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© Danny Frede

Checkpoint der Aidshilfe Köln Neue Räume, neue Leitung

js - 07.09.2018 - 07:00 Uhr

Nachdem Felix Laue nach 18 Jahren die Aidshilfe Köln verlassen hat, übernahm der 38-jährige Christoph Klaes die Leitung des Checkpoints. Seit knapp sechs Monaten ist Christoph jetzt im Amt. Geprägt war sein erstes halbes Jahr vor allem durch den Umzug des Test- und Beratungsangebots von der Pipinstraße zurück in die Beethovenstraße 1. Christoph hat sich Zeit genommen, um uns ein paar Fragen zu beantworten.

Wie bist du zu deinem neuen Job als Leiter des Checkpoints gekommen?
Ich arbeite seit über 10 Jahren für die Aidshilfe Köln und war durch die Vor-Ort-Arbeit, der Anleitung von Selbsthilfegruppen und die Testberatung sehr mit dem gesamten Konzept des Checkpoints vertraut. Ich habe in dieser Zeit den Checkpoint wachsen sehen und mit allen Kolleg*innen kräftig dazu beigetragen, das Konzept ständig zu erweitern und zu verbessern. Als sich mein Vorgänger dazu entschieden hatte, sich anderen/neuen Aufgaben zu widmen, fragte mich die Geschäftsführung, ob ich mir die Aufgabe vorstellen kann und ich sagte, nach etwas Bedenkzeit, „ja“. Nachdem mich dann auch meine Kolleg*innen darin bestärkten, die Leitung zu übernehmen, war die Entscheidung gefallen.

Wie viele Mitarbeiter*innen helfen beim Checkpoint der Aidshilfe Köln?
Der Checkpoint ist ja nicht nur das Beratungs- und Testangebot. Bei uns ist auch die Szene Vor-Ort-Arbeit, die Youthwork, die Med Info und die Selbsthilfegruppe Jung-Schwul-Positiv angesiedelt. Alles in allem arbeiten über 50 Ehrenamtliche, 5 Teil- und Vollzeitkräfte und mehrere Honorarkräfte im Checkpoint. Die unterschiedlichen Aufgabenfelder sind aufgeteilt und fachspezifisch besetzt. Alle unsere ehrenamtlichen Kolleg*innen sind für ihre Aufgabe geschult und werden über ihre jeweiligen Teams immer wieder auf den neusten Stand der Wissenschaft und Prävention gebracht.

Benötigt ihr mehr Helfer, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden?
Es bedarf in erster Linie mehr Mittel, um Fachkräfte zu bezahlen. Gerade in Bereichen, die ausgebildetes Personal benötigen, da sie anderenfalls gar nicht durchgeführt werden dürfen, ist es notwendig, Maßnahmen sicherzustellen. Beispielsweise ohne eine Ärztin oder einen Arzt kann kein Beratungs- und Testabend stattfinden, das geht rein rechtlich nicht. Letztendlich geht das nur über den Einsatz von Mitteln/Geld. Daher arbeiten wir weiterhin mit Nachdruck daran, diese Mittel zu akquirieren.

Während des CSDs habt ihr Spenden gesammelt, von den 30.000 benötigten Euro sind 10.000 Euro zusammengekommen. Was macht ihr, um die Wartezeiten zu verringern, denn damit könnt ihr noch keinen zusätzlichen Tag anbieten?
Erstmal möchte ich mich im Namen des gesamten Checkpoints und der Aidshilfe bei der Community herzlich bedanken! Auch wenn wir 30.000 € benötigen, finde ich die Summe von 10.000 € enorm und lange nicht selbstverständlich. Wir werden auch weiterhin versuchen, Spenden zu akquirieren, um das Testangebot Schritt für Schritt auszubauen. Da momentan nicht die komplette Summe zu Verfügung steht, können wir dauerhaft keinen regulären zusätzlichen Testabend anbieten. Es wird aber vereinzelte Sonderöffnungen geben, um bestehende Überhänge zu bewältigen.

