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Edson Cordeiro // © vvg

Im Interview Edson Cordeiro

vvg - 25.03.2017 - 07:00 Uhr

Edson Cordeiro ist ein brasilianischer Sänger und Countertenor. Sein Stimmumfang beträgt 4 Oktaven. Dieses Vermögen nutzt er für sein breites musikalisches Repertoire. Am 11. und 12. April gastiert er im Kölner Senftöpfchen, am 6. Oktober in Berlin und am 8. Oktober in Hamburg. 

Die Welt bezeichnet dich als „Großartiger Entertainer! Ein fantastischer Stimm-Akrobat! Ein Sänger ohne Grenzen!“ Wie bist du zur Musik gekommen? 

Ich habe als Kind in der Kirche angefangen zu singen. Dort habe ich festgestellt, dass ich Musik mehr als alles andere liebe. Mit 17 Jahren habe ich dann bereits im Theater professionell als Sänger in einem Musical gearbeitet.

Du bist für deine 4-Oktaven-Stimme, für musikalische Verwandlungsfähigkeit und dramatische Bühnenpräsenz berühmt. Was hast du für eine musikalische Ausbildung oder bist du Autodidakt?

Ich hatte nie eine offizielle Musik- oder Gesangsausbildung. Seitdem ich 17 Jahre alt war, habe ich mit Maestros und Musikern zusammen gearbeitet, die mich viel über Musik gelehrt haben. Seit 15 Jahren habe ich einen Gesangslehrer in Brasilien, bei dem ich regelmäßig Unterricht nehme.

Man nennt dich auch „Das 8. Weltwunder“. Ist es nicht schwer nach solchen Komplimenten, die Erwartungen deiner Fans zu erfüllen?
Ich nehme das Lob gerne an und nehme es als Motivation und Ansporn. Es belastet mich nicht.

Titel von dir heißen übersetzt „Paradiesvogel“, „Weiße Flügel“ oder „Blauer Vogel“. Was macht dich zum Paradiesvogel und was unterscheidet dich von anderen Sängern?

Ich gehöre zu den Paradiesvögeln wie viele Sängerinnen und Sänger, die in ihrem Heimatland und im Ausland Erfolg haben. In Brasilien bin ich exotisch, weil ich in vielen Sprachen, auch auf Deutsch singe. In Deutschland bin ich exotisch, weil ich aus Brasilien komme. Und weil ich mit dieser besonderen Stimme geboren bin, hat mich das überall zu etwas Besonderem gemacht.

 „Es ist keine Schande, arm zu sein.“ Welche politischen Themen beschäftigen dich?

Ich will immer wissen, was politisch in der Welt passiert. Ich kann das Mikrofon nicht nur zum Singen verwenden, sondern auch, um meine Meinung zu äußern oder Respekt einzufordern. In meinem Heimatland Brasilien müssen wir noch so viel für die Rechte der Community kämpfen, das beschäftigt mich sehr.

Als Twen standst du im Musical Hair auf der Bühne. Heute ist dein Kopf rasiert. Wie wichtig ist dir Aussehen?

Für mich ist nichts wichtiger als Gesundheit. Ich bin mit den Veränderungen, die Zeit mit sich bringt, sehr einverstanden. Ich verdiene das Aussehen, das ich jetzt habe und fühle mich sehr wohl damit. 

Erstes Solokonzert im Aug. 1990 in Rio de Janeiro. Wie alt warst du damals und was ging in dir vor, als du zum ersten Mal allein auf der Bühne gestanden hast?

Ich war 23 Jahre alt und ich dachte: Von jetzt an wird sich dein Leben ändern! Und das war auch so.

1992 ging dann die Karriere steil nach oben und war nicht mehr aufzuhalten. Was war der Grund, dass du deine Heimat verlassen hast und nach Deutschland gekommen bist?

