Torsten Unger Gruppenreisen - Auf der Pirsch, nach dem Hirsch

Neue Leute kennen zu lernen ist heutzutage einfach. Man geht dafür einfach online. Manchem gefällt diese Methode aber nicht so gut. Das direkte Treffen und Kennenlernen macht doch so manche Kontaktaufnahme spannender als nur das virtuelle Chatten auf blauen Seiten. Langfristig betrachtet sind Kontakte, welche auf die alte Art und Weise des realen Treffens zustande gekommen sind, auch oft erfolgreicher.

Eine ganz eigene Idee zu diesem Thema hatte Torsten Unger, um einen neuen Partner zu finden. Er organisiert seit einigen Jahren Gruppenreisen und er ist seither zu einem Experten darin geworden. Schwulissimo wollte nun wissen, was das für Reisen sind und ob man damit das eigene Singledasein beenden kann.

Auf Deiner Webseite schreibst Du, dass Du Single warst und dass es immer weniger Gelegenheiten gibt, Männer im realen Leben zu treffen. Dating scheint nur noch über das Internet stattzufinden. Und den passenden Kerl kennenzulernen ist schwierig. Welche Erfahrungen hast Du mit Kontaktaufnahmemöglichkeiten über das Internet gemacht?
Meine Erfahrungen mit dem Online-Dating waren die, dass sich alles erst einmal stark auf die Optik fokussiert. In der Regel entscheiden nur Bilder darüber, ob man Interesse hat oder nicht. Hat man ein Shirt in der falschen Farbe an, kann das schon ein Ausschlusskriterium sei.  Ich hatte damals noch etwas längere Haare und war damit schon out. Und Texte liest sowieso fast keiner.

Oft entscheiden nur wenige Sekunden darüber, ob man für ein Date in Frage kommt - Profil auf und wieder zu. Und das ist eben zu kurz. Um zu sehen, ob es passt oder nicht, muss man den Menschen vor sich haben und ihn erleben. Mit einem Mal wird der sportlich, attraktive Kerl mit dem Hochglanzprofil völlig uninteressant und der Kerl mit dem unscharfen Foto und den zerzausten Haaren zum echten Highlight.

Gerade bei Gruppenreisen kann man das gut beobachten: Kerle, die optisch erst einmal nicht so zusammenpassen, kommen sich zum Beispiel auf einer Wanderung näher und verstehen sich prächtig. Genau deshalb sind gemeinsame Aktivitäten so wichtig.

Ich kann jedem Online-Dating-Fan wirklich nur empfehlen, sich mal wieder auf Erlebnisse im „wahren“ Leben einzulassen.

Um Männer kennen zu lernen, hattest Du also die Idee, dafür Gruppenreisen anzubieten. Sind diese Reisen denn nur für Singles gedacht?
Für Singles sind sie in erster Linie gedacht. Man kann natürlich aber auch als schwules Paar eine Gruppenreise buchen. Das kommt aber eher selten vor. Der überwiegende Teil der Kerle, die mitreisen, sind Single.

Eine Reise in einer Gruppe ist ja immer ein Wagnis, wenn man die anderen Teilnehmer vorher nicht kennt. Bei den Reisen steht wirklich das Reiseziel und das sehr ausgefallene Programm im Vordergrund – nicht Party und das schnelle Vergnügen. Es geht darum, sich aus dem Alltag herauszukatapultieren, in andere Kulturen einzutauchen und Dinge zu machen, die man nie alleine oder zu zweit machen würde. Zum Beispiel eine Fahrradtour auf der Insel Korfu, Safaris zu Fuß durch den Krüger Nationalpark oder eine Bootstour durch die Gletscherlagunen Islands. Dieses gemeinsame Interesse an Natur, Kultur und Aktivurlaub ist das verbindende Element und führt Kerle zusammen, die sich sonst nie begegnet wären. Das Besondere ist, dass dann viele eine nächste Reise gleich zusammen buchen.

