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© Jim Rakete

Im Interview Gitte Hænning

js - 29.05.2018 - 07:00 Uhr

„Ich bin hier nur zur Probe“

„Ich will ´nen Cowboy als Mann“ brachte Gitte Hænning 1963 einen riesigen Erfolg. Damals war sie 17 Jahre alt. Sie gehörte zu einer der beliebteste Interpretinnen des deutschsprachigen Schlagers. Ihr Herz aber gehört dem Jazz. Auf ihren zahlreichen Konzertprogrammen wird Gitte Hænning von ihrer großartigen Band begleitet. Heute ist sie 72 Jahre alt und nicht weniger erfolgreich. Im September startet das Musical „Flashdance“ in Hamburg. Mit dabei: Gitte Hænning. Sie wird die Rolle der Hanna, Alex Owens Mentorin, übernehmen. Gitte hat sich Zeit genommen und mit uns über „Flashdance“, ihre Rolle als Hanna und ihre Karriere geredet.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie angefragt wurden, für Flashdance auf der Bühne zu stehen? Haben Sie den Film damals selbst gesehen, oder waren sogar ein Fan?
Ja, ich habe den Film gesehen und wurde dann sofort ein Fan. Ich stand gerade für ARD vor der Kamera, da kam der Regisseur und zeigte mir Flashdance. Er sagte: „Lass dich inspirieren“. Und daraufhin habe ich mich inspirieren lassen. Ich habe für einen Dreh einen Tanz einstudiert. „Lampenfieber“, was dann später ein Riesenhit wurde. Insofern ist Flashdance eine Inspiration für mich gewesen. Der Film repräsentiert wundervolle, körperliche Kraft, denn das Mädchen, Alex Owens, arbeitet als Schweißerin in einer Fabrik, in der Regel eher ein Job für Männer. Und wenn sie dann voller Elan auf ihrem Fahrrad zur Arbeit fährt und ihre ganze Energie in ihren Nebenjob in einem Club steckt, wo sie leidenschaftlich tanzt, dann war das sehr inspirierend für mich. Es war also direkt klar, dass ich bei Flashdance mitspielen werde, als ich gefragt wurde.

Für die Spielzeit in Hamburg übernehmen Sie die Rolle der Hanna. Was denken Sie über Hanna? Was macht diese Rolle aus und können Sie sich mit ihr identifizieren?
Ja, ich kann mich sehr gut mit dieser Rolle identifizieren, weil ich so ein „Helfersyndrom“ habe und Hanna sieht sich als Mentorin für Alex. Sie will ihr auch als seelische Unterstützung beistehen und ihr mit ihrer eigenen Erfahrung helfen. Hanna ist ja etwas älter und war früher auch mal Tänzerin. Sie möchte so einem jungen Mädchen wie Alex, Kraft und Glauben geben. Sie gibt ihr den Rat, dass zu machen, was sie fühlt, für ihre Leidenschaft. Das hält Hanna für wichtig. Und das halte ich als Gitte Hænning auch für wichtig.
 

Was wünschen Sie sich für die Spielzeit in Hamburg?
Dass wir diese Vitalität der Tänzer auf der Bühne erleben und diese auch beim Publikum ankommt. Mit dem Herzen dabei zu sein, ist verdammt wichtig. Ich möchte, dass wir als Künstler in der Lage sind, den Menschen eine Botschaft zu transportieren.

Auf ihrem Weg zum Ruhm, denkt Alex Owens das ein oder andere Mal ans Aufgeben. Gab es solche Momente auch während Ihrer Karriere?
Kaum. Zumindest nicht aus diesem Winkel, denn ich wollte das alles nie. Ich bin seit meiner Kindheit berühmt. Mein Ziel, war es nie, berühmt zu werden. Ich wusste schon sehr früh, was das Showgeschäft mit sich bringt. Deshalb habe ich viele Aversionen, was das betrifft. Auch das hatte meine Rolle Hanna und auch in diesem Bereich kann sie Alex helfen und ihr Glauben injizieren. Das Wichtigste ist die Botschaft, die ans Publikum übermittelt werden soll und in diese Rolle muss Alex sich erstmal einfinden und auch sie muss erst akzeptiert werden. Natürlich hat sie Angst, aber Lampenfieber ist etwas Gesundes und absolut Normales. Aber es gab auch in meiner Karriere Punkte, an denen ich keine Lust mehr hatte und an denen habe ich auch rigoros aufgehört.

Mit acht Jahren standen Sie zum ersten Mal auf der Bühne. Haben Sie schon Pläne, sich irgendwann aus dem Showgeschäft zurückzuziehen oder ist erstmal noch kein Ende in Sicht?
Ich wollte vor zwei Jahren endlich mal anfangen, an meinem Buch zu arbeiten und mich ein wenig zurückzuziehen. Mein Leben war ja nicht uninteressant und irgendwann muss das auch mal geschrieben werden. Der Verleger in Kopenhagen fragte mich: „Was ist dein Anliegen?“ Ich antwortete ganz einfach: „What the hell, did I do my whole life?“ Ich wollte ein bisschen Klarheit darüber bekommen, denn mein Leben war und ist ja kunterbunt. Dann haben sie mich überredet, am Lübecker Theater die große Rolle der Norma Desmond in Sunset Boulevard zu übernehmen. Das habe ich letztendlich angenommen. Norma Desmond ist eine Traumrolle und ich betrachte sie als meine Lebensrolle. Mehr geht wirklich nicht. Ich bekomme zum Glück Hilfe von überall, denn der Text ist schon immens. Ich sehe das als Übungsfeld. Eine Freundin sagte zu mir: „Du bist hier nur zur Probe.“ Ich finde, das ist eine wunderbare Aussage, denn daraus könnte man eine kleine Lebensphilosophie machen, damit man nicht alles so furchtbar ernst nimmt. Das bedeutet aber nicht, dass man seine Verantwortung vergisst.

Vor kurzem haben wir erfahren, dass die junge Hannah Leser die Rolle der Alex Owens, und die ehemalige ESC-Teilnehmerin Ann Sophie die Rolle der Gloria übernehmen wird. Verstehen Sie sich gut mit den Beiden?
Ja, großartig. Wir waren gerade in der Show bei Carmen Nebel zu Gast. Ich betrat nach meiner Reise die Halle, und sah sie alle tanzen. Ich war sofort begeistert. Das sind so tolle Mädels und es steht und fällt mit eben diesen Mädels. Sie tragen so viel Vitalität in sich, das kann nur großartig werden. Wir mögen uns alle gegenseitig, und wenn da der Funke nicht überspringt, dann weiß ich auch nicht.

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