Ich bin von 1994 an jedes Jahr für Tourneen nach Deutschland gekommen. Ich hatte hier immer großen Erfolg und die Aufenthalte wurden immer länger. Da war es irgendwann natürlich, ganz hier zu leben. Heute fliege ich regelmäßig für Auftritte nach Brasilien zurück.

Du bist in Sao Paulo geboren und lebst nun in Deutschland. Ist dir die deutsche Sprache schon geläufig und wird es einmal ein deutschsprachiges Album geben?

Bevor ich Deutsch gelernt habe, hatte ich bereits deutsche Lieder aufgenommen und gesungen, zum Beispiel „Naturträne“ von Nina Hagen und die Arie der Königin der Nacht aus der „Zauberflöte“. Ich werde immer deutsche Lieder im Programm haben aber wahrscheinlich kein Album NUR mit deutschen Titeln aufnehmen.

In deiner Heimat Brasilien bist du eine Gay-Ikone und ein Aktivist. Welche Verbindungen hast du noch nach Brasilien und kannst du von Deutschland aus für die Rechte der Community in Brasilien kämpfen?

Ich bin jedes Jahr 3 bis 4 Mal in Brasilien für Konzerte und TV-Auftritte. Ich bringe meine Geschichte immer mit mir und wofür ich stehe.

In Brasilien verändern sich die Dinge sehr langsam. Da der Grundrespekt für Menschenrechte dort allgemein fehlt, hat es natürlich die GLBTS besonders schwer. Brasilien hält den traurigen Rekord von ermordeten Transsexuellen, da kann ich nicht still sein. 

Lebst du als Single oder hast du eine Beziehung?

Ich bin mit meinem Mann Oliver Bieber verheiratet, wir sind seit 7 Jahren ein Paar. Oliver ist ein Kinderbuchautor und –Illustrator und auch mein europäischer Manager. 

Wie war das mit deinem Outing?

Ich musste mich nie offiziell outen, weil es immer klar war, dass ich schwul bin. Meine Familie hat das immer akzeptiert und kein Problem damit. Meinem Publikum war das auch immer klar, ich war nie Ricky Martin, der den Hetero gespielt hat.

Die Schwule Community hat lange für ihre Rechte gekämpft, erfolgt jetzt ein Roll-Back?

Ich denke, die ganze Welt hat gerade einen Roll-Back, überall werden die konservativen Strömungen und Parteien stärker. Die Schwule Community muss aufpassen, dass sie ihre Rechte behält und weitere einfordern – die AFD schläft nicht!

Auf der CD „Clubbing“ hast du eine tanzbare Version von „Ave Maria“ gesungen. Das wurde zwar ein Hit, wurde aber von der Kirche öffentlich kritisiert. Wie ist dein Verhältnis zu Kirche und Glauben? Und wie gehst du mit dieser Kritik um?

Zuerst war ich überrascht, dass die Kirche überhaupt von dem Ave-Maria-Dance-Track wusste. Ich sage oft wegen der Kirche: Warum sollte ich Mitglied in einem Klub sein, der mich nicht akzeptiert, wie ich bin? Ich bin froh, dass die Inquisition nicht mehr existiert! 

Du verbeugst dich musikalisch vor den Superstars der Musik; angefangen von Aretha Franklin über Dalida bis hin zu Zarah Leander. Wer sind deine musikalischen Vorbilder und warum?

Ich bin ein Diva-Freak und ich liebe alle Diven, das beeinflusst mich am meisten. 

Im Februar fand in der Berliner Apostel-Paulus-Kirche dein Konzert „Fado Tropical“ statt. Hast du musikalische Verbindungen nach Portugal, oder wie kam es dazu?

Meine Vorfahren sind aus Portugal nach Brasilien ausgewandert, daher kommen auch unsere Familiennamen Cordeiro, Lima und Pereira. Meine Beziehung zum Fado ist nicht nur genetisch bedingt, die große Fado-Sängerin Amália Rodrigues habe ich immer geliebt. Ich habe viele Tourneen in Portugal gemacht und das hat die Verbindung zum Fado noch verstärkt. Es war eine tolle Erfahrung, sich intensiv mit dem Repertoire zu beschäftigen. Ich habe auch in Porto / Portugal mit heimischen Musikern meine neue Fado-CD aufgenommen.

