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Trans-Angriff auf EMMA Redaktion // © ANGHI

Sachbeschädigung des Redaktionshauses „EMMA TERFs ins Klo“

ms - 28.03.2022 - 12:35 Uhr
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Die Hauswand des historischen Bayenturms in Köln, dem Sitz der EMMA-Redaktion und Herausgeberin Alice Schwarzer, wurde anscheinend von trans-Aktivisten mit Graffiti beschmiert. In großen Buchstaben ist dort zu lesen: „EMMA TERFs INS KLO 2.0“ und „TRANS RESISTANCE“. Die Redaktion des Frauenmagazins geht davon aus, dass der Auslöser für die Tat in dem neuen Buch der EMMA-Macherinnen begründet liegt. Ende dieser Woche erscheint „Transsexualität – Was ist eine Frau? Was ist ein Mann?“ – die Streitschrift führt sowohl bereits schon vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin zu kontroversen Debatten und nun eben auch zu Sachbeschädigung.

Hauptkritikpunkt ist dabei die kritische Auseinandersetzung von Herausgeberin Alice Schwarzer, die die Pläne für das neue Selbstbestimmungsgesetz der Ampel-Regierung für gefährlich hält. Nach diesen Ideen der Regierung sollen wahrscheinlich bereits ab 2023 trans-Menschen und Kinder ab 14 Jahren ihr Geschlecht mit einem einfachen Sprech-Akt beim Standesamt ändern lassen können. Psychologische Beratungen fallen als zwingendes Begleitangebot weg.

Schwarzer und ihre Kollegin Chantal Louis klären in ihrem neuen Buch auch darüber auf, dass die Zahl der trans-Menschen in den letzten Jahren um das 4.000fache zugenommen habe. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärte diesen Anstieg letzte Woche damit, dass sich durch die liberale Einstellung in der Gesellschaft nun eben mehr junge Menschen trauen würden, zu ihrer Transsexualität zu stehen.

Schwarzer und andere Autoren im Buch halten dagegen, dass oftmals eine unterdrückte Homosexualität oder Probleme in der eigenen Geschlechterfindung junge Menschen vorschnell und eigenmächtig die Diagnose „trans“ stellen lässt, wobei die Gefahren bei der Einnahme von beispielsweise Pubertätsblockern noch nicht eindeutig geklärt worden sind. Während Länder wie Deutschland dies künftig ab dem 14. Lebensjahr zulassen wollen, haben es Nachbarstaaten wie Schweden oder Großbritannien gerade erst verboten, weil sie die Medikamentenabgabe an Minderjährige als experimentell und gefährlich einstufen.

Schwarzer spaltet dabei bereits seit Monaten die trans-Community, wobei die Fronten sich spätestens seit einem Artikel über die trans-Politikerin Tessa Ganserer weiter verhärtet haben. Im besagten Artikel wird die Frage aufgeworfen, wie künftig Schutzräume für Frauen bedacht werden können und wie „Frausein“ überhaupt noch definiert werde mit Bezug auf den exemplarischen Fall Tessa Ganserer. Die trans-Frau kam über die Frauenquote der Grünen in den Bundestag, obwohl sie biologisch und rechtlich noch ein Mann ist.

Die jetzigen Angriffe auf die Redaktion des Frauenmagazins scheint das Team der EMMA gelassen zu nehmen – bereits vor 28 Jahren kam es abermals zu einer solchen Art von Sachbeschädigung. Damals schrieben Unbekannte die Sprüche „Kölner FrauenLesben“ und „EMMA verrecke“ auf die Wände des Bayentums. Allerdings gibt die Redaktion augenzwinkernd zu bedenken, dass es durchaus seltsam anmutet, Kritik an dem Buch zu verbalisieren, wo das Printerzeugnis selbst noch gar nicht erschienen ist.

Die Redaktion schreibt: „Aber um die Realität geht es diesen verblendeten, selbstgerechten IdeologInnen ja gar nicht. Sie wollen ihr Ding durchziehen – Geschlechtswechsel ab 14! – und ihre KritikerInnen mundtot machen.“

Sven Lehmann hatte im Gegenzug Alice Schwarzer letzte Woche attestiert, sie habe sich verrannt und sei von ihren alten feministischen Überzeugungen abgerückt:

„Alice Schwarzer ist dazu übergegangen zu sortieren, wer dazugehören darf und wer nicht. Damit benutzt sie letztlich Mechanismen des Patriarchats, gegen die sie sich immer aufgelehnt hat. Ich bin einfach enttäuscht von ihr.“

Eines dürfte bereits jetzt klar sein – es könnte eine hitzige Woche für die queere Community werden.

Ein Exklusiv-Interview mit Alice Schwarzer gibt es in der kommenden Aprilausgabe von SCHWULISSIMO. Wir sprachen mit ihr über Ganserer, Transsexualität und dem neuen Selbstbestimmungsgesetz.

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