Ein homophober Grusel-Roboter Die Angst vor der KI - fantastisch umgesetzt in der neuen deutschen Mini-Serie "Cassandra"
Die Übermacht von Künstlicher Intelligenz und selbstdenkenden Robotern – die Storyline hat inzwischen eine eigen Sparte im Bereich der Science-Fiction-Filme und nur selten kommen die brummenden Blechteil-Fans von Einsen und Nullen so richtig gut weg – angefangen von HAL im Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum“ bis hin zur vierteiligen Kultreihe „Matrix“.
Auch der Streamingdienst Netflix spielte in den letzten Jahren immer wieder gerne auf der Klaviatur des digitalen Schreckens, meisterhaft in kleinen Happen in der Serie „Black Mirror“ umgesetzt, deren siebte Staffel zur Freude der Fans für dieses Jahr angekündigt wurde.
Sci-Fi-Horror aus Deutschland
Um die Wartezeit zu überbrücken, will Netflix die Sci-Fi-Fanatiker nun mit der neuen deutschen Mini-Serie „Cassandra“ bei Laune halten. Beim Fantasy Filmfest im Januar in München sorgten die ersten zwei der sechs Folgen bereits für viel Begeisterung.
Der schwule Regisseur und Drehbuchautor Benjamin Gutsche erzählt uns darin die Geschichte der Familie Prill, die nach einem Schicksalsschlag von Hamburg in ein leerstehendes Haus in die Provinz zieht. Nicht irgendein Haus, sondern das erste Smart-Home der Bundesrepublik aus den 1970er Jahren, das seit dem Tod der früheren Bewohner inaktiv ist. Für die federführende KI namens „Cassandra“, die als lebensgroßer Roboter in Erscheinung tritt, ist die neue Familie Grund genug zu beweisen, dass sie eine vollwertiges Familienmitglied und die „gute Fee“ des Hauses ist.

Ein homophober Android
Klingt bereits spooky – und wird es auch. Neu am KI-Grusel ist dabei, dass Cassandra auch in puncto Lebenseinstellung im letzten Jahrtausend stecken geblieben ist und daher auch die Homosexualität von Sohnemann Fynn für falsch hält, als dieser seinen Klassenkameraden Steve küssen will. Ein homophober Android? Ein wunderbarer Einfall von Regisseur Gutsche, der bereits in zwei Staffeln der ARD-Serie „All You Need“ über schwules Leben und Lieben erzählte. Nach zwei Staffeln zog das Erste allerdings aufgrund nicht „ausreichender positiver Rückmeldungen“ den Stecker und beendete die Serie.
Ob der Kreative aus Brandenburg hiermit mehr Glück hat, bleibt abzuwarten – in der Startwoche vermeldete Netflix jedenfalls bereits 4,2 Millionen Aufrufe weltweit, kurz darauf kletterte „Cassandra“ auf Platz 1 der weltweiten Serien-Charts. Die Kritik ist durchwachsen, lobt aber die erfrischenden neuen Ansätze in der Storyline. Wer also Lust hat auf eine Mischung aus HAL9000 und Mary Poppins, verzuckert mit einer schwulen Love-Story, ist hier genau richtig.