Da das Haus in der Pipinstraße kernsaniert wird, musste der Checkpoint im Juni zurück in die Beethovenstraße ziehen. Wie hat der Umzug funktioniert?
Jeder, der schon einmal einen privaten Umzug gemacht hat, kann sich vorstellen, dass es kein Vergnügen ist, einen solchen Umzug zu organisieren und durchzuführen. Man hat immer mehr als man braucht und mehr als man denkt und so war es auch bei uns. Final haben wir aber alles gut gemanagt und sind gut im neuen/alten Haus angekommen.

Der Ablauf des Tests ist etwas anders als in der Pipinstraße, was hat sich geändert?
Da wir in der Pipinstraße das Testangebot auf einer Etage hatten, mussten wir für die Beethovenstraße etwas umdenken. Hier laufen die Testabende auf zwei Etagen. Das hat aber mit einigen kleinen Umstrukturierungen sehr gut funktioniert und unsere Klient*innen nehmen den Test sehr gut an und fühlen sich, laut Feedback, sehr wohl bei uns. Mit dem Umzug konnten wir auch die Beratungs-, Arzt- und Warteräume neu gestalten, dass trägt zu einer entspannteren Atmosphäre bei. Der Sanierungsstau in der Pipinstraße war letztlich nicht mehr zu übersehen, daher war es Zeit für den Umzug. Rückblickend auf die letzten zwei Monate kann man sagen, Beratung und Test laufen in der Beethovenstraße absolut reibungslos.


Was sind die aktuellen Themen, die die Ratsuchenden beschäftigen?
Die Themen sind vielfältig, daher muss man eine besonders schnelle Auffassungsgabe als Berater*in haben. Unsere Profession als Checkpoint/Aidshilfe ist es ja, über Sexualität zu reden. Selbstverständlich gehören hier auch medizinische Aspekte, wie etwa Ansteckungsrisiken und Behandlungsmöglichkeiten dazu. Was Aidshilfe besonders auszeichnet, ist ein niedrigschwelliger Zugang: Mit uns kann man reden, wie einem der sprichwörtliche Schnabel gewachsen ist. Und trotzdem erhält man fundierte und fachlich kompetente Antworten und Informationen. Das ist in kaum einem anderen Setting in dieser Form möglich.

Die Musik spielt in deinem Leben ja auch eine große Rolle. Hast du jetzt noch Zeit dafür?
Der Umzug und die Neueröffnung des Checkpoints waren schon ein echter Kraftakt. In dieser Zeit kam ich nicht zum Proben, aber ich merke, es wird langsam wieder mehr. Ich habe ein sehr aufwendiges Genre gewählt, ich singe ja in erster Linie Chanson und schreibe auch ganz gerne selber, was es noch aufwendiger macht. Dafür braucht man schon ein bisschen Zeit und auch Muse. Ich bin sehr froh, dass der Pianist, mit dem ich arbeite, sehr geduldig war und mir da keinerlei Druck gemacht hat. Langsam wieder einzusteigen, fühlt sich aber jetzt gut und richtig an.

Was wünschst du dir für das nächste halbe Jahr? Was sind die Themen, die du anstoßen willst?
Ich würde mir wünschen, wir könnten allen Menschen, die unser Angebot nutzen wollen, die Möglichkeit geben, dies auch zu tun. Egal wie die Lösung dazu aussieht, ob ein weiterer geöffneter Abend oder gezielt geöffnete Abende oder ähnliches. Des Weiteren würde ich mir wünschen, dass sich generell mehr Menschen zu STI und HIV informieren und Angebote wie den Checkpoint dazu nutzen, ihr Risiko abzuwägen und eine individuell passende Schutzstrategie zu entwickeln. Ich erlebe im Alltag recht viel Halb- oder Unwissen, so dass es tatsächlich ein beruflicher Wunsch von mir ist, dass sich mehr Menschen informieren und dafür auch die Möglichkeiten geschaffen werden.

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