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Die Botschaft in Hamburg - Eine Traumvorstellung eines Regenbogenhauses
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Farid Müller Projekt Regenbogenhaus

km - 16.02.2020 - 12:00 Uhr

„Inzwischen sind wir von der Akzeptanz weiter als vor 20 Jahren, nur hat es im Bild der Stadt keinen Niederschlag gefunden“

Die Bürgerschaftswahl am 23. Februar steht vor der Tür und SCHWULISSIMO hat sich nochmal mit Farid Müller von den Grünen unterhalten. Im Fokus des Gesprächs ist das geplante Projekt „Regenbogenhaus“. Der 57-jährige Politiker spricht über die Entstehung der Idee, warum es gebraucht wird und geht auf die Bedenken des Vorhabens ein.

Was genau wird das Projekt Regenbogenhaus sein?
Entstanden ist der Gedanke vorletztes Jahr als mal wieder zum Christopher Street Day ganze viele Fahnen auf den Hamburger Dächern wehten in der Innenstadt oder auch in der Wandsbeker Chaussee. Nach zwei Wochen war das ganze dann aber wieder vorbei. Da denkt man sich dann: „Hm, irgendwie komisch, warum sind eigentlich nur zwei Wochen Pride?“ Dann ist mir eingefallen das MHC (Magnus-Hirschfeld-Centrum) und Hein und Fiete, die sieht man zwar, aber auch nur wenn man gerade in dieser Straße ist und sonst nicht so richtig. Es gehen auch nicht alle aus der Community dort hin. Bei Intervention e.V. ist auch keine Regenbogenflagge drauf. Da ist der Gedanke gereift, warum wir nicht ein stolzes Regenbogenhaus in Hamburg haben, welches das ganze Jahr Präsenz für die LGBTI*-Gemeinschaft zeigt. Inzwischen sind wir von der Akzeptanz weiter als vor 20 Jahren, nur hat es im Bild der Stadt keinen Niederschlag gefunden. Abgesehen von den zwei Wochen PRIDE, wobei dort viele aufgrund des Sommers im Urlaub sind und das dementsprechend gar nicht mitbekommen. Das war der Ausgangspunkt und dann haben wir uns mit den Vereinen und Institutionen in Verbindung gesetzt, um zu schauen, ob der Bedarf an einem solchen Haus besteht.
Die Antwort war deutlich, alle brauchen mehr Raum und wissen teilweise nicht wo sie sich treffen oder Seminare abhalten. Der PRIDE Verein muss immer 20.000 Euro Miete für diese eine Woche Pride House zahlen. Das ist viel Geld, da wäre es doch gut, wenn wir das, anstatt es Dritten zu geben, es in ein gemeinsames Haus investieren. Dann haben wir nach dem ersten oberflächlichen abtasten des Raumbedarfs entschieden, ein Gutachten aufzustellen. Das war viel systematischer, da wurde eben auch abgefragt, was es für Räumlichkeiten bedarf und welche Sorgen, die mit dem Regenbogenhaus einhergehen, wie zum Beispiel Zentralisierung oder der Verlust bestehender Strukturen. All das wurde alles in diesem Gutachten ausführlich thematisiert. Aber am Ende war das Ergebnis, dass alle das Projekt gut finden und dafür sind.
Es soll jetzt aber auch kein Haus sein, indem nur Projekte erarbeitet werden, sondern da soll auch Gastronomie rein. Da soll Leben drin sein und das schon am Tag. Das kann auch dazu beitragen, die Miete dort für alle beteiligten erträglicher zu machen. Das man ein paar Ankermieter hat, die auch „normale“ Mieten zahlen, sag ich jetzt mal.
Das heißt nicht das wir ein Haus bauen, wir müssen auch keins kaufen, die Stadt hat relativ viele Häuser und vielleicht findet man ja ein was schon im Besitz der Stadt ist und was man dann ein bisschen herrichten kann für die Bedürfnisse der Community.
Sollten wir jetzt nach der Wahl in Regierungsverantwortungen kommen, wenn die Wähler das wünschen, dann ist auch klar, dass sich relativ schnell ein Interessentenkreis gründen muss. Von denjenigen, die sagen „Wir wollen dieses Regenbogenhaus“. Wir würden als Stadt sicherlich auch eine Anfangsfinanzierung zugeben für eine Planung. Damit man erst einmal eine Art Trägerverein gründet und mal schaut, was wollen wir eigentlich genau haben und wie soll das genau aussehen. Sobald das geklärt ist, kann man nach einer Location suchen und das dann auch umsetzen. Es ist ein Haus für die Community, es ist kein Haus was wir Grüne jetzt konzipieren und dann sagen so bitte schön, dann macht mal und zieht da alle ein. So soll es nicht sein. Es ist ein Gedanke den wir unterstützen, wenn notwendig mit Geld, aber es muss eben auch selbst aus der Community kommen, damit es hinterher auch lebt.

