Volles Risiko in Berlin Peter Plate und Ulf Leo Sommer übernehmen die Führung des Theater des Westens in Berlin
Peter Plate und Ulf Leo Sommer gegen ab 2025 aufs Ganze – das verrieten sie jetzt im Interview mit dem Tagesspiegel. Ab kommendem Jahr trägt das beruflich verbundene Paar die finanzielle Verantwortung für das Theater des Westens in Berlin.
Lange gemeinsame Karriere
Plate und Sommer blicken dabei auf eine lange gemeinsame Karriere zurück, bereits zu Rosenstolz-Zeiten arbeiteten die beiden Männer zusammen und waren bis 2011 auch privat ein Paar. Als Texter und Produzenten arbeiteten sie mit namhaften Künstlern zusammen wie Max Raabe, Sarah Conner oder auch Helene Fischer. Zuletzt brachten sie erfolgreich die Musicals „Kudamm 56“, „Romeo & Julia“ und derzeit „Kudamm 59“ auf die Bühne.
Seit April dieses Jahres hat das Paar nun bereits die künstlerische Intendanz inne, ab 2025 mieten sie das Theater von Stage Entertainment. Das aktuelle Jahr war für das Zweiergespann dabei das bisher erfolgreichste, über 100.000 Menschen besuchten ihr Musical „Kudamm 59“. Trotzdem seien die Sommermonate bis heute immer eine schwierige Zeit, weil alle offenen Berliner Theater eine Besucherflaute erleben – das Haus bietet Platz für 1.500 Zuschauer und ist inzwischen 128 Jahre alt.
„Theater ist jetzt unser Ding“
Bis September 2025 müssen Plate und Sommer privates Geld in das Theater stecken, ab dann hoffen sie, Gewinne zu erzielen. Sommer dazu: „Wenn die Gesundheit es zulässt, wäre es toll, das Haus fünf Jahre zu führen. Sollte es nur zwei Jahre dauern, ist es auch kein Scheitern, dann haben wir es wenigstens versucht (…) Das war eine bewusste Entscheidung von uns. Geld werden wir damit nicht verdienen. Ich muss aber auch nicht reich sterben.“ Und Plate ergänzt: „Wir haben keine Kinder, müssen nichts vererben, das Theater ist jetzt unser Ding.“ Aktuell arbeiten am Theater des Westens rund 80 Mitarbeiter, die auch weiterhin beschäftigt werden sollen.
Das neue Engagement sei dabei aber klar ein Abenteuer auf Zeit, bekräftigte Plate – die Bürgschaft geht erst einmal bis Januar 2027. „Länger als ein paar Jahre können wir das Theater nicht selbst betreiben, sonst kriegen Ulf und ich doch noch einen Nervenzusammenbruch. Aber vielleicht hat Stage Entertainment dann doch Lust, unsere künstlerische Intendanz zu verlängern und wieder das unternehmerische Risiko zu tragen.“
Mut zum Risiko
Ein wenig wollen die beiden schwulen Männer sich auch dem Trend in Deutschland entgegenstellen, wo „all nur meckern“ und erstarrt sind und „keiner den Mut hat, Risiken einzugehen.“ Plate betont dazu: „Wir vertrauen einander nicht mehr in diesem Land (…) Wir haben alle ein übersteigertes Sicherheitsbedürfnis, eine Angstneurose. Der Angst begegnest du aber am wenigsten dadurch, dass du dich immer weiter schützt.“ Und Sommer ergänzt: „Der begegnest du am besten, in dem du einfach mal springst.“
Abschließend betonen beide, sie hätten sich einfach in das Haus verliebt – und in die Welt des Musicals. „Das Musicalding funktioniert nur, wenn man danach süchtig ist. Bei den Proben entsteht ein unglaubliches Hochgefühl, es ist zugegeben eine teure Droge“, so Sommer.