schwulissimo Stellt vor CASA blanca
Das CASA blanca ist das Centrum für AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten in Altona. Es bietet ein breites Angebot rund um die Thematik HIV/AIDS und sexuell übertragbaren Krankheiten (STIs). SCHWULISSIMO unterhielt sich mit Frau Dr. Kartin Graefe, Ärztin bei CASA blanca, über das breitgefächerte Angebot der Einrichtung der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz.
Was genau macht CASA blanca und wer kann zu euch kommen?
CASA blanca bietet eine Sprechstunde für Menschen, die ein erhöhtes Risiko für HIV und sexuell übertragbare Infektionen (STI) haben. Jede*r kann für eine Beratung zu HIV/STI und für einen HIV-Test zu uns kommen, bei erhöhtem Risiko kann auch auf andere sexuell übertragbare Infektionen getestet werden. Außerdem bieten wir Sprechstunden an für geflüchtete Menschen, sowie für Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind, Beratung bei Schwangerschaftskonflikten und eine psychosoziale Beratung, alles in mehreren Sprachen. Schon länger gibt es die Möglichkeit zur Beratung und HIV/STI Testung im Rahmen der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Seit Juli 2018 ist dies in Kooperation mit Hein und Fiete ausgebaut zu dem Angebot „PrEP komplett“ in den Räumen von CASA blanca: ein niedrigschwelliges Angebot rund um die PrEP mit Beratung, allen notwendigen Untersuchungen und Verordnung der PrEP auf Privatrezept.
Gibt es bei euch Sprechstunden, für Menschen, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen?
Ja, wir beraten auch auf Englisch und Französisch und haben Sprechstunden mit Sprachmittler*innen für Spanisch, Bulgarisch, Rumänisch, Arabisch, Persisch und Türkisch.
Sind Beratung und Tests anonym?
Die Beratungen und Tests sind bei uns kostenlos und anonym.
Muss man etwas beachten, wenn man einen HIV-Test bei euch machen möchte?
Vor dem Test gibt es eine Beratung, das Ergebnis kann nach einer Woche besprochen werden. Eine HIV-Infektion kann sechs Wochen nach einem Risiko sicher ausgeschlossen werden.
Gibt es bei euch auch Informationen rund um das Thema HIV-Selbsttest?
Wir informieren bei Bedarf natürlich auch über den HIV-Selbsttest, zusätzlich sind auf unserer Homepage Informationen verlinkt. Ausführliche Informationen gibt es z.B. auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit und des Paul-Ehrlich-Instituts.
Wie zuverlässig ist so ein Test? Können Sie einen bestimmten Selbsttest empfehlen? Gibt es Unterschiede?
HIV-Selbsttests sollten bestimmte Kriterien erfüllen: CE-Prüfzeichen der EU, eine hohe Zuverlässigkeit in der Erkennung einer HIV-Infektion, geeignet für die Anwendung durch Laien und in Europa zugelassen. Auf der Website des Paul-Ehrlich-Instituts sind verschiedene Tests aufgelistet, die diese Qualitätsanforderungen erfüllen. Wichtig ist, dass die Zeit, bis eine HIV-Infektion nach einem Risiko sicher ausgeschlossen werden kann, bei den Selbsttests 12 Wochen beträgt. Bei den Labortests ist diese Zeit mit sechs Wochen deutlich kürzer.
Was halten Sie persönlich von PrEP?
Die PrEP ist eine sehr effektive Maßnahme und bietet bei richtiger Einnahme einen sehr hohen, aber keinen absoluten Schutz vor einer Ansteckung mit HIV. Besonders für Menschen mit einem hohen Risiko, die mit Kondomen nicht zurechtkommen oder keine benutzen möchten, hat sie inzwischen einen festen Platz in der Prävention.
PrEP kann Angst vor einer Ansteckung nehmen und ermöglicht einen lustvolleren Sex und einen selbstbestimmten Schutz vor einer HIV-Infektion. Sie spielt auch eine wichtige gesamtgesellschaftliche Rolle, wenn durch die breite Verfügbarkeit von PrEP die HIV-Neuinfektionszahlen sinken. Allerdings ist PrEP keine einfache Präventionsmethode, mit der Einnahme der Pille ist es nicht getan. Sie muss zuverlässig eingenommen werden und erfordert eine spezialisierte Begleitung und regelmäßige Untersuchungen.
Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Was kann man gegen die noch immer andauernde Stigmatisierung tun?
Immer wieder aufklären, informieren und Normalität vorleben.
