Daniel Craigs schwulste Rolle Warum der Film „Queer“ heute wichtiger denn je ist – und er ihn während der Bond-Zeit nicht hätte drehen können
Rund um Weihnachten und Neujahr erscheint in Europa endlich der neue Film „Queer“ mit Daniel Craig als schwulen Aussteiger in der Hauptrolle – jetzt hat der Ex-James-Bond-Darsteller die Wichtigkeit des Films betont und erklärt, warum er schwule Filmrollen früher nicht annehmen konnte.
Ein „wichtiger“ Film für diese Zeit
Der Film von Regisseur Luca Guadagnino nach dem Bestseller von William S. Burroughs erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem Lebemensch Lee und dem jungen Ex-Soldaten Eugene in den 1950er Jahren in Mexiko-Stadt – schon jetzt machte der Film vorab immer wieder Schlagzeilen, unter anderem auch, weil er in der Türkei aufgrund seiner homosexuellen Thematik verboten wurde. Die internationale Gay-Community indes freut sich sehr über das neue Werk von Guadagnino, der zuvor schon mit „Call Me By Your Name“ die Männerherzen höher schlagen ließ.
Für Craig ist es nach dem schwulen Detektiv Benoit Blanc in den bisher zwei „Knives Out“-Filmen erneut eine homosexuelle Rolle, wenngleich er bisher noch nie zuvor so offenherzig und zeigefreudig einen schwulen Mann verkörperte. „Burroughs war ein sehr komplizierter, chaotischer, wundervoller Künstler und Schriftsteller, der alles Mögliche durchmachte, ein Junkie war und Homosexualität zu einer Zeit repräsentierte, als sie illegal war (…) Ich denke, es ist heute genauso wichtig wie damals, vielleicht sogar noch wichtiger, Geschichten wie diese zu erzählen, aber ich hätte es nicht in Angriff genommen, wenn ich nicht gedacht hätte, dass ich mich emotional hineinversetzen könnte und wüsste, was das ist.“
Keine schwule Rolle während James Bond
Gegenüber der Sunday Times erklärte Craig dabei, dass er zu seiner aktiven James Bond-Zeit keine schwule Rolle wie jene hätte spielen können: „Ich hätte das nicht tun können, während ich Bond spielte. Es hätte reaktionär ausgesehen, als ob ich unbedingt meine Bandbreite zeigen hätte wollen. Am Anfang der Bond-Rolle dachte ich auch noch, ich müsste noch etwas anderes machen, aber das habe ich dann doch nicht getan. Es war einfach keine Diskussion, die ich damals führen wollte. In dieser Zeit drehte sich sowieso alles nur um Bond. Könnte es diesen oder jenen Bond geben? Könnte er das oder jenes sein oder tun? Ich wollte keine weitere Diskussion haben, die das noch mehr anheizt. Dafür ist das Leben zu kurz.“
Schwule Sexszenen
Den Wirbel rund um seinen neuen Film „Queer“ und den sehr expliziten schwulen Sexszenen kann Craig dabei bis heute nicht so ganz verstehen: „Sexualität ist für mich das Uninteressanteste in diesem Film. Ich meine, wir alle ficken. Okay, das gibt jetzt die nächste Schlagzeile. Aber ehrlich: Wir alle ficken! Lasst uns erwachsen sein! Ich glaube, was mich an dieser Rolle so fasziniert hat, ist seine emotionale Reise, und ich konnte das meiste davon nachempfinden. Ich meine, wir leben zum Glück nicht mehr in einem Land, in dem das illegal ist. Die ehrliche Antwort ist, dass ich wohl nie ganz verstehen kann, wie es für William war. Alles, was ich tun kann, ist zu versuchen, ihm gerecht zu werden“, so Craig abschließend zum schwulen Autor William S. Burroughs, dessen Buch „Queer“ in Teilen autobiografische Züge aufweist.