Im April stehst du in Köln, in Sao Paulo und Sorocoba (beides Städte in Brasilien), in Eisenach, Stuttgart, Berlin, Wien und danach in Hamburg auf der Bühne. Was wirst du darbieten und wo bekommt man genaue Informationen über die Tour?

Aktuelle Infos und Tourdaten findet man immer auf meiner Website www.edsoncordeiro.com. Ich freue mich schon sehr auf mein Publikum im Senftöpfchen-Theater in Köln. Dort werde ich die beste Musik meiner Heimat Brasilien singen, begleitet von dem wunderbaren Gitarristen André Krikula. 

Edson Cordeiro // © vvg

Wie war das mit deinem Outing?

Ich musste mich nie offiziell outen, weil es immer klar war, dass ich schwul bin. Meine Familie hat das immer akzeptiert und kein Problem damit. Meinem Publikum war das auch immer klar, ich war nie Ricky Martin, der den Hetero gespielt hat.

Die Schwule Community hat lange für ihre Rechte gekämpft, erfolgt jetzt ein Roll-Back?

Ich denke, die ganze Welt hat gerade einen Roll-Back, überall werden die konservativen Strömungen und Parteien stärker. Die Schwule Community muss aufpassen, dass sie ihre Rechte behält und weitere einfordern – die AFD schläft nicht!

Auf der CD „Clubbing“ hast du eine tanzbare Version von „Ave Maria“ gesungen. Das wurde zwar ein Hit, wurde aber von der Kirche öffentlich kritisiert. Wie ist dein Verhältnis zu Kirche und Glauben? Und wie gehst du mit dieser Kritik um?

Zuerst war ich überrascht, dass die Kirche überhaupt von dem Ave-Maria-Dance-Track wusste. Ich sage oft wegen der Kirche: Warum sollte ich Mitglied in einem Klub sein, der mich nicht akzeptiert, wie ich bin? Ich bin froh, dass die Inquisition nicht mehr existiert! 

Du verbeugst dich musikalisch vor den Superstars der Musik; angefangen von Aretha Franklin über Dalida bis hin zu Zarah Leander. Wer sind deine musikalischen Vorbilder und warum?

Ich bin ein Diva-Freak und ich liebe alle Diven, das beeinflusst mich am meisten. 

Im Februar fand in der Berliner Apostel-Paulus-Kirche dein Konzert „Fado Tropical“ statt. Hast du musikalische Verbindungen nach Portugal, oder wie kam es dazu?

Meine Vorfahren sind aus Portugal nach Brasilien ausgewandert, daher kommen auch unsere Familiennamen Cordeiro, Lima und Pereira. Meine Beziehung zum Fado ist nicht nur genetisch bedingt, die große Fado-Sängerin Amália Rodrigues habe ich immer geliebt. Ich habe viele Tourneen in Portugal gemacht und das hat die Verbindung zum Fado noch verstärkt. Es war eine tolle Erfahrung, sich intensiv mit dem Repertoire zu beschäftigen. Ich habe auch in Porto / Portugal mit heimischen Musikern meine neue Fado-CD aufgenommen.

Im April stehst du in Köln, in Sao Paulo und Sorocoba (beides Städte in Brasilien), in Eisenach, Stuttgart, Berlin, Wien und danach in Hamburg auf der Bühne. Was wirst du darbieten und wo bekommt man genaue Informationen über die Tour?

Aktuelle Infos und Tourdaten findet man immer auf meiner Website www.edsoncordeiro.com. Ich freue mich schon sehr auf mein Publikum im Senftöpfchen-Theater in Köln. Dort werde ich die beste Musik meiner Heimat Brasilien singen, begleitet von dem wunderbaren Gitarristen André Krikula. 

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Edson Cordeiro im März 2017 geführt.

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