Der bewegte Mann Tim Koller
Ende Juli ist es soweit – „Der bewegte Mann“ - jedem als Comic von Ralf König oder als Film von Sönke Wortmann ein Begriff – kommt als Musical auf die Bühne des Thalia Theaters. Wir haben Tim Koller, der Waltraud spielen wird, dazu befragt:
Seit Februar ist ja bekannt, dass „Der bewegte Mann“ als Musical im Sommer in Hamburg spielen wird. Wer mit auf der Bühne steht, wurde erst spät bekannt gegeben. Wann bist Du mit ins Spiel gekommen?
Ich habe im Dezember das Kennenlernen gehabt mit der Regie und Christian Gundlach, der Musik und Liedtexte und zusammen mit Craig Simmons das Buch geschrieben hat. Bis alles final war, hat es nun bis April/ Mai gedauert.
Wurden die Darsteller gecastet bzw musstest Du Dich bewerben?
Ich kenne den Regisseur Harald Weiler über mehrere Ecken, und habe seine Inszenierungen „Next To Normal“ und „Das Orangenmädchen“ gesehen. Wir waren ab und zu in der Gruppe zusammen etwas essen, und er war total angenehm. Und ich meinte dann einfach mal zu ihm „Du, wenn Du mal etwas machst, sag Bescheid, ich komme gerne rum um ich vorzustellen.“ Und dann rief er an und sagte „Du, wir machen da etwas, komm mal eben rum zum Vorsingen – Dein Spiel kenne ich ja schon“. Am Tag des Vorsingens im Dezember bekam ich dann eine Kehlkopfentzündung, ich lag im Bett und mir ging es unfassbar schlecht. Ich bin dann trotzdem hin, hab mehr geschrien als gesungen, und am nächsten Tag war dann meine Stimme weg. Rund zwei Wochen später kam dann die Nachricht, dass sie es sich vorstellen können, mit mir zusammen zu arbeiten.
War das von vornherein klar, dass Du Waltraud singst/ spielst/ tanzt?
Das wurde von Anfang an gesagt, dass sie mich als „Waltraud“ sehen.
Weißt Du schon, woran sich das Musical orientieren wird? Wird eher der Comic oder der Film Grundlage sein?
Ich gestehe, dass ich die Comics von Ralf König nicht so vor Augen habe, aber den Film von Sönke Wortmann zum Einarbeiten einige Male gesehen habe, und natürlich kenne ich unsere Bühnenfassung. Der Comic karikiert ja alle Sexualitäten, was der Film nicht so hinbekommen hat. Wenn ich aber unsere Bühnenfassung lese, erahne ich, dass wir auch die Heteros karikieren wollen.
Wieviel Zeit habt ihr für die Proben?
Wir haben 7,5 Wochen Zeit für alles, und es wird sehr spannend, weil wir im Altonaer Theater proben und eventuell auch eine Voraufführung haben werden und dann im Thalia Theater spielen werden. Das ist insofern ein Unterschied, als dass das Thalia sehr hoch ist mit seinen Rängen, was so im Altonaer Theater nicht gegeben ist. Hier müssen wir uns in der Spielart darauf einstellen, mit der Stimme und dem Darstellen „größer“ werden, so dass sich alle Ränge angesprochen fühlen.
Haben sich schon alle Darsteller auf einmal treffen können?
Noch nicht so richtig. Die musikalischen Proben sind ja in der Regel für jeden erst einmal alleine, dann werden kleinere Konstellationen mit 2-3 Darstellern gebildet, und dann kommen alle zusammen.
Bekommst Du das denn alles zeitlich unter?
In meinen anderen Engagements wird es im Sommer eh etwas ruhiger bzw. es sind weniger Spieltermine, so dass „Der bewegte Mann“ jetzt genau in meine freie Zeit fällt. Das finde ich gut – ich habe einfach total Bock auf das Stück, auf das Haus, auf die Rolle. Es ist ja eine Uraufführung: Das Stück gab es noch nie auf der Bühne, und das macht es so spannend. Das Buch ist unheimlich lustig zu lesen, manchmal habe ich das Gefühl die schwule Version von „Sex And The City“ vor mir zu haben.
Mit wem ist Waltraud am ehesten von „Sex And The City“ zu vergleichen?
Wie heißt denn noch die Nymphomanin? Samantha! Und „Norbert“ ist dann Charlotte, mit etwas Carrie drin.
Wie kann man sich Euren Alltag in den nächsten Wochen vorstellen?
Das ist wie ein „normaler“ Arbeitstag. Die Probenzeit ist von 10 – 18 Uhr, erst einmal angesetzt von Montag bis Samstag. In der Endphase wird dann an jedem Tag gearbeitet, oft bis Mitternacht. Es ist dann immer so witzig, wenn die Leute nach der Vorstellung fragen „Und was machen Sie hauptberuflich?“. Es kann sich kaum jemand vorstellen, dass wir dafür wochenlang den ganzen Tag proben und arbeiten.
Wenn man sich dann abends in die Vorstellung setzt, sieht alles immer so selbstverständlich aus?
Das ist es bei weitem nicht. Wenn die Vorstellung um 20 Uhr beginnt, heißt es ja nicht, dass wir erst 10 Minuten vorher da waren. Wir treffen immer schon zwei bis drei Stunden vorher ein, gerade in der Anfangszeit. Schminken, noch mal eine Probe, Soundcheck, Umbesetzungsprobe und vieles mehr.
Wie passen Rolle und Stück auf Deinen Background? Hier sind ja nun drei Sachen verbunden: Schauspiel, Gesang und Tanz?
Ich war auf der Schauspielschule, habe danach auch die Musicalschule absolviert. Damit verdiene ich jetzt rund 15 Jahre mein Geld. Und früher habe ich nur getanzt, war eine Zeitlang auch in einem reinen Tanzensemble.
Was hast Du bisher schon alles gespielt?
Ich habe „La Cage“ gemacht im Staatstheater in Wiesbaden und in Österreich in den Sommer-Festspielen, in Bremen war ich Tänzer bei „Viktor/ Viktoria“, seit 10 Jahren „Nachttankstelle“ im St. Pauli Theater, seit drei Jahren auch das Schmidt Theater. Außerdem war ich am Theaterschiff in Bremen und beim Theaterschiff in Lübeck, ich war auf Tournee im deutschsprachigen Raum. Und vieles mehr.
Wie siehst du die Chancen vom „Bewegten Mann“ im Sommer?
Das Musical wird sehr gut ankommen. Ich kann es mir sehr gut vorstellen und bin gespannt, wie das Ergebnis wird. Es ist ein tolles Haus, das Musical ist eine tolle Idee für den Sommer, es ist eine tolle Story – es bringt einfach sehr viel mit, um ein Erfolg zu werden.
Der Film ist ja nun schon einige Jahre her – könnte es sein, dass das Musical zu spät auf die Bühne kommt?
Nein, dadurch dass Til Schweiger, Katja Riemann und Rufus Beck immer noch sehr präsent sind, dass überhaupt nahezu alle Darsteller des Films immer noch aktiv sind, dass der Film immer noch zu Deutschlands erfolgreichsten Komödien zählt, spricht unser Musical auch Menschen an, die den Film nicht mehr so präsent vor Augen haben.
Dann wünschen wir Euch viel Spaß auf der Bühne!
Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Tim Kollerim Juni 2017 geführt.