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Das Ende von Olympia
Rubrik

Das Ende von Olympia Die Flamme ist erloschen – und nicht alle sind unglücklich darüber

ms - 12.08.2024 - 09:00 Uhr

Ein Kommentar von Michael Schmucker 

Die Olympischen Sommerspiele in Paris sind vorbei und die Flamme im Stade de France erloschen. In den Sozialen Medien waren viele User froh darüber, denn die dreieinhalbstündige Abschlussshow bot kaum sehenswerte Inhalte. Besonders bemerkenswert: Alle LGBTI*-Aspekte fehlten plötzlich gänzlich. 

LGBTI*-freies Event 

Zufall oder nicht? Das können am Ende nur die Veranstalter selbst beantworten, bemerkenswert war es indes schon. So wurden während der Abschlussshow noch einmal zahlreiche Bilder und Szenen der imposanten Eröffnungsshow eingeblendet, jedes Highlight wurde dabei bildlich noch einmal aufgegriffen, nur die Tanzshow der Drag-Queens fehlte gänzlich. 

Und auch während der restlichen Abschlussshow war von LGBTI*-Aspekten keine Spur mehr, obwohl diese ebenso vom schwulen Theaterregisseur Thomas Jolly konzipiert worden war. Natürlich muss ein Event wie dieses keine LGBTI*-Aspekte aufweisen, merkwürdig erscheint es in diesem Zusammenhang aber schon. Hat die massive Kritik am sogenannten „queeren Abendmahl“ von hunderttausenden Christen doch Wirkung gezeigt

Megastars im Stadion? Nö, doch nicht!

Wer den rund eineinhalbstündigen Einlauf der rund 9.000 Athleten vor den TV-Bildschirmen dann schlussendlich überlebt hatte, wurde leider auch anschließend nicht mit weiteren besonderen Schauwerten belohnt. Ein goldenes Alien schwebte an Seilen vom Himmel, um kurz darauf die fünf olympischen Ringe in den Himmel abheben zu lassen. Das muss schon sehr viel kreative Arbeit gewesen sein, um auf so eine völlig neue Idee zu kommen. Olympische Ringe über dem Stadion der Olympia-Show. Man habe, so war zu vernehmen, 35 Tage für die Abschlussveranstaltung geprobt. 

Noch vor der Show hatten in Interviews viele Besucher im Stadion ihr Vorfreude darüber zum Ausdruck gebracht, internationale Stars wie Billie Eilish, die Red Hot Chili Peppers oder Snoop Dogg live zu erleben. Daraus wurde leider nichts. Zumeist reichte es den Veranstaltern, die Besucher im Stade de France mehrfach zum Karaoke-Singen samt Musik vom Band aufzufordern, ansonsten durfte die französische Indie-Band Phoenix versuchen, zu singen – was die Tontechnik immer wieder gekonnt zu verhindern schaffte. 

Tom Cruise schwebt ins Stadion 

Am Ende schließlich, nach zählflüssigen Reden und überschwänglichen Selbst-Glorifizierungen schwebte Hollywoodstar Tom Cruise wie der Messias an einem Seil ins Stadion, ähnlich wie zuvor das goldene Alien. Als Scientologe, der an die Erdbesiedelung durch Außerirdische glaubt, eine schlüssige Konsequenz. Cruise schnappte sich die Olympische Fahne, schwang sich auf sein Motorrad, fuhr durch die jubelnde Menge und war in wenigen Sekunden nach einer kurzen Fahrt durch die Pariser Innenstadt in einem Flugzeug angekommen. 

Ein Atemzug später sprang er mit dem Fallschirm ab und war in weniger als einer Minute in Kalifornien – für „Mr. Mission Impossible“ natürlich kein Problem. Von dort ging es schlussendlich an den Strand, wo vor einer kleinen Schar von Zuschauern die Red Hot Chili Peppers, Billie Eilish und Snoop Dogg auf einer Holzbühne jeweils einen Song zum Besten gaben und fertig. 

Das Ende einer Sommerliebe

Der deutsche ZDF-Kommentator Nils Kaben, der während der nicht enden wollenden Show sein perfektes Gespür dafür offenbarte, immer dann zu reden, wenn man schweigen sollte, stotterte kurz und war sich schlussendlich nicht einmal sicher, ob wenigstens die drei Songs am Strand live performt worden waren – oder das Milliardenpublikum weltweit und die zigtausenden Besucher in Paris einfach nur wie bei Cruises Weltreise eine nette Videoaufzeichnung sahen. 

Warum das überhaupt? Die nächsten Olympischen Sommerspiele finden 2028 in Los Angeles statt. IOC-Präsident Thomas Bach resümierte am Ende: „Liebe französische Freunde, ihr habt euch in die Olympischen Spiele verliebt. Und wir haben uns in euch alle verliebt.“ Bekanntlich endet allerdings so ein Sommerflirt meist nach sehr kurzer Zeit abrupt und am Ende bleibt die Erkenntnis: Gut, dass es jetzt auch vorbei ist. 

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