Entdeckerziele Stadt Luxemburg: Hauch der Noblesse
Das kleine Land Luxemburg liegt zwischen Belgien, Frankreich und Deutschland. Es ist multikulturell, mehrsprachig und besitzt dabei eine starke nationale Identität. Die Hauptstadt heißt ebenfalls Luxemburg, ist ein Finanzzentrum und der Sitz vieler internationaler Organisationen. Hier kann man wunderbar shoppen, Kultur tanken, ausgehen und kulinarischen Freuden frönen.
Hauptstadt im Großherzogtum
Monarchien haben etwas Besonderes. Seine Königliche Hoheit Henri, Großherzog von Luxemburg, gibt seinem Land menschliche Identität, damit Halt und Stabilität. Die Luxemburg sind stolz auf ihre Nation. Dies zeigt sich auch in dem Landesmotto: „Mir wölle bleibe wat mir sin“. Andererseits leben hier Menschen aus weit über hundert verschiedenen Nationen. Dies hängt auch damit zusammen, dass in der Hauptstadt viele internationale Finanzinstitute und Organisationen angesiedelt sind. Die Luxemburger beherrschen mehrere Sprachen. Da ist zunächst einmal ihre deutsch geprägte Mundart, das Letzebuergesch. Deutsch und Französisch sind ebenfalls Amtssprachen. Jeder Einheimische versteht diese drei Sprachen, allerdings kommt man im täglichen Leben mit Französisch am weitesten. Luxemburg war in der Geschichte durch seine Lage oft ein politischer Spielball zwischen den angrenzenden Großmächten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde es wirklich unabhängig, mit eigener Erbdynastie des Hauses Nassau. Heute ist Luxemburg in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht mit seinen Nachbarn sehr gut vernetzt. Dies macht seine Hauptstadt zu einem attraktiven Standort. Im Jahre 2007 war die Stadt Luxemburg Europäische Kulturhauptstadt. Etwas überraschend ist in diesem Zusammenhang die Festung der Stadt, die mit ihren baulichen Resten auch heute noch ein Wahrzeichen bildet. Sie ist Ausdruck der bewegten, kriegerischen Vergangenheit. Denn Luxemburg war früher strategisch sehr wichtig. Die Festung wurde von verschiedenen Besatzungsmächten seit dem 15. Jahrhundert weiter ausgebaut und erst mit der verbrieften Neutralität im Jahre 1867 geschleift. Vor diesem Hintergrund versteht man das besondere Verhältnis der Luxemburger zu ihrer Nation und ihren Willen, durch kluge Diplomatie und Toleranz ihr Land zu einer Bühne für Integration und Zusammenhalt in Europa zu machen.
Kennzeichnend für die Luxemburger ist auch ein nobles Understatement. Der Großherzogliche Palast, inmitten der Hauptstadt, ist keineswegs zu prunkvoll geraten, eher bescheiden. Und doch zeigt sich hier die wehrhafte parlamentarische Monarchie, mit bewaffneten Palastwachen, die tagaus und tagein das Hohe Haus schützen. Sehr zivil und modern hingegen erscheinen die Musentempel der Stadt: Da ist besonders die Philharmonie zu erwähnen, mit ihrer filigranen Säulenarchitektur, und das Museum für Moderne Kunst, auch MUDAM genannt. Hier geben sich Künstler von internationalem Rang das ganze Jahr ein Stelldichein. Luxemburg hat eine Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Shopping in edlen Geschäften gehört hier zu den beliebten Freizeitbeschäftigungen von Einheimischen und Besuchern aus aller Welt. Hier, in der Oberstadt, lebt es sich mondän und zugleich in überschaubarem Rahmen. Unterhalb der Festung liegt die Unterstadt, auch „Grund“ genannt. Da findet man ebenfalls Gassen und Gässchen, doch wirkt dieser Stadtteil uriger, noch gemütlicher mit seinen kleinen Cafés und Kneipen. Hier ist auch ein Ausgehviertel, wo schicke Bars und Clubs das jüngere Publikum nächtens für Fun und Party begeistern. Passend dazu haben sich hier auch Unternehmen der internationalen Medienwirtschaft angesiedelt.
