Die Matrix-Macherin Lilly Wachowski und ihr Einfluss auf die Community
Lilly Wachowski, geboren heute vor 58 Jahren (1967) in Chicago, ist eine der bekanntesten trans* Frauen der internationalen Film- und Fernsehlandschaft. Gemeinsam mit ihrer Schwester Lana Wachowski bildete sie jahrzehntelang das Regie- und Autorenduo The Wachowskis – verantwortlich für einige der einflussreichsten Science-Fiction-Produktionen der modernen Filmgeschichte. Ihr Coming-Out als trans* Frau und ihre Haltung zu queeren Themen haben sie zu einer wichtigen Stimme innerhalb der LGBTIQ+-Community gemacht.
Von „Bound“ bis „The Matrix“
Lilly Wachowski begann ihre Karriere zusammen mit Lana als Drehbuchautorin und Regisseurin. Ihr Spielfilmdebüt „Bound“ (1996), ein Neo-Noir-Thriller mit einer lesbischen Liebesgeschichte im Zentrum, wurde nicht nur von Kritikern gelobt, sondern gilt heute als wegweisender queerer Film, der lesbische Figuren selbstbewusst und komplex darstellte.
Den internationalen Durchbruch erreichten die Wachowskis mit der „Matrix“-Trilogie (1999–2003). Die Filme prägten die Popkultur nachhaltig und veränderten visuelle und narrative Standards im Action- und Science-Fiction-Kino. Auch an Projekten wie „V for Vendetta“ (Drehbuch) und „Speed Racer“ waren sie maßgeblich beteiligt. 2015 entwickelten sie gemeinsam mit J. Michael Straczynski die Netflix-Serie „Sense8“, die für ihre globale, vielfältige Besetzung und explizit queere und trans*-positive Darstellung gefeiert wurde – und nebenbei mit extrem heißen Sexszenen aufwartet.
Coming-Out als Mutmacher
Lilly Wachowski machte ihr Coming-Out als trans* Frau öffentlich im März 2016. Sie folgte damit ihrer Schwester Lana, die bereits 2012 an die Öffentlichkeit getreten war. Ihr Coming-Out erfolgte unter Druck der Boulevardpresse, was Lilly später offen kritisierte. Dennoch nutzte sie diesen Moment, um in Interviews und Essays über trans* Identität, gesellschaftliche Diskriminierung und die Notwendigkeit von Selbstbestimmung zu sprechen.
Ihre Bedeutung für die LGBTIQ+-Community ergibt sich aus mehreren Aspekten, allen voran der Sichtbarkeit in der Filmindustrie. Lilly Wachowski gehört zu den sichtbarsten trans* Frauen Hollywoods. Ihr Coming-Out war ein Meilenstein, da trans* Filmemacher in großen Studio-Produktionen bis dahin kaum existierten oder ihre Identität geheim hielten. Ein weiterer Aspekt sind außerdem die vielfältigen queeren Themen in ihren Werken.
Einige Fans interpretieren die „Matrix“-Filme als Allegorie für trans* Erfahrungen – insbesondere die Motive Identität, Transformation und Befreiung. Beide Schwestern bestätigten später, dass die Filme Elemente enthalten, die aus ihren eigenen Erfahrungen entstanden sind. „Sense8“ wurde darüber hinaus zu einem besonders wichtigen Werk für die queere Community: Es gab mehrere trans* Figuren, polyamore Beziehungen und queere Liebe, darüber hinaus standen selbstgewählte Familienstrukturen im Mittelpunkt einer internationalen Geschichte.
Kämpferin für die Community
Lilly Wachowski unterstützt auch bis heute zahlreiche LGBTIQ+-Organisationen und spricht öffentlich über trans* Rechte, Gesundheitsversorgung und die Rolle der Medien. Auch ihre Kritik an transfeindlichen politischen Initiativen in den USA hat ihr Anerkennung innerhalb der Community eingebracht.
Nach ihrem Coming-Out zog sie sich zeitweise aus großen Filmproduktionen zurück und widmete sich kleineren Projekten, darunter journalistischen Texten, TV-Arbeit und bildender Kunst. Sie war unter anderem Drehbuchautorin und Produzentin für die Serie „Work in Progress“ (2019–2021), die queere Identität, psychische Gesundheit und Gender auf humorvolle und ehrliche Weise behandelt. Trotzdem steht sie bis heute für eine seltene Kombination aus künstlerischem Einfluss und persönlicher Sichtbarkeit. Ihre Arbeit hat die Film- und Serienwelt geprägt. Mit Werken, die Freiheit, Selbstfindung und Vielfalt feiern, sowie ihrer klaren Haltung zu sozialen Fragen, hat Lilly Wachowski eine kulturelle Spur hinterlassen, die weit über Hollywood hinausreicht.