Team München „Gemeinsam sind wir stärker!“
Die eigene Sexualität hat eigentlich nichts mit Sport zu tun und doch ist es beispielsweise im Profi-Fußball immer wieder ein Thema. Es gibt keinen aktiven Bundesligaspieler, der sich geoutet hat und dass in einem Land, wo Fußball einen hohen Stellenwert sowie eine immense Reichweite hat. Toxische Männlichkeit wird auf dem Bolzplatz oft noch gelebt und verletzende und diskriminierende Worte wie „Schwuchtel“ werden häufig und oft beiläufig benutzt. Es entsteht ein Umfeld, indem sich eine LGBTI*-Person natürlich nicht traut sich zu outen. Hinzu kommt auch noch, dass man dann anders wahrgenommen wird, vielleicht vom Trainer nicht mehr aufgestellt wird oder als homosexueller Trainer vielleicht sogar seinen Posten verliert – zumindest besteht die Angst davor. Auch in der Umkleide wird dann jeder Blick auf die Waagschale gelegt und die Fans von diesem Sport haben leider hin und wieder keine gute Figur gemacht mit sensiblen Themen wie Diskriminierung.
Muss man sich also entweder ein Leben lang verstellen, um Fußball spielen zu können oder gänzlich auf diesen Sport verzichten? Nein, zum Glück nicht. Es gibt queere Vereine wie zum Beispiel der Verein Team München, bei dem Schwule, Lesben und Trans-Personen, aber eben auch Heteros willkommen sind.
Mit über 800 Mitgliedern ist Team München der große schwul-lesbisch-transgender-hetero Sportverein Münchens und Bayerns. Und dabei geht es natürlich nicht nur um Fußball, denn die Welt des Sports hat einiges mehr zu bieten. Deshalb kann man sich derzeit bei über 19 Sportarten in seiner Freizeit beteiligen und das Angebot steigt stetig – also falls das Passende noch nicht dabei sein sollte, kann das noch kommen. Allerdings wird schon darauf geachtet, dass keine Sportarten mit ins Programm genommen werden, wo es schon einen eigenen Verein gibt. So unterstützt man kleinere queere Vereine, die sich lediglich auf eine Sportart fokussieren. Ein Beispiel dafür wären die „Isarhechte“ bei denen man wie der Name es vermuten lässt, seine Begeisterung fürs Schwimmen ausleben kann.
Auch wenn der Spaß im Mittelpunkt steht, bedeutet das nicht, dass der Erfolg auf der Strecke bleibt. Besonders stolz ist Team München daher auf die Sportler und Sportlerinnen im Fußball, Tischtennis, Badminton, in Handball, in Rugby und im Volleyball, da sie am Bayerischen Ligabetrieb teilnehmen.

Angefangen hat die Vereinstradition vor über 20 Jahren. Es entstanden zunächst über die Jahre einzelne, nach Sportarten organisierte, kleinere Vereine und Gruppen: die Volleyballer Bavaria Rosé, die FrontRunners (Läufer), die Fußballer, die Isarhechte (Schwimmer/innen), der Racketclub (Tennis/Squash/Badminton), die Amazonen (Frauenverein) usw. Zu den Gay Games 1998 fuhr dann das "Team München" gemeinsam nach Amsterdam. Zurück in München entstand dann die Idee, dass man gemeinsam vielleicht doch stärker sei. Im Juli 1999 wurde schließlich Team München als eingetragener, gemeinnütziger Verein gegründet.
Seither gab es einen Boom im schwul-lesbischen Sport der Bayerischen Landeshauptstadt:
Heute sind mehr als 1.000 Sportlerinnen und Sportler in neun schwul-lesbischen Vereinen organisiert. Diese Dynamik hat es ermöglicht, dass in München im Sommer 2004 die bisher größten EuroGames der Geschichte stattfanden, mit über 5.000 Sportlerinnen und Sportlern, sowie Tausenden Besucher und Zuschauer rund ums Olympiagelände.
Am 20. Juli 2019 (das war die wundervolle Zeit vor Corona) feierte Team München ihre 20-Jahres-Feier und bewies eindrucksvoll die Erfolgsgeschichte. Das Sportangebot und die Mitgliederzahl haben sich mehr als verdreifacht und das "Team" bleibt der Motor für neue Freizeit- und Sportangebote in München.
Auch digital ist der Verein mit der Zeit gegangen und hat mit der eigenen Homepage einen seriösen und zeitgemäßen Auftritt nach außen.
Das Motto, das den Anfang nicht besser beschreiben könnte, wird auch heute noch gelebt und ist von großer Bedeutung: Gemeinsam sind wir stärker!
„Sportliche Vielfalt und die Vielfalt des gesellschaftlichen Lebens, das sind unsere Tradition und unser Auftrag für die Zukunft“, schreibt Team München dazu auf ihrer Website.
Aus dieser Tradition sind eben nicht nur Angebote für Sportarten entstanden, sondern auch Veranstaltungen wie das Sommer Sport Festival, ein Multisportturnier, Klettern in Kooperation mit dem GOC, der Run for life (ein Benefiz-Lauf zugunsten der Münchner AIDS-Hilfe), der regelmäßig am zweiten Sonntag im September Hunderte von Läuferinnen und Läufern in den Englischen Garten lockt.

