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Konversionstherapien in Schottland
Rubrik

Konversionstherapien Kirchen kritisieren Verbotspläne in Schottland scharf

ms - 10.01.2024 - 12:00 Uhr

Schottland geht erneut auf Konfrontationskurs zu England – nachdem die Pläne für ein Selbstbestimmungsgesetz final scheiterten, will die schottische Regierung jetzt im Alleingang ein Verbot von Konversionstherapien durchsetzen. Großbritannien versucht dies bereits vergeblich seit mehr als fünf Jahren.

Droht ein zweites Veto?

Streitpunkt dürfte dabei wie auch in den letzten Jahren in England die Frage sein, ob Trans-Menschen in das Verbot mit einbezogen werden oder nicht. Kritiker befürchten, dass in diesem Fall eine medizinische oder psychologische Beratung kaum mehr möglich ist, da diese bereits als Konversionstherapie ausgelegt werden könnte. Wird Schottland nun trotz der Bedenken ein Verbot der Konversionstherapien inklusive der Geschlechtsidentität durchführen, könnte es zu einem zweiten Veto aus London kommen.

Kein Platz für Konversionstherapien

Aktuell läuft eine öffentliche Konsultation zu dem geplanten Gesetz, die Anfang April endet. Die schottische Regierung will bei der Einführung eines Verbots dabei klar eine Vorreiterrolle übernehmen, nachdem die britische Regierung dieses Thema zuletzt im November aus der „King's Speech“ gestrichen hatte.

Gleichstellungsministerin Emma Roddick sagte, Konversionspraktiken hätten in Schottland „absolut keinen Platz.“ Auf die Rückfrage der BBC, erklärte Roddick weiter, Eltern würden nur dann mit Blick auf einen Transitionswunsch der Kinder kriminalisiert werden, wenn sie ihrem Kind Schaden zufügen. „Die Antworten auf die Konsultation werden uns dabei helfen, die Maßnahmen weiter zu prüfen, die wir ergreifen können, um den Schaden von Konvertierungspraktiken zu stoppen und die gefährdeten Personen zu schützen, während wir gleichzeitig sicherstellen, dass die Freiheiten - einschließlich der Rede-, Religions- und Glaubensfreiheit - gewahrt bleiben."

So betonte die Ministerin weiter, dass eine Handlung nur dann als Konversionspraktik eingestuft werden soll, wenn sie absichtlich erfolgen würde und dabei dem Opfer „tatsächlichen Schaden“ zufügen würde – eine weit auslegbare Definition, so die Kritiker. Dabei betonte Roddick auch das Recht auf ein Familienleben sowie auf religiöse Überzeugungen.

Breite Kritik von der Kirche

Gerade letzteres stößt bereits jetzt auf Kritik, denn vor allem im Umfeld von Kirchen werden Konversionstherapien bis heute in Schottland angeboten, beispielsweise, um Homosexualität „zu heilen“.  Der stellvertretende Direktor Simon Calvert vom schottischen christlichen Institut erklärte, man werde die schottische Regierung verklagen, wenn das Gesetz die Redefreiheit bedrohe oder Eltern und Kirchenführer kriminalisiere: „Wir sind sehr besorgt über die Pläne der Regierung für 'Zivilschutzanordnungen'. Die Gerichte könnten die Meinungsfreiheit von Einzelpersonen drakonisch einschränken, nur weil Aktivisten darüber spekulieren, was diese zu homosexuellen oder transsexuellen Menschen sagen könnten. Homosexuelle und transsexuelle Menschen sind bereits zu Recht und ausreichend durch das geltende Recht vor verbalen und körperlichen Übergriffen geschützt.“

Ähnlich argumentierte die katholische Kirche in Schottland und erklärte, sie unterstütze Gesetze, die Menschen vor körperlichem und verbalem Missbrauch schützen, aber religiöse Einrichtungen und Organisationen müssten weiterhin die Freiheit haben, Mitglieder zu unterstützen, die im Einklang mit ihrem Glauben leben wollen. Peter Kearney vom schottischen katholischen Medienbüro sagte, es gebe einen „besorgniserregenden Mangel an Klarheit darüber, was mit dem Begriff Konversionspraktiken tatsächlich gemeint ist. Wir möchten die schottische Regierung dringend bitten, religiöse Seelsorge, elterliche Beratung und medizinische oder andere professionelle Interventionen in Bezug auf die sexuelle Ausrichtung, die nicht vom Staat als akzeptabel anerkannt werden, nicht zu kriminalisieren.“

Kritik auch von schwul-lesbischen Verbänden

Kritik kommt auch bereits jetzt auch von verschiedenen Verbänden, unter anderem von der LGB Alliance in Schottland, ein Verband für die Wahrung der Rechte von Schwulen, Lesben und Bisexuellen. Dieser äußerte die Befürchtung, dass die angedachten neuen Gesetze zur Geschlechtsidentität jede Reaktion auf ein Kind, das sein Geschlecht in Frage stellt, künftig verbieten könnten, „außer der Bestätigung seiner Selbstdiagnose.“

Und die schottische ehemalige Direktorin bei Healthcare Improvement Scotland sowie Leiterin eines Frauengefängnisses, Rhona Hotchkiss, sagte: „Wir wissen, dass die Mehrheit der unglücklichen Kinder, die in Gender-Kliniken vorstellig werden, sich als gleichgeschlechtlich orientiert beschreiben. Der Ansatz der Bestätigung um jeden Preis schadet verwirrten jungen Menschen, von denen die meisten glücklich lesbisch, schwul oder bisexuell aufwachsen würden, wenn sie von der Gender-Industrie in Ruhe gelassen würden. Schwule und Lesben ´wegzutransen´, ist die wahre Konversionstherapie.“ Ein Sprecher der schottischen Regierung entgegnete, niemand würde durch das Gesetz gezwungen werden, seine sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu ändern. Man wolle sich darum bemühen, dass medizinische Behandlungen durch medizinisches Fachpersonal, die sich auf die Geschlechtsidentität einer Person beziehen, nicht als Konversionspraktiken angesehen werden.

„Homo-Heilungen“ werden bis heute praktiziert

Für Schottland gibt es aktuell mit Blick auf die Konversionstherapien keine Daten, eine britische Studie aus dem Jahr 2017 ergab zuletzt allerdings, dass rund 2,5 Prozent der homosexuellen Menschen in Großbritannien eine Konversionstherapie durchlebt hätten, um ihre Homosexualität zu revidieren. Mark Kelvin, Geschäftsführer von LGBT Health and Wellbeing, erklärte dazu: „Wir würden gerne glauben, dass Konvertierungspraktiken in Schottland bereits der Vergangenheit angehören oder nicht vorkommen, aber wir wissen, dass einige Personen in Schottland immer noch diesen abscheulichen Praktiken ausgesetzt sind.“

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