Im Interview Oli P.
Oliver Petszokat ist Schauspieler, Sänger und Moderator. Seine bundesweite Bekanntheit erzielte er durch die Serie GZSZ und seinen gecoverten Grönemeyer-Hit „Flugzeuge im Bauch“. Für April/Mai plant er sein musikalisches Comeback mit dem Album „Wie früher“ mit eigenen Texten und Kompositionen.
Oli. P., vor Jahren hast du auf unsere Frage nach neuen Projekten geantwortet: „Ich habe langsam den Glauben daran verloren, dass die Leute mit einer Super-Idee auf mich zukommen; da muss ich wohl mal mit einer Super-Idee auf die zugehen.“ Jetzt wird deine aktuelle CD erscheinen; wer ist da auf wen zugegangen?
Bei dieser Super-Idee, wieder Musik zu machen, bin ich selber auf mich zugegangen. Im Gegensatz zu früher hat man heute die Möglichkeit, Musik selbst zu produzieren und sie digital ins Netz zu stellen. Als ich darauf gekommen bin, bin ich auf mich zugegangen und habe mich gefragt: „Wollen wir es nicht noch einmal wissen?“.
Wir wollen es auch wissen: Auf was können wir uns freuen?
Das Album wird wie die Single heißen: „Wie früher“. Ich finde es witzig, weil nichts so wie früher ist. Das Album soll im April/Mai fertig sein. Es sind elf oder zwölf Songs darauf, ich bin ja noch nicht ganz fertig. Manche werden es Radio-Pop, andere Pop-Schlager nennen. Für mich ist es meine Musik, bei der man nicht extra cool für sein muss, die Leute sollen beim Hören ein schönes Gefühl haben. Es lohnt sich auf jeden Fall reinzuhören, es ist mit Abstand das Beste, was ich je gemacht habe. ☺
Reden wir doch mal von früher. Nach 230 Folgen „Alle zusammen – jeder für sich“ folgten 480 Folgen „GZSZ“. Es gibt Gerüchte, dass du in die Serie wieder einsteigst!
Quatsch, ich steige weder bei GZSZ ein noch übernehme ich die Rolle, die ich als 19-Jähriger gespielt habe. Ich bin mal angerufen und gefragt worden, kann aber zum jetzigen Zeitpunkt nur sagen: Es ist nichts in Planung. Das war ein Gerücht, das ich selber witzig fand, weil es ausgerechnet in der Promo-Phase der CD herauskam; aber es war nicht von mir initiiert. Ich schließe aber trotzdem nichts aus.
Durch GZSZ hattest du auch musikalisch Erfolg: 1998 mit einem Grönemeyer-Lied. 1,8 Millionen Mal verkauft und damit meistverkaufter Hit des Jahres.
Ich glaube, der hieß „Über den Wolken“... ☺
Es folgte Peter Maffeys „So bist du“. Warum gecoverte Titel und keine eigenen Lieder?
Weil ich einfach eine Million Platten damit mehr verkauft habe. ☺ Spaß beiseite. Für jemanden, der aus einer Serie kommt und nicht viel mit Musik zu tun hatte, war das eine Riesenchance. Nur jetzt ist es so, dass ich denke, alles kommerziell Mögliche mit meiner Musik erreicht zu haben. Jetzt ist mein Anspruch ein anderer. Ich will, dass alles selbst geschrieben und gesungen ist. Wobei ich der Letzte bin, der sagt, das alles von mir kommen muss. Hat jemand eine super Idee, einen guten Text oder die geniale Melodie, wäre ich ja doof, zu sagen: Nein, mach ich nicht. So hat etwa Sido einen Song für mich geschrieben.
Durch deine Chart-Erfolge wurdest du Jury-Mitglied bei den Shows von „Die deutsche Stimme“ und durftest bei der fünften und sechsten Staffel von „Pop-Stars“ mitmachen. Was sagt ein Musik-Experte zu Shows wie DSDS, The Voice of Germany u.a.?
Die ganzen Casting-Formate finde ich gut. Es gibt sie ja schon eine Weile, weil das Publikum sie haben möchte. Was ich nur schade finde, ist, dass musikalisch nichts „Langfristiges“ herauskommt. Man sieht, dass ein Talent allein nicht reicht.
Du trittst auch am Ballermann auf…
Ich bin seit sechs Jahren alle zwei Wochen dort. Es ist immer gut und knackevoll, das Publikum ständig gut drauf, die feiern und haben ihren Spaß, wenn ich meine alten Hits singe. Diese Auftritte hatten für mich einen großen Einfluss, wieder Musik zu machen.
2006 hast du mit Kati Winkler bei „Stars auf Eis“ gewonnen. Was war schwerer, Kandidat zu sein oder das Ding mit Kati Witt und Charlotte Engelhardt zu moderieren?
Ich habe von acht bis 18 Jahren Tourniertanz gemacht, das hat mir auf dem Eis weitergeholfen. Ich konnte davor überhaupt nicht Schlittschuhlaufen. Man kann das Schlittschuhlaufen aber nicht mit Co-Moderation vergleichen. Beides hat aber sehr viel Spaß gemacht. Und natürlich ist es schön, wenn man beim Sender gut ankommt und gefragt wird, ob man das mit moderieren möchte. Da merkt man, dass man relativ viel richtig gemacht hat.
