Direkt zum Inhalt
Conrad Breyer // © Thomas Dashuber

Conrad Breyer 5 Fragen an…

id - 17.03.2019 - 07:00 Uhr

Conrad Breyer (46), Pressereferent für den Christopher Street Day München.

In diesem Jahr stehen ja einige Jubiläen an, 50 Jahre Stonewall und auch der 40. CSD in München. Im Vorfeld wurde dazu aufgerufen, Vorschläge einzureichen. Wie schwer war es am Ende, ein geeignetes Motto zu finden?
Es war in der Tat nicht so einfach. Denn die Münchner Community hat ganz fleißig Vorschläge eingereicht, 76 waren es. Sieben haben es auf die Shortlist geschafft. Wir haben viel diskutiert. Allen Slogans gemein war: Wir wollten die Vorkämpfer*innen von 1969 ehren, das feiern, was wir bis heute erreicht haben, es aber auch für die Zukunft bewahren und die letzten Ungleichheiten angehen. Da hat das Motto „50 Jahre Stonewall – Celebrate Diversity! Fight for Equality!“ am besten gepasst.

Erzähl uns doch einmal etwas mehr über den Hintergrund zum „Münchner Szenestammtisch“, welcher ja letztendlich das Motto gekürt hat.
Der Münchner Szenestammtisch vereint sämtliche LSBTI-Organisationen Münchens. Wir treffen uns viermal im Jahr, um die wichtigsten Themen hier in der Stadt zu besprechen. Jeder Verein stellt sich vor, wirbt für seine Anliegen, danach geht es um gemeinsame Aktionen. Zu tun gibt es immer etwas. Die Idee dahinter ist die Vernetzung. Wir wollen in München mit einer starken Stimme als geeinte LSBTI-Community auftreten in ihrer ganzen Vielfalt. Der Szenestammtisch ist ihr Sprachrohr.

Vor den Entwicklungen der letzten Jahre, Stichwort „Ehe für alle“, meinen ja viele, jetzt ist alles erreicht. Doch wenn man sich in Europa so umschaut, dann ist ja doch ein deutlicher Rechtsruck zu spüren. Ist dieses ein Thema, was sich auch beim Münchner CSD wiederfinden wird?
Ja, klar. Der CSD ist nicht nur zum Feiern da, sondern immer auch eine politische Demo. Der Rechtsruck in Europa, speziell in Deutschland, beschäftigt uns seit einigen Jahren, dezidiert 2017 („Gleiche Rechte. Gegen Rechts“) und 2018 zu den Bayerischen Landtagswahlen („Bunt ist das neue Weiß-Blau“). Mit unserer Forderung 2019, „Fight for Equality“, setzen wir uns als LSBTI-Community für Sichtbarkeit und die vollständige Gleichstellung sexueller Minderheiten ein, sei es im Diskriminierungsschutz, der Transsexuellengesetzgebung, in den Bildungseinrichtungen der Republik oder beim Adaptionsrecht. Und damit verbunden ist natürlich auch die Botschaft: Wir rücken keinen Deut zurück vor Rechtspopulist*innen, die unsere erkämpften Freiheiten wieder einschränken wollen!

Im vergangenen Jahr gab es ja Diskussionen zu der Teilnahme des Landesverbandes der Lesben und Schwulen in der CSU (LSU), welche sogar in einer Blockade des Paradenwagens gipfelte. Wie steht der CSD zu solchen Aktionen. Das ist sicherlich eine schwierige Gratwanderung, oder?
Sicher. Die Aktion der Grünen Jugend hat eine große Debatte in der Szene angestoßen. Fortan gilt: LSBTI-Organisationen wie die LSU, die grundsätzlich die Ziele des CSD unterstützen, können selbstverständlich an der Parade teilnehmen, müssen aber mit Kritik rechnen. Für die Repräsentation an der Spitze hat der Szenestammtisch den CSD-Veranstaltenden als Kriterien empfohlen, dass sie die Ziele, die wir als Community verfolgen und die Werte, die wir teilen, unterstützen. Und dazu gehört neben unseren Forderungen als sexuelle Minderheiten zum Beispiel auch eine menschenwürdige Geflüchtetenpolitik.

Was erwartet die Besucher denn zum 40. CSD in München? Kannst du uns hier schon einige Infos geben?
In München gestalten die vielen LSBTI-Organisationen die Pride Week selbst, passend zum Motto jedes Jahr. Was da kommt, wissen wir noch nicht; das Jahr ist ja noch jung. In jedem Fall wird es aber Events zu Stonewall und unserem eigenen Jubiläum mit den Kämpfer*innen der ersten Stunde von 1980 geben. Wir wollen da auch selbst etwas auf die Beine stellen. Und wir feiern den Anlass mit unserem Partner-Pride in Kyjiw, unserer Partnerstadt, von wo auch Aktivist*innen anreisen werden. Ich denke, es wird der größte CSD aller Zeiten in München. Wir hatten im vergangenen Jahr schon über 50.000 Teilnehmende und über 125.00 Zuschauer*innen. Im Jubiläumsjahr dürften es mehr werden, denn es wird einiges geboten.

Infos: www.csdmuenchen.de

Auch Interessant

Ausgequetscht

Sefa Küskü

ist ein deutscher Theater-Schauspieler, Autor und Regisseur mit türkischen Wurzeln. In seinen Stücken geht es um die Würde von Minderheiten...
Pärchen April 2025

Steven, Matze und Thorsten

Diese Liebe sprengt alle Grenzen, denn sie zeigt – eine Beziehung bedeutet nicht automatisch zwei Menschen, sie kann auch wachsen.
Ausgequetscht

Tony Bauer

Tony Bauer ist ein Fabelwesen auf dem Weg zum Comedy-Olymp. Der Halbbrasilianer verkauft sich als dunkelhäutiger Asiate und überrascht mit seinem...
Pärchen März 2025

Henry und Marco

Diese Liebe begann in einer Halloween-Nacht und nicht einmal eine gruselige Verkleidung konnte die beiden voneinander abbringen.
Pärchen Februar 2025

Oliver und Pascal

Diese Liebe begann in einer Silvesternacht und läutete damit nicht nur ein neues Jahr, sondern auch ein neues Leben und Glück ein...
Pärchen Januar 2025

André und Martin

Hier war definitiv der Himmel im Spiel: Beide haben dasselbe Sternzeichen, denselben Aszendenten und auch noch das gleiche Mondsternzeichen
Pam Pengco

Comedian und Drag Queen aus Köln

Comedian und Drag Queen aus Köln, erobert seit kurzer erfolgreicher Zeit die Comedybühnen und ist derzeit mit ihrer Soloshow auf Tournee.
Pärchen Dezember 2024

Philipp und Philipp

Das doppelte Philippchen ist ein Herz und eine Seele und ihre Liebe schreibt das perfekte Drehbuch für einen Disney-Film...