Wie ist es bei Reisen mit einer Gruppe mit dem Thema Gruppenzwang? Gab es da schon mal Probleme? Muss man sich einer Gruppe anpassen und alles zusammen unternehmen oder kann man auch mal etwas auf eigene Verantwortung machen?
Grundsätzlich sind die meisten Kerle froh, mal die Verantwortung komplett abgeben zu können, nichts selbst organisieren zu müssen und einfach mal den Urlaub zu genießen und loszulassen. Das ist eine wichtige Erfahrung, die viele machen, wenn sie zum ersten Mal in einer Gruppe Urlaub machen.

Du berichtest, dass die meisten Reiseteilnehmer zwischen 30 und 50 Jahre alt sind. Ist das nichts für jüngere oder ältere Interessenten?
Natürlich kann man auch mitfahren, wenn man jünger als 30 oder älter als 50 ist. Ich erwähne dies nur, weil die Frage nach dem Alter der Teilnehmer häufiger kommt. Verbindendes Element ist wie gesagt das Interesse an Reisen – ganz unabhängig vom Alter. Ich habe ganz viele Rückmeldungen bekommen, dass gerade die gemischte Altersstruktur zu vielen neuen Impulsen geführt hat, also wirklich als Gewinn wahrgenommen wird. Das freut mich total und bestätigt, dass ich mit meiner Idee auf dem richtigen Kurs bin.   

Anfang September 2017 gibt es eine fünftägige Kreuzfahrt an Bord einer Yacht. Es ist eine Rundreise nach Ecuador. Was für ein Typ von Mann sollte man sein, um bei den Ausflügen mit einem Boot, selber der richtige Partner für die Mitreisenden zu sein? Sind Muskeln gefragt?
Muskeln braucht man vielleicht beim Fitness-Bootcamp, das ich im Juni in Marbella anbiete. Für die von Dir angesprochene Ecuador-Reise braucht man keine besondere Fitness, da man 5 Tage auf einer Yacht durch die Galapagos-Inseln kreuzt und vor allem Tiere beobachtet - ob vom Wasser aus oder an Land. Ein wirklich einzigartiges Erlebnis. 

Auf der Pirsch nach dem Hirsch sozusagen. Man erlebt dabei wahrscheinlich die exotische Tierwelt hautnah, einschließlich einer Vielzahl an Insekten. Sollte man hierbei besonders furchtlos sein? Reicht Autan für die Krabbeltiere und ein Bootspaddel gegen Krokodile und Korallenschlangen?
Vor jeder Reise bekommt man eine ausführliche Reiseinformation mit Hinweisen, was man mitnehmen und beachten sollte. Jede Reise wird zudem von einem erfahrenen, deutschsprachigen Guide begleitet, der einem genau sagt, was man machen sollte und was nicht.

Wer sonst seinen Tag im Büro verbringt, weiß ja oft nicht, wie er sich adäquat in der Natur bewegen sollte.
Ja – Richtig. Als Stadtmenschen haben wir häufig unseren Instinkt und das Gefühl für die Natur verloren. Da braucht man einen Guide als „Vermittler“, der einen wieder daran heranführt. Solche außergewöhnlichen Erlebnisse erden enorm und zeigen uns deutlich, was Leben wirklich bedeutet. Für mich sind das absolute Gänsehaut-Momente.

Zum Schluss interessiert mich nun noch, ob Du selber bei Deinen Reisen den Mann fürs Leben gefunden hast.
(Lacht) Ha – jetzt hast Du mich!

Meinen Freund habe ich nicht auf einer Reise kennengelernt, sondern über das Internet. Bei unserem ersten Date hat es gleich richtig gefunkt. Er reist auch für sein Leben gerne, so dass wir hier wirklich eine gemeinsame Leidenschaft teilen. Ein wahrer Glücksfall. Wir sind nun bald vier Jahre zusammen und haben noch viel vor uns.

Du hast wirklich vieles ausprobiert und aus Deinen Erfahrungen das Beste gemacht – und Dein Mann ist quasi die Belohnung dafür. Glückwunsch!

Ich danke dir ganz herzlich für das interessante Gespräch und ich wünsche dir noch viele spannende Erlebnisse auf künftigen Reisen und durch die Kontakte zu so vielen Männern.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Torsten Unger im Januar 2017 geführt.