Farid Müller - Kandidat bei der Bürgerschaftswahl am 23. Februar

Wie groß soll denn das Haus werden? Im Gutachten gaben 33% an eigene Räume, bzw. Büroräume zu benötigen, im besten Fall mit 30m² bis 50m². Einmal war sogar die Rede von einem Mehrbedarf von 200m². Das klingt nach einer Menge Platz die benötigt wird?
Ja wir gucken Mal. Das genau soll dann der Trägerverein im Nachhinein rausfinden. Es muss natürlich finanziert werden können, das ist schon klar. Dazu brauch man eben ein paar Ankermieter. Das muss man nicht ehrenamtlich von Zuhause Haus planen, sondern da wird es dann Geld geben, sodass man sich auch professionelle Hilfe holen kann. Leute vom Fach, sodass man die Gestaltung und des Hauses und dortige Projekte ideal durchführen können.

Müssen sich bestehende Strukturen bei einer Finalisierung des Regenbogenhauses finanzielle Sorgen machen?
Das war eine der großen Sorgen im Gutachten, aber natürlich nicht. Wenn wir regieren kommt das oben drauf. Aber klar ist auch wir werden kein Regenbogenhaus konzipieren können, wo keine der bisherigen Projekte reinwollen und nur Projekte reingehen, die nicht zahlen können – das geht auch nicht. Wir werden schon schauen, dass wir Vereine und Projekte unterbekommen, die auch was zahlen können.

Läuft man nicht schnell in eine Falle, in der man sich angreifbar macht, weil Teile der Community sagen werden: Jetzt sind da aber mehr schwule Gruppierungen als lesbische oder Trans*?
Naja, so ein Haus sollte schon ein Abbild der Community sein und da würden wir zumindest mit drauf achten. Wir geben da schon ein paar Leitplanken mit, aber man kann sich auch nicht beispielsweise 50% Transvereine wünschen, wenn es gar nicht so viele gibt. Niemand soll bevorzugt oder benachteiligt werden, aber man wird am Ende auch nicht sagen können, nur weil es doch etwas mehr Männer sind als Frauen, geht das alles nicht. Aber wir haben da den Blick drauf, wir werden nicht einfach Geld investieren und das alles sich selbst überlassen.

Wann kann man mit der Finalisierung des Regenbogenhauses rechnen, wenn ihr gewählt werden solltet?
Wenn wir hinterher mit einer Partei Koalitionsverhandlungen führen müssen, wird das bis April dauern. Dann steht das im Regierungsprogram. Wenn dann der Haushalt für die nächsten Jahre aufgestellt wird, muss man zumindest für den Trägerverein eine Unterstützung einzubauen, um die Planung und den Start zu finanzieren. Dann liegt es zum Teil mit an der Community wie schnell sie sind, mit einem Konzept und wenn wir das Konzept einigermaßen haben, muss man sich auf die Suche nach einer passenden Immobilie machen. Es ist nichts was sofort kommt, aber vertrödeln sollte man das Ganze auch nicht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man in zwei Jahren was hat.

Die amerikanische Botschaft in Hamburg - so "KÖNNTE" das Regenbogenhaus aussehen

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