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Wie mit Verlust umgehen? Trauer im Alter

Best Agers Wie mit Verlust umgehen? Trauer im Alter

kk - 06.11.2022 - 12:00 Uhr

Man sagt, im Alter rückt er näher – der Tod. Doch eine ungeahnte Krise wie Corona hat das Thema jedoch wieder ins allgemeine Bewusstsein vieler gerückt, man macht sich Sorgen um liebe Mitmenschen und die Frage nach dem Umgang mit Verlusten sucht nach Antworten. Vor allem im Alter ist das Gefühl der Einsamkeit erschlagend, wenn der Partner stirbt und man allein ist. Wie Trauer im Alter zu bewältigend ist, dazu im Folgenden ein paar Antworten oder zumindest (tröstende) Gedanken...

 

Emotionale Vereinsamung...

Es ist wohl das Schlimmste und Schockierendste im Leben, wenn der geliebte Partner plötzlich verstirbt: Allein die Vorstellung ist angsteinflößend und dennoch, es hilft vorbereitet zu sein – denn so banal es klingt, es ist unumstößlich wahr: Wir werden alle irgendwann sterben. Gerade im hohen Lebensalter sind manche Paare über einen sehr langen Zeitraum zusammen gewesen und der Zurückgebliebene muss nun diesen Verlust verkraften. Im Gegensatz zu jungen Leuten, die vielleicht nach einer gewissen Phase neuen Lebensmut schöpfen können, sich ältere Trauernde oft nun völlig auf sich allein gestellt und eine Neuorientierung nicht vorstellbar. Aber auch im Alter folgt die Trauer einem bestimmten Muster, wie wir nun lesen können:

 

Die vier Phasen der Trauer....

Die Schweizer Psychologin Verena Kast hat den Trauerprozess in vier Phasen untergliedert:

Phase 1: Leugnen und Nicht-Wahrhaben-Wollen.

Phase 2: Wut und andere aufbrechende Emotionen.

Phase 3: Innere Auseinandersetzung mit dem Verlust.

Phase 4: Neuer Selbst- und Weltbezug.

Die erste Phase speist sich aus dem Schockzustand, in dem man sich durch den Tod eines geliebten Menschen befindet. Dieses Gefühl des völligen Erstarrtseins kann tagelang anhalten und in dieser Phase benötigt man eventuell Hilfe für die alltäglichsten Aufgaben von Außen. So schaffen es Trauernde anfänglich kaum, aufzustehen, sich anzuziehen oder zu essen. Verschwindet dieses erste Schockgefühl allmählich, brechen Emotionen der Wut auf und es wird nach einer Erklärung für das Unerklärliche gesucht. Betroffene geben sich die Schuld wie: „Hätte ich ihn am Rauchen gehindert, wäre er nicht an Krebs gestorben“. Auch bei solchen „Erklärungen“ ist es gut, wenn jemand einfach nur zuhört, ohne diesen Trauerschritt zu übergehen oder gar rationalisieren zu wollen. Denn es ist kein guter Rat, den Verstorben doch jetzt langsam mal zu vergessen, man kann nämlich auch einen neue Ebene der „Beziehung“ finden und beispielsweise weiter in Gedanken mit dem verlorenen Partner sprechen. Laut Trauerbegleitern ist dies ein vollkommen normales und auch befreiendes Verhalten, das ebenfalls in die Kategorie Rituale fällt. In der dritten Phase beruhigt sich das Gefühlschaos zwar, dennoch werden immer wieder Erinnerungen daran wach, dass es den geliebten Menschen nicht mehr gibt. Diese Phase kann Wochen, aber auch Jahre dauern und ist individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Erst wenn diese Phase sich abschwächt, ist man nämlich in der Lage, die Welt und auch sich selbst neu zu sehen. Diese vier Phasen sind jedoch kein starres Schema, sie sind nur ein Hilfsgerüst mit ähnlichen Verhaltensmustern, die diese schwer zu fassenden Dinge erklären helfen.

 

Umgang mit Trauernden...

So individuell diese Sinnsuche ist, so unterschiedlich ist auch die Art des Trauerns. Deshalb ist es auch für nicht direkt Betroffene wichtig, hier nicht von sich auf andere zu schließen. Auch Ratschläge was die Dauer einer Trauer anbelangt sind unangebracht, genauso wie banale Phrasen wie „das wird schon wieder“. Aufmunterungen sind hier Fehl am Platz, besser man beschränkt sich aufs Zuhören und Dasein und zeigt dem Trauernden auf diese Weise, dass man sie nicht alleine mit ihrem Schmerz lässt. Speisen Sie ihn jedoch nicht mit Worten ab wie „Lass mich wissen, wenn Du etwas brauchst“. Unterstützen Sie ihn lieber aktiv: Bringen Sie kleine Geschenke vorbei oder laden Sie ihn zum Essen ein. Neben psychologischen Beratungsstellen können sich Trauernde aber auch an Seelsorger oder an ihren Hausarzt wenden.

 

Gespräche suchen...

Sich anderen Menschen mitzuteilen, hat sich jedenfalls darüber hinaus stets als hilfreich erwiesen, denn daraus entstehen auch gemeinsame Aktivitäten wie Spaziergänge, Besuche von Konzerten oder Kinofilmen, die dem Leben wieder eine gewisse Struktur geben, wenn einem derart der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Aber nicht nur Menschen können im Trauerfall helfen, oft sind es gerade stumme Tiere, die Trost spenden ohne eine Erwartungshaltung an den Trauernden zu haben. Viele Trauernde holen sich deshalb genau in dieser Lebensphase ein Haustier wie eine Katze oder einen Hund. Und darüber hinaus ist ein Haustier auch eine Verantwortung sowie eine alltägliche Aufgabe: Sie motivieren einen Hinterbliebenen, sich dem Leben erneut zu öffnen. Und genau das ist vielleicht auch das Geheimnis von Leben und Tod: Sich klar zu machen, wie wertvoll jeder gelebte Tag ist.

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