Drama /Biography Der verlorene Sohn
Der 19-jährige Jared wächst in einem strengen Baptistenprediger-Haushalt in den amerikanischen Südstaaten auf. Als sein streng gläubiger Vater von der vermeintlichen Homosexualität seines Sohnes erfährt, drängt er ihn zu einer mehr als fragwürdigen Therapie, der so genannten Reparativtherapie. Hier soll er wieder auf den rechten „heterosexuellen Weg“ gebracht werden. Vor die Wahl gestellt, entweder seine Identität oder seine Familie und seinen Glauben zu riskieren, lässt er sich notgedrungen auf die absurde Behandlung ein. Seine Mutter begleitet Jared zu der abgeschotteten Einrichtung, deren selbst ernannter Therapeut Viktor Sykes ein sehr entwürdigendes und unmenschliches Umerziehungsprogramm leitet. Doch Jared findet in der Einrichtung auch Verbündete.
Der Film basiert auf dem gefeierten autobiografischen Roman „Boy Erased“ von Garrard Conley. Er sagt dazu: „Seit meiner Reparativtherapie bei „Love in Action“ sind jetzt vierzehn Jahre vergangen, trotzdem bleiben die Eindrücke und Erfahrungen dieser Zeit für mich so lebendig wie zu der Zeit, als ich sie erlebt habe: Der Glanz des laminierten Zwölf-Schritte-Programms auf den leuchtend weißen Wänden der Einrichtung, die Melodie im Tonfall der Anweisungen meines Betreuers, das Gefühl in meinem weißen Button-Down-Hemd auf den gepolsterten Stühlen zu sitzen. Vierzehn Jahre haben immer noch nicht vollständig den Schmerz meines Traumas ausgelöscht, aber in dieser Zeit habe ich diese Ereignisse viel besser verstanden.” Auch heute noch sind solche seltsamen Therapien – nicht nur in den USA – ein Thema. In den USA haben aktuell noch 36 Staaten keine Gesetze gegen die Reparativtherapie. Wohingegen 14 Staaten plus Washington D. C. Gesetze verabschiedet haben, um LGBTQ-Jugendliche davor zu schützen. Auch viele Medizinerverbände stellen sich mittlerweile gegen solche Therapien.
Nach Aussage der Organisation Human Rights Campaign sind LGBTQ-Jugendliche, die starker Ablehnung ausgesetzt sind, achtmal höher gefährdet, Selbstmord zu begehen. Außerdem besteht für sie eine sechsmal höhere Wahrscheinlichkeit, unter starken Depressionen zu leiden. Es ist dreimal wahrscheinlicher, dass sie illegale Drogen konsumieren und ebenfalls ein dreimal höheres Risiko für eine HIV- und STD-Erkrankung.
Daher ist dieser Film mehr als nur die Erzählung einer Geschichte. Hochkarätig besetzt bringen die Darsteller Leben in die Figuren. In den Rollen als gläubige Eltern sind die Oscargewinner Nicole Kidman („Moulin Rouge“) und Russell Crowe („Gladiator“) zu sehen. Beeindruckend ist aber vor allem Hauptdarsteller Lucas Hedges („Three Billboards outside Ebbing, Missouri“). Ihm nimmt man das leid, welches er durchlebt sofort ab. In weiteren Nebenrollen sind der Sänger und YouTube-Star Troye Sivan und Cherry Jones („24“) zu sehen. Regisseur Joel Edgerton („The Gift“) legt mit diesem Film ein eindrückliches und leidenschaftliches Plädoyer gegen solch fragwürdige Praktiken der Umerziehung vor. Unbedingt anschauen!
im Kino ab 21. Februar