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Das Ende von AIDS
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Das Ende von AIDS „Die Fakten zeigen nicht, dass wir als Welt bereits auf dem richtigen Weg sind, sie zeigen, dass wir es sein können. Der Weg ist frei!“

ms - 17.07.2023 - 12:00 Uhr

Die Organisation UNAIDS hat jetzt ihren neuen Bericht „The Path that Ends AIDS“ (Der Weg zur Beendigung von AIDS) veröffentlicht und bekräftigt darin, dass ein Ende der weltweiten Pandemie bis 2030 nach wie vor möglich ist – das sei in erster Linie eine finanzielle und politische Entscheidung.

Ein Wegweiser, um zukünftigen Pandemien entgegenzutreten

Wer mit voller Willenskraft und Tatendrang diesen Weg beschreite, der könne auch außergewöhnliche Ergebnisse erwarten, so UNAIDS im Bericht, der angereichert mit vielen Daten, Fallstudien und Verfahrensrichtlinien künftig auch dazu beitragen kann und soll, anderen, weltweiten Pandemien in der Zukunft besser, schneller und zielgenauer entgegentreten zu können.

„Botswana, Eswatini, Ruanda, die Vereinigte Republik Tansania und Simbabwe haben die ´95-95-95´-Ziele bereits erreicht. Das bedeutet, dass 95 % der Menschen, die mit HIV leben, ihren HIV-Status kennen, dass 95 % der Menschen, die wissen, dass sie mit HIV leben, eine lebensrettende antiretrovirale Behandlung erhalten und dass 95 % der Menschen, die eine Behandlung erhalten, virenfrei sind. Weitere 16 Länder, davon acht in Afrika südlich der Sahara, der Region, in der 65 % aller HIV-Infizierten leben, sind ebenfalls kurz davor, dieses Ziel zu erreichen“, so die Organisation weiter.

Ein Vermächtnis für die Zukunft

„Das Ende von AIDS ist die Gelegenheit für ein einzigartiges Vermächtnis für die heutigen Führungskräfte. Sie könnten künftigen Generationen als diejenigen in Erinnerung bleiben, die der tödlichsten Pandemie der Welt Einhalt geboten haben. Sie könnten Millionen von Leben retten und die Gesundheit aller Menschen schützen. Sie könnten zeigen, was Führung wirklich bewirken kann“, so Winnie Byanyima, Exekutivdirektor von UNAIDS.

Führungskräfte weltweit müssten sich an den Daten, der Wissenschaft und den Erkenntnissen orientieren, die Ungleichheiten bekämpfen, die den Fortschritt behindern, Gemeinschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen in ihrer wichtigen Rolle bei der Bekämpfung unterstützen und eine ausreichende und nachhaltige Finanzierung sicherstellen.

Entkriminalisierung von Homosexualität verbessert die Lage

So zeigt sich sehr deutlich in der Studie auch, die größten Fortschritte sind in den Ländern und Regionen zu verzeichnen, in die am meisten Geld investiert wurde, wie etwa im östlichen und südlichen Afrika, wo die Zahl der HIV-Neuinfektionen seit 2010 um 57 Prozent gesunken ist.

Dazu beigetragen hat in maßgeblicher Weise zudem der Fakt, dass weitere Länder Homosexualität entkriminalisiert haben, darunter Antigua, Barbuda, die Cookinseln, Barbados, St. Kitts und Nevis sowie Singapur – wer gleichgeschlechtliche Beziehungen anerkennt, verbessert auch die AIDS-Situation im Land, weil Diskriminierung und Stigmatisierung abgebaut und Forschung sowie Unterstützung aufgebaut werden. Die Zahl der Menschen, die sich weltweit einer antiretroviralen Behandlung unterziehen, hat sich binnen eines guten Jahrzehnts so fast vervierfacht: von 7,7 Millionen im Jahr 2010 auf 29,8 Millionen im Jahr 2022.

Jede Minute stirbt ein Mensch mit AIDS

In dem Bericht wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass die Beendigung von AIDS nicht automatisch erfolgen wird. Im Jahr 2022 forderte AIDS nach wie vor jede Minute ein Todesopfer. Etwa 9,2 Millionen Menschen erhalten immer noch keine Behandlung, darunter 660.000 Kinder, die mit HIV leben. Frauen und Mädchen sind immer noch unverhältnismäßig stark betroffen, insbesondere in Afrika südlich der Sahara. Aktuell leben 39 Millionen Menschen weltweit mit HIV, 29,8 Millionen davon erhalten Zugang zu einer antiretroviralen Therapie, 1,3 Millionen Menschen haben sich neu mit HIV infiziert. 630.000 Menschen starben an AIDS-bedingten Krankheiten.

Hohe Neu-Infektionen in Asien, Osteuropa und Nordafrika

Fast ein Viertel (23%) der HIV-Neuinfektionen entfällt auf Asien und den Pazifikraum, wo die Neuinfektionen in einigen Ländern alarmierend ansteigen, so UNAIDS weiter. In Osteuropa und Zentralasien (Anstieg um 49% seit 2010) sowie im Nahen Osten und Nordafrika (Anstieg um 61% seit 2010) ist weiterhin ein starker Anstieg der Neuinfektionen zu verzeichnen.

„Diese Trends sind in erster Linie auf den Mangel an HIV-Präventionsdiensten für marginalisierte Bevölkerungsgruppen und Schlüsselgruppen sowie auf die Hindernisse zurückzuführen, die durch Strafgesetze und soziale Diskriminierung entstehen“, hält UNAIDS weiter fest. Dazu kommt, dass die Finanzierung von HIV-Behandlungen international betrachtet rückläufig ist.

Wollen wir ernsthaft AIDS beenden – ja oder nein?

Am Ende ist es eigentlich fast simpel – es bestehe jetzt die Chance, AIDS für immer zeitnah zu beenden, indem der politische Wille gestärkt wird, in eine nachhaltige Antwort auf HIV zu investieren und indem das finanziert wird, was am wichtigsten ist: evidenzbasierte HIV-Prävention und Behandlung, Integration der Gesundheitssysteme, diskriminierungsfreie Gesetze, Gleichstellung der Geschlechter und gestärkte Gemeinschaftsnetzwerke.

„Wir sind hoffnungsvoll, aber es ist nicht der entspannte Optimismus, der aufkommen könnte, wenn alles so laufen würde, wie es sollte. Es ist vielmehr eine Hoffnung, die darauf beruht, dass wir die Chance auf Erfolg sehen, eine Chance, die vom Handeln abhängt. Die Fakten und Zahlen in diesem Bericht zeigen nicht, dass wir als Welt bereits auf dem richtigen Weg sind, sie zeigen, dass wir es sein können. Der Weg ist frei!“, so Byanyima abschließend.

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