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Homosexualität in China So lebt es sich als Schwuler im Reich der Mitte

rb - 06.07.2018 - 07:00 Uhr

Laut literarischen Zeugnissen war im alten China die gleichgeschlechtliche Liebe nicht nur akzeptiert, sondern auch weit verbreitet, was sich auch in den hochsprachlichen Umschreibungen dafür zeigt: „Der geteilte Pfirsich“ oder „Männliche-Drachen-Vorliebe“ sind nur einige poetische Beispiele dafür. Ab dem 18. Jahrhundert sollte sich dies jedoch ändern und die heterosexuelle monogame Beziehung wurde als Norm propagiert - daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Bis heute ist die Situation Homosexueller in der Volksrepublik China also schwierig und sie sind gezwungen, wegen diverser Repressalien auf vielen Ebenen des Lebens auch in unserer heutigen modernen Zeit ein Doppelleben zu leben.

Medien:
Zwar steht Homosexualität seit dem Jahr 1997 nicht mehr unter Strafe und erst seit 2001 gilt Homosexualität zudem nicht mehr als psychische Störung, doch die Homophobie im Land ist jedoch immer noch weit verbreitet. Dies zeigt sich auch in einem 2017 erlassenen Mediengesetz, das "abnormale Sexualpraktiken" aus der öffentlichen Wahrnehmung drängen soll. Ähnlich wie in Russland dürfen homosexuelle Themen nicht mehr angesprochen werden, LGBT-Filme sind verboten und gelten nicht nur in Streamingportalen als "unangemessen". In allen Medien - also Internet, TV, Kino, Radio oder Print - finden schwule und lesbische Themen einfach nicht mehr statt, so dass hier eine landesweite Diskriminierung einer ganzen Bevölkerungsgruppe vollzogen wird.

Alltag:
Dass Homosexualität in China gesetzlich nicht mehr unter Strafe steht, bedeutet jedoch im Umkehrschluss nicht, dass das Gesetz Schwule und Lesben schützt. Ein Outing kann viele negative Folgen haben wie den Verlust seines Arbeitsplatzes und das Outing reicht hierbei auch als akzeptierter offizieller Kündigungsgrund. Auch die Wohnungssuche gestaltet sich für Homosexuelle schwierig, kaum ein Vermieter akzeptiert sie als Mieter. Zudem kommt es immer wieder zu extremen Mobbing, wenn die sexuelle Neigung bekannt wird. Homosexuelle sind so hochgradig stigmatisiert, laut Umfragen hält jeder zweite Chinese sie für "unakzeptabel".

Gesundheit:
Auch die offizielle Zurücknahme, dass es sich bei Homosexualität nicht um eine Geisteskrankheit handelt, schützt nicht davor, doch zwangsweise im Krankenhaus zu landen: Chinesischen Medizinstudenten wird bis heute gelehrt, dass Homosexuelle schlicht krank seien. Lesbischen Frauen rät man dringend, einfach zu heiraten und schwanger zu werden, dies würde die "Heilung“ bringen. Schwule Männer werden oft einfach zwangseingeliefert, wo sie dubiose Therapien mit Elektroschockern und Medikamenten über sich ergehen lassen müssen, die sich "bianzhi" nennen. Dies bedeutet so viel wie "wieder gerade richten" und bezieht sich wohl auf das englische "straight", das heterosexuell bedeutet. Die "Behandelten" leiden fortan unter Unterdrückung der eigenen Gefühle, denn natürlich kann man keinen Homosexuellen umpolen. Vor allem für Jugendliche hat dies fatale Folgen, immer wieder wird von Selbstmorden berichtet.

Werte:
Chinesischen Kindern wird von frühester Jugend eingetrichtert, dass sie ein "nützliches" Mitglied der Gesellschaft werden müssen: Dies bedeutet Fleiß und Familie. Mit einem gut bezahlten Job kann man schließlich Kinder ernähren und Homosexuelle sind dieser Ansicht nach "nutzlos". Homosexualität wird in China deshalb leise ausgelebt und für diese Anpassung gibt es sogar ein Wort - "Didiao". Unauffällig trifft sich die LGBT-Szene also in China, wenn sie feiern will und in großen Städten wächst die Akzeptanz zudem immer weiter. In der Öffentlichkeit findet homosexuelles Leben jedoch weitgehend immer noch nicht statt, so dass man von einem toleranten Zusammenleben noch weit entfernt ist - auch wenn Homosexualität in China gesetzlich nicht verboten ist.

Fazit:
Laut einer Studie im Auftrag der Vereinten Nationen gaben 18.000 befragte chinesische Schwule und Lesben zu 95 Prozent an, sich keinesfalls outen zu wollen. An dieser hohen Zahl sieht man, dass die Angst vor gesellschaftlicher Ächtung auf allen vorhin genannten Lebensbereichen einfach zu hoch ist. So lange Homosexualität in China also weiterhin ein gesellschaftliches Tabu ist, müssen sich an die 130 Millionen Homosexuelle im "Reich der Mitte" verstecken. Da hilft nur Organisation und Information - erste Schritte sind bereits im Internet und in den Metropolen erkennbar.

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