Akrobat Marco Noury „Ich habe locker zwei Wochen gebraucht, bis mein Körper mal wieder gerafft hat: back to normal“
Im Varieté et cetera in Bochum läuft aktuell die Show „Das kann doch nicht wahr sein!". SCHWULISSIMO sprach mit Marco Noury, welcher vollen Einsatz mit Strapaten zeigt, eine Stil-Ikone ist und seine Outfits zu seinem Markenzeichen gemacht sowie schon in vielen Teilen der Welt performt hat. Er hat die Show mitkonzipiert und erzählt für wen die aktuelle Show ist, wie sich Proben und Corona vertragen haben, wie lange er für die Herstellung seiner Outfits braucht und vieles mehr.
Wie lange bist du schon Luftakrobat und arbeitest mit Strapaten? Und was hat dich inspiriert damit anzufangen?
Das ist immer eine lustige Frage. Ich mach die Nummer jetzt seit 2003. Also angefangen habe ich 2000, das war aber eine Entscheidung von meinem Trainer. Ich habe das gar nicht entschieden. Im Gegenteil, ich wollte das gar nicht machen. Also man hat mich mehr oder weniger zu meinem Glück hin gezwungen.
Was wolltest du eigentlich machen?
Ich habe angefangen mit Trapez. Das hat mir einfach besser gefallen. Aber da war mein Trainer anderer Meinung. Und bei Trapez hat man ab und an die Möglichkeit sich auszuruhen. Die Möglichkeit habe ich bei Strapaten nicht.
Was ist das Besondere an der aktuellen Show? Wer sollte sich sie unbedingt anschauen?
Na, definitiv alle! Das besondere ist, dass es eine schillernde Revue ist, mit einer guten Mischung aus Comedy, Tanz, Artistik. Wir haben Showtreppen, Glamour und einfach viel Schwung in der Show. Es ist eine Show zum Spaß haben und zum Staunen.
Wie schwer waren die Proben? Jetzt auch speziell mit Corona?
Das anstrengende an den Proben ist, dass man innerhalb von vier Tagen die ganze Show zusammenbringen muss. Also die Vorbereitung dafür laufen natürlich länger, circa ein halbes Jahr. Aber die vier Tage sind dann schon extrem, denn da werden alle Puzzleteile unter Zeitdruck zusammengefügt. Das heißt natürlich viel Arbeit, also nicht nur für die Künstler, sondern auch die Techniker usw., da reden wir nicht von einem sechs Stunden-Tag. Was das Corona-Thema angeht, haben wir Wert daraufgelegt, dass alle Künstler vollständig geimpft sind usw., denn während der Proben Abstand zu halten, ist nicht möglich.
Wir sind ziemlich gut durch den Winter gekommen und hatten echt viel Glück. Alle größeren Häuser um uns herum mussten immer mal zwei Wochen zumachen, weil irgendwer Corona hatte und davon sind wir bis jetzt verschont geblieben.
Vorbereitungen ein halbes Jahr – was gehört alles dazu?
Alles. Also die Nummern standen ja schon, aber man muss ein Konzept erstellen. Also das man schon mal weiß, die Nummer kommt da, die Nummer da, die Nummer da. Die Übergänge müssen gemacht werden und dann kommen natürlich alle anderen Bereiche dazu, wie z.B. unser schönes Bühnenbild, wo dann die Techniker dazukommen und ebenfalls ihre Ideen einbringen. Die Schneidereien natürlich, Kostüme und so fügt sich alles zusammen. Aber das braucht natürlich Zeit und viel Absprachen und Vorbereitung.
Eine große Koordination auch dabei den Überblick zu behalten:
Das Konzept für die Show habe ich gemacht mit den Moderatoren zusammen und das war auch eine spannende Erfahrung. Das erste Mal, dass ich hier eine Show konzipiere.
Wenn jetzt wieder Auftritte stattfinden, seid ihr dann durch Corona nur teilweise ausgelastet?
Das Theater ist aktuell nicht komplett bestuhlt. Wir haben eigentlich eine Kapazität von 300 und haben jetzt circa 60 Prozent – wir sind jetzt bei 180. Also es wurde schon reduziert, damit die Abstände halt größer sind.
Wie war das Gefühl wieder aufzutreten?
Für mich als Künstler war es nach fast 1,5 Jahren wie ein großer Sprung ins kalte Wasser. Das war schon heftig. Man muss halt auch körperlich fit sein und auch das Gespür für das Publikum wiederbekommen, das war schon wie ein Neuanfang. Vom Publikum her hat man gemerkt wie dankbar es ist, dass die Menschen endlich mal wieder raus können und sich irgendetwas angucken können.
Wie war das dann? So zehn Minuten auf der Bühne und dann war man wieder im Flow?
Nein, also ich mache das seit ich zwölf Jahre alt bin und habe so viel trainiert in meinem Leben. Das ist also ein bisschen wie Fahrradfahren. Aber der Körper ist natürlich auch schnell gewöhnt an die Couch – also Lockdown und so. Ich habe locker zwei Wochen gebraucht, bis mein Körper mal wieder gerafft hat: back to normal.
Inwieweit ist dein äußeres Erscheinungsbild Teil der Show und was genau macht deinen Stil zum Markenzeichen?
Also ich habe eine ganze Armada von Kostümen und alle sind vollgepfropft mit Swarovski: Auf jedem sind circa 7.500 Steine und alle wurden von mir selbst per Hand genäht. Es gibt nichts Vergleichbares bei den Männern. Und sie sind knapp – wenig Stoff und viel Swarovski. Das wurde zum Markenzeichen für mich.
Wie lange brauchst du um ein Kostüm zu nähen?
So im Schnitt drei Monate. Ich nähe ohne Nähmaschine und die Steine müssen auch noch drauf. Aber die Arbeit lohnt sich. Die Leute erinnern sich an die Kostüme. Es ist ein Hingucker und die Leute erwarten das jetzt auch von mir. In naturbelassenen Stoffen würde ich nicht auftreten.
Also es ist auch eine Fashion Show?
Ja! Ich wurde in einer Zeitung als Stil-Ikone in Sachen Glamour bezeichnet. (zeigt eins seiner Outfits) Hochgeschlossen und mit bedeckten Armen – ein familientaugliches Event, auch die kleinen können mit (lacht).
Wenn jetzt Leute sagen, ich will diese Show sehen – wie läuft das bei Euch?
Einfach eine Reservierung machen, dabei müssen nicht die kompletten Daten angegeben werden. Hier gilt 2G+ und die Geboosterten brauchen keinen Test. Wenn du geimpft oder genesen bist, dann brauchst du einen Test. Maske bis zum Tisch und dann ist das wie in der Gastronomie, da man bei uns essen und trinken kann. Also sobald man an seinem Platz sitzt kann die Maske ab.