Aber je intensiver das mit den Jungs wurde, um so mehr konnte man die Überwachung ausblenden.

Was ist dein konkreter Wunsch für die Zeit als „Prinz Charming“?

Den einen zu finden, mit dem eine Beziehung langfristig klappt. Und mich überraschen zu lassen, wie die Kandidaten sich geben und sich möglicherweise verändern. Sind sie echt, oder spielen sie eine Rolle? Und natürlich einfach zu genießen, 20 Männer auf einmal zu daten.

Back to the Roots?

Absolut, man lernt wieder auf das Bauchgefühl und sein Herz zu hören und zu flirten. Dadurch, dass wir keine mediale Ablenkung hatten, konnten wir uns völlig auf unsere Urinstinkte konzentrieren und die Dates wirklich genießen. Man lebte total im Hier und Jetzt, das hat das Ganze so intensiv und speziell gemacht.

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