Besonderer Aktkalender Erfurter Sportler ziehen blank aufgrund hoher Kosten im Sport
Die Mitglieder des Eisschnelllauf-Teams aus Erfurt haben einen ungewöhnlichen Weg gefunden, um die hohen Kosten ihres Sports zu finanzieren. Wie bereits im vergangenen Jahr verkaufen die Athleten einen Aktkalender, der unter dem Motto „Eis, Eis, Baby 2026“ steht. Die sechs Sportler, allesamt Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft, verzichten dabei auf die Bezeichnung „Nacktkalender“ – aus ihrer Sicht trifft dieses Wort nicht zu. „Es geht nicht um Nacktheit, sondern um Finanzen“, erklären die Athleten, die sich auf humorvolle Weise von ihrer „Schokoladenseite“ zeigen. Dabei immer im Blick das ernst Anliegen, dass der Sportsektor in diesem Bereich oftmals chronisch unterfinanziert ist.
Hüllenlos für die gute Sache
Eisschnelllauf ist ein Sport, der, wie viele andere Hochleistungssportarten, mit hohen Kosten verbunden ist. „Die Ausgaben für Trainingslager, Material und Wettkampfreisen tragen wir größtenteils selbst“, berichtet das Erfurter Team gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Zwar übernimmt der Verband einen Teil der Kosten, der Verein hilft ebenfalls, doch bleibt eine Finanzierungslücke. So müssen die Athleten beispielsweise ihr Trainingsrad zum Weltcup in Übersee transportieren, was zusätzliche Kosten von bis zu 250 Euro für Sperrgepäck verursachen kann.
„Es ist faszinierend, aber auch finanziell herausfordernd“, beschreibt das Erfurter Sextett die Situation. In der Vergangenheit hatte das Team bereits über Crowdfunding nachgedacht, um sich zusätzliches Geld zu verschaffen. Felix Maly, einer der Athleten, schlug schließlich vor, ein Fotoshooting zu veranstalten, um den Kalender zu produzieren. Anfangs seien sie unsicher gewesen, aber „dann wurde es ein großer Spaß“, so Maly. Der Kalender des letzten Jahres, mit dem Titel „Ohne Anzug durch die Kurve“, brachte dem Team etwa 3.500 Euro ein, die direkt dem Eissportclub Erfurt zugutekamen.
Hohe Kosten für die Sportler
Der Verkauf des Kalenders wird vom Verein organisiert. Geschäftsführer Marian Thoms erklärt, dass die Erlöse dazu genutzt werden, die Sportler zu unterstützen – etwa für die Finanzierung eines Sommertrainingslagers. „Wir nehmen den Sportlern das Administrative ab“, so Thoms. Trotz finanzieller Unterstützung durch die Bundeswehr und eine monatliche Zuwendung von 150 Euro durch die Deutsche Sporthilfe müssen die Athleten weiterhin hohe Ausgaben stemmen. Ein Paar Schlittschuhe kostet zwischen 1.500 und 2.000 Euro, Kufen allein rund 700 Euro. Athletensprecher Hendrik Dombek, der kürzlich in den Aufsichtsrat der Deutschen Sporthilfe berufen wurde, weiß, wovon er spricht: Viele Kollegen müssen diese Kosten selbst tragen.
Obwohl Eisschnelllauf in Deutschland nicht mehr die Popularität wie früher genießt – seit 2014 gab es bei den Olympischen Spielen keine Medaillen mehr für deutsche Athleten –, investieren die Sportler weiterhin viel in ihre Leidenschaft. Mit ihrem Aktkalender hoffen die Erfurter Eisschnellläufer, den Sport auf humorvolle Weise einem breiteren Publikum näherzubringen und die Aufmerksamkeit auf die finanziellen Herausforderungen des Leistungssports zu lenken. In Großbritannien sorgte letzte Woche die Entscheidung für Schlagzeilen, künftig auch gleichgeschlechtliche Paare zuzulassen.