Debatte um schwule Filmrollen Hollywood streitet einmal mehr um die Frage, wer Homosexuelle im Film darstellen darf – angeheizt durch Schauspieler Jeremy Strong
Und erneut entflammt in Hollywood die Debatte darüber, ob schwule Filmrollen nur noch von schwulen Schauspielern gespielt werden sollten – einer der Big-Player im Geschäft, der Streamingdienst Amazon Prime, macht sich seit einigen Jahren dafür stark. In der logischen Konsequenz, dass Darsteller nur noch das spielen, was sie auch sind, dürfte es allerdings bei Mördern, Zauberern oder Vampiren etwas schwierig beim Casting werden, doch das schreckt die Befürworter bisher nicht von dieser Maxime ab.
Sichtbarkeit für schwule Darsteller
Zuletzt hatten sich Filmlegende Ian McKellen („Der Herr der Ringe“, „X-Men“) sowie auch „Heartstopper“-Hauptdarsteller Joe Locke dagegen ausgesprochen, nun meldete sich der schwule Amerikaner Jeremy Strong zu Wort. In Deutschland ist der 45-jährige Schauspieler vor allem durch seine Rollen in Kinofilmen wie „The Gentleman“, „The Happening“ oder auch Steven Spielbergs „Lincoln“ bekannt. Daneben spielt er erfolgreich in Theaterstücken und ist auch in zahlreichen US-Serien zu sehen, aktuell als Donald Trumps Mentor Roy Cohn in „The Apprentice“.
Strong erklärte zur neu aufgeflammten Debatte gegenüber der Los Angeles Times auf die Frage, ob man Hetero-Schauspieler kritisieren dürfe, wenn sie schwule Rollen spielen: „Ja, das ist absolut berechtigt. Ich bin vielleicht zwar etwas altmodisch in der Überzeugung, dass es im Grunde um die Kunstfertigkeit einer Person geht und dass große Künstler in der Vergangenheit in der Lage waren, den Stempel ihrer Natur zu verändern. Das ist deine Aufgabe als Schauspieler. Die Aufgabe besteht gewissermaßen darin, etwas wiederzugeben, das nicht unbedingt der eigene Lebensraum ist. Ich glaube auch nicht, dass es zwingend notwendig ist, dass schwule Rollen von schwulen Darstellern gespielt werden, aber ich denke, dass es gut wäre, wenn dem mehr Gewicht verliehen würde.“ Strong wünscht sich dabei mehr Sichtbarkeit und auch mehr Filmangebote für homosexuelle Darsteller.
Mehr als Sexualität
Kurz zuvor hatten sich zwei weitere Schauspieler geäußert: Nicholas Galitzine, der mit seiner Darstellung des schwulen britischen Prinzen im Film „Red, White & Royal Blue“ einen großen Streaminghit landete und gerade an Teil 2 arbeitet, erklärte zu seiner Rolle gegenüber der britischen GQ, dass er sich als heterosexueller Schauspieler „etwas schuldig“ fühle, wenn er schwule Charaktere spiele. „Ich identifiziere mich als Hetero, aber ich habe an einigen unglaublichen queeren Geschichten mitgewirkt. Ich fühle mich manchmal unsicher, ob ich den Platz von jemandem einnehme, und vielleicht auch schuldig. Gleichzeitig sehe ich diese Charaktere nicht nur in ihrer Sexualität“, so Galitzine.
Ein Schauspieler ist ein Schauspieler
Augenzwinkernd meldete sich daraufhin auch Stanley Tucci zu Wort, der sich spätestens mit seinen schwulen Rollen in „Der Teufel trägt Prada“ sowie in „Supernova“ in die Herzen vieler schwuler Männer spielte. Gegenüber der BBC bekräftigte er, es sei in Ordnung als Schauspieler verschiedene Sexualitäten zu spielen.
„Ich fühle mich immer sehr geschmeichelt, wenn schwule Männer zu mir kommen und mit mir über 'Der Teufel trägt Prada' oder 'Supernova' sprechen und sagen: 'Es war einfach so schön', wissen Sie, 'Sie haben es richtig gemacht.' Denn oft wird es nicht richtig gemacht“, so Tucci, der abschließend betont: „Ein Schauspieler ist ein Schauspieler ist ein Schauspieler. Du sollst verschiedene Leute spielen. Es ist so einfach. Das ist der ganze Sinn der Sache.“