Direkt zum Inhalt
LGBTI*-Aktivist Peter Tatchell in Indien unter Hausarrest

Protest verhindert LGBTI*-Aktivist Peter Tatchell in Indien unter Hausarrest

co - 17.10.2023 - 16:00 Uhr
Loading audio player...

LGBTI*-Aktivist Peter Tatchell ist der bekannteste Menschenrechtler Großbritanniens. Er und sein Mitarbeiter Pliny Soocoormanee waren in die indische Metropole Mumbai gereist, wo gerade die Generalversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) tagt. Die beiden wollten dagegen protestieren, dass sich autoritäre Staaten als Ausrichtungsort der Olympischen Spiele 2036 bewerben können. Vor dem Protest wurden sie jedoch in ihrem Hotel unter Hausarrest gestellt. Denn die indische Regierung hatte jegliche Protestaktionen in der Nähe des Versammlungsorts verboten.

Polizei am Hotelzimmer

Tatchell berichtet, dass am Freitag sechs Polizeikräfte in sein Hotelzimmer kamen. Er und sein Mitarbeiter seien zwei Stunden lang verhört worden. Nach dem Verhör habe man den beiden Männern verboten, das Zimmer zu verlassen. Um das durchzusetzen, wurden Polizeimitglieder in der Lobby des Hotels stationiert. Am Morgen danach erklärten weitere Polizeikräfte die „Präventivhaft“ und durchsuchten ohne Befugnis einige von Tatchells persönlichen Gegenständen und fotografierten Seiten aus seinem Tagebuch. 

Ein Brief der Polizeistation in Kurla erklärte Tatchell: „Wir sind darauf aufmerksam geworden, dass Sie möglicherweise gegen die Regeln und Vorschriften für Touristenvisa … verstoßen.“ Das Touristenvisum gestatte Tatchell für die Dauer seines Aufenthalts lediglich touristische Unternehmungen. „Jegliche Aktivitäten, die von diesem Zweck abweichen, sind strengstens untersagt und stellen einen Verstoß gegen die Bedingungen Ihres Visums dar“, so der Brief.

Inzwischen wurde der Hausarrest aufgehoben. Trotzdem werden Tatchell und sein Mitarbeiter jedes Mal von Polizeikräften verfolgt, wenn sie das Hotel verlassen. „Im Moment wirkt Indien wie ein Polizeistaat“, so Peter Tatchell – ganz so wie er es bereits bei den Weltmeisterschaften 2018 in Moskau und 2022 in Katar erlebte. Laut dem Britischen Amt für Auswärtige Angelegenheiten, Commonwealth und Entwicklung ist es „sehr unüblich“, dass Personen in Indien im Hotel festgehalten werden. Morgen fliegt Tatchell zurück nach London. 

Was Tatchell beanstandet

Zur Wahl für den Ausrichtungsort für die Sommerspiele 2036 stehen neben Indien unter anderem Ägypten, China, Indonesien und Katar – also fast ausschließlich autoritär geführte Länder. Tatchell fordert jedoch, dass das größte Sportereignis der Welt nicht in einem Staat stattfindet, der die Menschenrechte verletzt. Besonders schwer wiegt für ihn, dass diese Olympiade 100 Jahre nach der Nazi-Olympiade in Berlin passiert – man müsse sicherstellen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.

Zu Protestzwecken hatte Tatchell daher die Petition #NoSportsWashing gestartet. Darin erklärte er: „Das IOC muss garantieren, dass Athletinnen und Athleten sowie Fans die Olympiade genießen können, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wegen einer Regenbogen-Schleife oder Kritik an Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland festgenommen zu werden.“ Das Komitee müsse Anträge solcher Länder daher rigoros ablehnen.

Lage in Indien

Vor fünf Jahren hob Indiens Oberster Gerichtshof das Verbot von Homosexualität auf. An der Diskriminierung queerer Personen änderte sich jedoch nichts. Tatsächlich gilt die aktuelle Regierung unter Premierminister Narendra Modi als äußerst LGBTI*-feindlich. Zum Beispiel verhinderte sie zu Beginn des Jahres, dass ein offen schwuler Mann zum Obersten Richter ernannt wurde.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Nicholas Galitzine als He-Man

Details zum Sommerblockbuster 2026

2026 kommt Nicholas Galitzine (Red, White & Royal Blue) als He-Man in unsere Kinos. Jetzt erklärte er: „Die härteste Sache, die ich je getan habe!“
Community-Ikone Maren Kroymann

Coming-Out und Selbstdarsteller

Die lesbische Schauspielerin Maren Kroymann will jungen Menschen Mut machen und ruft zu Zuversicht und mehr kämpferisches Potenzial auf.
Knives Out 4

Pläne für eine Fortsetzung

Auf Netflix sorgt der dritte Teil von Knives Out „Wake Up Dead Man“ für neue Rekorde, Daniel Craig und Regisseur Johnson haben schon Ideen für Teil 4.
„Heated Rivalry“ kehrt zurück

Zusage für zweite Staffel

Die derzeit meistdiskutierte schwule Serie „Heated Rivalry“ bekommt eine zweite Staffel – und könnte bald auch in Deutschland erscheinen.
Gehirnkrebs bei Jason Collins

Erster offen schwuler US-NBA-Profi

Jason Collins war der erste offen schwule NBA-Basketballspieler der USA. Jetzt leidet er unter einem extrem aggressiven Gehirntumor.
"Du bist bi? Beweise es!"

Ex-Footballer über Diskriminierung

Im August 2025 trat Mitch Brown, Ex-Profispieler der Australian Football League, mit seinem Coming-out als bisexueller Mann an die Öffentlichkeit.
Homo- und frauenfeindlich

Trump-Sohn-Freunde sehr weit rechts

Wird der jüngste Trump-Spross zum neuen Posterboy der einflussreichen, aber schwer umstrittenen „Manosphäre“ rund um Andrew Tate?