Sexuelle Belästigung Ehemaliger Mitarbeiter erhebt Vorwürfe gegen George Santos
Der US-amerikanische Trump-Anhänger George Santos (34) war der erste offen schwule Republikaner, der in den Kongress gewählt wurde. Leider kam schnell heraus, dass er während seines Wahlkampfs allerhand Lügen über seinen Werdegang und seine Familie verbreitet hatte. Dazu kamen weitere Skandale und jetzt auch noch ein Vorwurf wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
Niedergang eines Politik-Stars
Santos galt einst als Aushängeschild seiner Partei. Diese hoffte darauf, mit ihm die LGBTI*-Wählerschaft von sich überzeugen zu können. Doch nach den ganzen Lügen und Skandalen um ihn ist es damit nun vorbei. Ende Januar teilte der Politiker seiner Partei mit, dass er sich für eine „gewisse Zeit“ von seinen Aufgaben im Repräsentantenhaus zurückziehen wolle, um seinen Namen reinzuwaschen (SCHWULISSIMO berichtete). Nach seiner „Entlastung“ wolle er seine Pflichten wieder aufnehmen – aufgrund der schieren Masse an Anschuldigungen scheint das jedoch unwahrscheinlich.
Lügen über Lügen
Santos gab bereits zu, während des Wahlkampfs über seinen Bildungshintergrund, seine Religion und seinen beruflichen Werdegang gelogen zu haben – so zum Beispiel über seine angebliche Tätigkeit an der Wall Street oder nicht vorhandenen Universitätsabschlüssen. „Beschönigt“ nannte Santos das in Interviews. Anfang Januar deckten Forschende laut der New York Times weitere Lügen auf. Daneben wird auch gegen Santos ermittelt, weil er Spendengelder veruntreut haben soll – hier ermittelt aktuell das FBI. Auch die brasilianischen Behörden ermitteln erneut gegen Santos, weil er dort Scheckbetrug begangen haben soll. Zusätzlich gibt es einige ältere Aufnahmen, die den Politiker als Drag-Queen in dem südamerikanischen Land zeigen (SCHWULISSIMO berichtete).
Sexuelle Belästigung
Nun wirft ein ehemaliger Mitarbeiter Santos vor, ihn sexuell bedrängt zu haben. Der 30-jährige Journalist Derek Myers behauptet, dass er Ende Januar als Assistent im Büro des Kongressabgeordneten anfing. Dort wurde er zunächst als „Freiwilliger“ geführt und sollte probeweise arbeiten, was (wie er heute weiß) gegen die Vorschriften verstößt. Schon am zweiten Arbeitstag soll Santos ihn zudem bedrängt haben – nachdem er am selben Tag schon fragte, ob Myers ebenso ein Grindr-Profil habe.
Allein in Santos’ persönlichem Büro bestand der Politiker darauf, dass Myers sich neben ihn auf das kleine Sofa setzte, als die beiden den Briefverkehr besprechen wollten. Santos legte eine Hand auf das Knie seines Untergebenen und lud ihn zum Karaoke ein. Als Myers ablehnte, bewegte der Abgeordnete die Hand „auf meinen inneren Oberschenkel und anschließend in die Leistengegend“. Santos sagte: „Mein Mann ist heute Nacht nicht in der Stadt, falls du rüberkommen willst.“ Myers schob „die Hand des Abgeordneten schnell beiseite“ und fuhr damit fort, den Schriftverkehr zu erörtern. Einige Tage später wurde das Jobangebot zurückgezogen.
Betroffener fordert Ermittlungen
Jetzt fordert Myers, dass die Parlamentspolizei und der Ethik-Ausschuss des Kongresses in dem Fall ermitteln. „Es geht mir nicht um Aufmerksamkeit. Es geht mir darum, dass jemand für Taten zur Verantwortung gezogen wird“, so Myers gegenüber CBS News. „Es gibt viele Opfer von gewalttätigen Übergriffen, die den Rest ihres Lebens unter einem Trauma leiden.“ Doch auch wenn sein eigener Übergriff nicht gewalttätig war, sollte niemand einer solchen Situation ausgesetzt sein. Dass Santos jedoch deswegen sein Mandat verliert, glaubt Myers nicht.
Das sagen seine Ex-Freunde
ABC News berichtete davon, dass Santos im Alter von 25 Jahren eine Beziehung zu dem damals 19-jährigen Brasilianer Leandro Bis hatte. Dieser hatte gerade ein Visum, um die USA zu besuchen. Santos – damals noch unter dem Namen Anthony Zabrovski – versprach ihm eine Greencard per Heirat.
Ein anderer Ex, Pedro Vilarva, musste er für seinen Freund so einige Rechnungen begleichen. „Er sagte immer, er würde Geld von der Citigroup bekommen. An einem Tag ist es das eine, an einem anderen Tag das andere. Er ist nie wirklich zur Arbeit gegangen.“ Später überraschte Santos Vilarva mit Tickets nach Hawaii, die gar nicht existierten. Als Vilarva schließlich erfuhr, dass Santos in Brasilien gesucht wurde, packte er seine Sachen und verschwand. Das war 2014. Vilarva war gerade 18 Jahre alt und hatte Santos auf Tinder kennengelernt. Dieser wohnte damals schon mit seiner damaligen Frau Uadla Vieira zusammen, behauptete aber, sie sei bloß eine Freundin.