Es ist nicht gelogen, wenn wir behaupten, Oli ist sozusagen auf den Hund gekommen…
Stimmt, meine Frau Pauline und ich führen seit dreieinhalb Jahren das Hundebedarfs-Geschäft „Stöckchens Delikatessen“. Wir versuchen, Menschen aufzuklären, sich ein paar Gedanken zu machen, bevor sie sich ein Lebewesen ins Haus holen. Eine Tüte aufreißen und irgendetwas in den Napf kippen, ist einfach megafaul. Je frischer und gesünder man sich ernährt, desto mehr hat man vom Körper. Unseren Hunden aber geben wir die Trockenfuttertüte. Als wir hörten, dass in unserer Straße ein Ladenlokal frei wird, haben wir diese Chance genutzt. Der Laden ist so die Konstante in meinem Leben; bei all dem, wo ich sonst herumwirbele, ist er sozusagen das Auge des Wirbelsturms.
Kommen wir von Hunden zur Politik. Was stört dich daran?
Um politisch korrekt zu antworten: Das Vertrauen in die Menschheit habe ich verloren. Ich weiß, was ich kann, was ich anpacke, und nur das habe ich in meiner Macht. Guck doch mal auf die Welt und schau dir an, was seit der Ukrainekrise passiert ist. Da fragst du dich: Hätte der Geschichtsunterricht nicht irgendetwas bewirken müssen? Er hat überhaupt nichts bewirkt, am Ende siegen wirtschaftliche Interessen.
Was sagst du zu Volker Beck?
Da stehe ich außen vor. Ich nehme weder Drogen, noch hatte ich Ideen und Gedanken in diese Richtung. Ansonsten kann ich mich nicht dazu äußern. In Zeiten von Facebook und social Medias gibt es ja viele andere, die da ganz schnell dabei sind…
Du kennst Volker vom gemeinsamen Fußballspielen. Da wir ein Gay-Magazin sind: Wie stehst du zur Szene?
Was seid ihr? Warum habt ihr das nicht sofort... Ehrlich, für mich ist und war das immer vollkommen normal. Sowohl in meiner Tanzkarriere als auch wo immer ich bisher gearbeitet habe. Was ist das für eine komische Frage?
Würdest du – wie Thore und Jo in „Verbotene Liebe“ –auch mal einen Schwulen spielen?
Ich habe schon mal in einem Film gespielt, da gab es zwischen mir und Oliver Wnuk, dem Mann von Yvonne Catterfeld, einen Kuss. Der Film hieß „Girl“. Ich habe einen Umoperierten, der zur Frau wurde, gespielt. Das ist für mich als Schauspieler ein Job und wenn eine Rolle interessant ist, wird das gemacht. Da unterscheidet man nicht zwischen schwul und nicht-schwul.
Was wäre, wenn sich herausstellen würde, dass dein Sohn schwul ist?
Dann wäre es eben so. Er ist jetzt 17 und sein Werdegang bis jetzt lässt nicht darauf schließen. Natürlich macht man sich als Elternteil im Vorfeld Gedanken, aber mir wäre das wurst. Hauptsache die Menschen sind glücklich mit dem, was sie tun, und sind freundlich zu einander.
Gibt es überhaupt etwas, was dich zur Weißglut treibt?
Ich mag es nicht, wenn man unfair ist und keinen guten Charakter hat. Wenn man im Social-Media-Bereich gegen Menschen hetzt, die sich nicht wehren können und über Menschen richtet, die man gar nicht kennt. Leider nimmt das durch die mögliche Anonymität immer mehr zu.
Deine CD wird „Wie früher“ heißen. Wärst du gerne – wie früher – noch mal jünger?
Nee, ich bin keiner, der sagt, die Zeit müsste zurückgedreht werden. Aber ich finde es wichtig, dass man im Kopf die Zeitmaschine immer mal wieder anschmeißt; dass man schaut, welcher Weg war richtig, was hat einen geprägt, was war die aufregendste Zeit des Lebens oder welche Sachen haben einen zu dem gemacht, was man heute ist?
Wenn du nach vorne guckst, was wünscht du dir für „später“?
Da fällt mir ein abgedroschenes Sprichwort ein: Der Weg ist das Ziel. Auf dem Weg, den du gehst, guck einfach, dass du Sachen machst, die dir im Herzen gut tun. Sei freundlich zu den Menschen, denen du begegnest. Es gibt kein direktes Ziel, bei dem ich sage, das wäre die Spitze, da muss ich jetzt hoch. Für mich ist der optimale Platz neben meiner Frau und den Hunden auf der Couch, abends fernsehschauend. Ich definiere mich nicht über meine Jobs, sondern nur über mich und mein Umfeld. Und wenn ich in ein paar Jahren feststelle, dass ich als Tanzlehrer arbeiten möchte, werde ich eben Tanzlehrer. Da sage ich euch aber auf jeden Fall Bescheid. Versprochen!
Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Oli P. im März 2016 geführt.