Eltern sollen Einfluss nehmen Wegen Religion: Britische Grundschule verbietet K-Pop-Song
Eine Grundschule im Süden Englands hat Aufsehen erregt, nachdem sie Schülerinnen und Schülern untersagte, Lieder aus dem Anime-Musical „KPop Demon Hunters“ zu singen. Die Leitung der Lilliput Church of England Infant School im britischen Dorset begründet das Verbot mit dem Anspruch, Rücksicht auf das christliche Selbstverständnis der Schule sowie die religiösen Empfindungen Einzelner zu nehmen. Insbesondere die Auseinandersetzung mit der Themenwelt rund um Dämonen in den Songtexten stieß bei Teilen der Elternschaft auf Ablehnung.
Sorge um religiöses Miteinander
Mit dem Schreiben an die Eltern reagierte Schulleiter Lloyd Allington auf Bedenken aus der Schulgemeinschaft. Diese betrafen Inhalte des international erfolgreichen Films, in dem eine K-Pop-Girlgroup als mutige Dämonenjägerinnen gefeiert wird. Einige christliche Mitglieder der Schulgemeinschaft empfinden laut Schulleitung selbst ironische oder fiktive Bezüge auf „dämonische Kräfte“ als problematisch, weil der christliche Glaube das Ablehnen und Vermeiden des Bösen betone. Die Schule betont, sie wolle allen Kindern vermitteln, dass verschiedene Weltanschauungen in der Schulgemeinschaft ihren Platz haben. Eltern wurden gebeten, zuhause auf die Musikauswahl ihrer Kinder Rücksicht zu nehmen.
In Großbritannien sehen Kirchen und religiöse Organisationen den Einfluss säkularer und popkultureller Inhalte im Unterricht seit Jahren mit kritischem Blick. Vergleichbare Debatten über Lieder oder Theaterstücke erleben auch Schulen in Deutschland und der Schweiz, berichten Bildungsverbände. Dabei ging es nie nur um einzelne Inhalte, sondern häufig um das Grundverständnis vom Zusammenleben religiöser und nicht-religiöser Menschen in Bildungseinrichtungen.
Stimmen aus der Debatte
„Für manche Christinnen und Christen sind Anspielungen auf Dämonen sehr belastend, da sie mit spirituellen Kräften verknüpft werden, die dem Guten entgegengesetzt sind.“— Lloyd Allington, amtierender Schulleiter (Schulmitteilung, November 2025)
Kritik am Vorgehen kommt von Befürworterinnen und Befürwortern künstlerischer Freiheit, die in dem Verbot einen Eingriff in kindliche Ausdrucksmöglichkeiten sehen. Bildungsfachleute heben wiederum hervor, dass Schulen als Gemeinschaft von vielfältigen Weltanschauungen ihre Sensibilität für religiöse und kulturelle Unterschiede weiterentwickeln müssten.
Zwischen Respekt und Meinungsfreiheit
Der weltweite Erfolg von „KPop Demon Hunters“ – mit einem Soundtrack, der die US-Charts anführt und bei Kritikerinnen und Kritikern auf hohe Zustimmung trifft – führt die Debatte um Inhalte in Schule und Freizeit erneut vor Augen. Während pädagogische Leitlinien auf die Berücksichtigung vielfältiger Überzeugungen pochen, stellen sich Fragen nach der angemessenen Balance: Wie gelingt in einer pluralen Gesellschaft Schulalltag, der Meinungsfreiheit, individuelle Entwicklung und Rücksichtnahme vereint? Die Diskussion ist damit keineswegs beendet – im Gegenteil, sie könnte noch an Intensität gewinnen.