Team München ist außerdem (und nicht erst seit den EuroGames 2004) einer der engagierten Mitgliedsvereine in den bestehenden internationalen Dachorganisationen wie der EGLSF und FGG.
„Wir sind also eigentlich ein ganz "normaler" Amateursport-Verein. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir mit vornehmlich homosexuellen Sportlerinnen und Sportlern eine Minderheit vertreten. Daher erfüllen wir auch immer einen politischen Auftrag. Wir verstehen uns als Solidargemeinschaft für Toleranz und Gleichberechtigung. Deshalb zeigen wir regelmäßig beim CSD, beim Hans-Sachs-Straßenfest und bei anderen Gelegenheiten Flagge, wo unsere Rechte und Interessen vertreten werden müssen“, erklärt der Verein.
Auch im Münchener Sportgeschehen wird aktiv mit eingegriffen. Mithilfe eines Vereinsmitgliedes ist Team München auch im Sportbeirat der Landeshauptstadt München vertreten und kann so gezielt die Interessen der kleinen Sportvereine vertreten.
Das klingt alles super und ist genau das, was du nach der langen Corona-Pandemie und Winterpause brauchst? Perfekt, dann steht der Mitgliedschaft ja nichts mehr im Wege. Grundsätzlich kann jede sportlich interessierte Person mitmachen, ohne großartige Bedingungen erfüllen zu müssen. Man bleibt flexibel und kann sich für eine oder mehrere Sportarten entscheiden. Der Jahresbeitrag beläuft sich dabei auf 100 Euro, dies kann allerdings je nach Sportart variieren. Wenn mehr Material oder ein Trainer benötigt wird, wird es teurer, andersrum kann es auch günstiger werden, wenn keine Halle oder sonstiges gebraucht wird.
Bei Eintritt ab 01.08. des laufenden Jahres werden nur 50 Prozent aller regulären Beiträge (Grundbeitrag und Zusatzbeitrag) erhoben, genauso gibt es auf Antrag Ermäßigung von 50 Prozent für Schüler, Studenten, Arbeitssuchende, Rentner und Schwerbehinderte gegen Nachweis. Die Mitgliedschaft gilt jeweils für ein Kalenderjahr und wird automatisch um 12 Monate verlängert, wenn sie nicht bis spätestens zum 30.11. des Kalenderjahres gekündigt wurde.

Und bei dem Thema Finanzen kann man auch nochmal das Outreach-Programm erwähnen, welches Sportler und Sportlerinnen aus der Ukraine mit Spendengeldern unterstützt. Das Ganze wird zusammen mit der Gruppe Munich Kyiv Queer angeboten und fördert die Teilnahme am Sommer Sport Fest für Einzelpersonen und Teams, die sich das nicht leisten können.
Team München schreibt zu dieser Aktion: „Schon seit einigen Jahren besteht eine enge Kooperation zwischen der LGBTI*-Community der Partnerstädte München und Kyjiw. Münchner*innen waren schon beim ersten Kyjiwer Pride dabei und mittlerweile nehmen zahlreiche Mitglieder und Mitfrauen der Community aus beiden Städten an jährlich stattfindenden Austausch- und Fortbildungsprogrammen teil. Auch Kulturveranstaltungen gehören zum Angebot.“
Zudem betonen sie die aktivistische Kraft dahinter: „Mit unserem Outreach-Programm möchten wir einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung dieser fruchtbaren Zusammenarbeit leisten. Konkret hoffen wir, dass die geförderten Sportler*innen durch die Erfahrungen, die sie diesen Sommer mit uns und mit Ihnen machen werden, dazu ermutigt und angeregt werden, Teams und Sportvereine auch in ihrem Heimatland zu gründen, um das Leben der Community dort zu bereichern, ihr eine Heimat zu bieten. Denn um in einem Land zu bestehen, das in weiten Teilen von Homo- und Trans*-Phobie geprägt ist, braucht es den Zusammenhalt. Die Sichtbarkeit einer derart gestärkten LGBTI*-Community trägt außerdem zum Abbau von Vorurteilen bei.“
Wer in München lebt und einen queeren Verein sucht, sollte beim Team München vorbeischauen. Und wer weiß – vielleicht kommt ja bald die Zeit, in der ein Outing eines noch aktiven Fußballers keine Schlagzeile mehr wert ist – sondern ist was es eben ist: NORMAL! Fußball hat eben nichts mit Sexualität zu tun und deshalb sollte das auch im Profi-Sport kein Problem darstellen.