Kultur & Kulinarik
Brigitte holt mich am Bahnhof ab. Ich bin über Trier von Köln angereist. Wir fahren erst mal zu meiner Unterkunft, dem Hotel Simoncini. Da herrscht rege Betriebsamkeit. Denn angeschlossen ist eine Galerie gleichen Namens. Monsieur Simoncini ist ein Kunstliebhaber und hat sein Hobby zum Nebenberuf gemacht. Er ist also Hotelier und Galerist in Personalunion. Daneben betreibt er noch das Restaurant Café Francais, wo man hervorragend speisen kann. Schnell den Koffer auf das Zimmer gebracht, dann gehe ich mit meiner Begleiterin auf Erkundungstour. Wie es der Zufall will, treffen wir Monsieur Simoncini vor dem Café Francais und wir halten ein kleines Schwätzchen. Jetzt merke ich erst, wie sehr mein Französisch eingerostet ist. Mir fehlen ein bisschen die Vokabeln für die gepflegte Konversation. Egal, der charmante Herr Simoncini schaltet dankenswerterweise sofort auf Deutsch um. Man ist hier eben eher frankophon, beherrscht aber selbstverständlich auch das Deutsche. Wir gehen zwei Häuser weiter. Hier liegt das noble Hotel Le Place d'Armes. Jessica und Alice geben mir eine Führung durch das Haus. Wir besichtigen die edlen Suiten und schauen bei den drei Inhouse-Restaurants herein, wo Speisen von traditionell bis hochfein geboten werden. Es ist ja Mittagszeit. Brigitte nimmt mich mit zu einem ihrer Lieblingsrestaurants, dem Beet. Hier ist vegetarisch angesagt: Crossover-Drinks aus Frucht und Gemüse bilden den Auftakt. Dann Pasta nach Art des Hauses. Sehr lecker, gesund dazu. So gestärkt, übergibt mich Brigitte in die Obhut von Elke. Sie ist Stadtführerin, wir lenken die Schritte zu den Must See-Attraktionen der Stadt Luxemburg. Es geht über den Place de la Constitution, den Place Guillaume II und durch die hübschen Gassen der Altstadt, mit ihren tollen Geschäften und Cafés. Dann kommen wir zu einem Aussichtspunkt, von dem man die alte Festung und die Unterstadt überblicken kann. Ein gewaltiges Gemäuer, diese Festung, von der nach der Schleifung allerdings nur noch die Kasematten übrig sind. Im City Museum lerne ich eine Menge über die Geschichte der Stadt: Zum Beispiel, dass Rosen und Porzellan aus Luxemburg in Vergangenheit und Gegenwart eine große Rolle spielen. Nach diesem schönen Rundgang besuche ich mit Brigitte den Verein Rosa Letzebuerg. Hier erwartet uns Robby Antony, ein sehr sympathischer Mann, der sich um die LGBT-Belange der Stadt kümmert. Wir unterhalten uns über die Szene und politische Situation. Luxemburg hat einen schwulen Premierminister, das ist kein Geheimnis. Allerdings sagt Robby, dass dies nicht den Ausschlag zu seiner Wahl gegeben hat. Sondern seine Qualifikation und Kompetenz allgemeiner Art. Die Szene mit einschlägigen Lokalen ist überschaubar, allerdings ist die Gastronomie hier generell sehr gay-friendly. Danach wird es Zeit, den Abend einzuläuten. Denn wir gehen in ein Konzert. Wir fahren zur Philharmonie. Diese liegt etwas oberhalb vom Stadtzentrum.Vorher noch einen kleinen Happen im Restaurant Tempo: eine deftige Wurst- und Käseplatte. Dann nehmen wir unsere Plätze im Parkett ein. Gegeben wird ein Konzert mit Werken von Bernstein und Prokofjew. Sehr bewegende Musik. Wir sind begeistert. Dann treffe ich auch noch Backstage den Direktor der Philharmonie, den Österreicher Stephan Gehmacher. Wir unterhalten uns über die Konzeption des Hauses und seinen Werdegang. Ein sehr interessanter Mann, der noch viele Pläne hat.
Am nächsten Morgen nehme ich ein leckeres Frühstück im Hotel zu mir. Besonders das dunkle Brot und die feine Marmelade haben es mir angetan. Dann holt mir Brigitte ab, und wir gehen auf den Wochenmarkt, wo man Käse, Wurst und Wein direkt von Erzeuger kaufen kann. Wir schauen auch vorbei bei einem der bekanntesten Spezialitäten-Händler. Guill Kaempff betreibt sein Geschäft schon seit vielen Jahren und gibt mir eine Einführung in luxemburgische Käse- und Weinkunde. Dazu kosten wir noch von der Riesling-Pastete. Jetzt ist es wieder Zeit für Kultur. Wir fahren zum MUDAM, dem Museum für Moderne Kunst. Dort finden sich sehr interessante Werke und Installationen zeitgenössischer Künstler. Die „Chapelle“, mit Fenstern aus Röntgenaufnahmen, ist nur ein Beispiel für die originelle Kreativität, die man hier bestaunen kann. Doch damit nicht genug: Wir sind eingeladen zu Finissage in der Galerie Simoncini, wo das Künstlerpaar Pierre Joris und Nicole Peyarafitte ein beeindruckendes Event zum Besten geben. Das Abendessen nehmen wir bei Hillary im Restaurant Am Tiirmschen. Hier gibt es luxemburgische Küche vom Feinsten. Das mittelalterliche Gebäude trägt wesentlich zur Atmosphäre des Hauses bei. Ein bisschen Nightlife möchte ich auch noch kennen lernen. Michel hat lange im Ausland gelebt, ist vor einiger Zeit in seine alte Heimat zurück gekehrt. Er nimmt mich mit auf eine kleine Kneipentour. Wir gehen in das Zanzen zum Warmwerden. Nach ein paar Stopps in angesagten Bars, von denen es viele in Luxemburg gibt, landen wir schließlich in der Bar Rouge. Das ist die Gay-Bar der Stadt. Klar, alles in Rot. Sehr gute Stimmung, schöne Menschen, tolle Musik. Und die haben lange auf. Aber es ist dann auch Zeit zum Schlafen gehen. Am nächsten Tag muss ich ja schon nach Hause fahren, leider. Vorher treffe ich aber noch Starköchin Lea Linster in ihrem Restaurant, das nur eine kurze Autofahrt entfernt liegt. Lea hat ein Motto im Leben und für ihren Erfolg: „Alles mit Liebe!“ Und das merkt man. So, wie sie spricht und wie das Essen bei ihr schmeckt – alles liebevoll und mit hohem Können zubereitet. Lea hat viele Auszeichnungen und Preise für ihre Kochkünste erhalten, und doch ist sie bodenständig geblieben. Ein Powerfrau, mit enormer Ausstrahlung! Es ist ein Privileg, Lea persönlich zu begegnen. Tja, da bleibt mir nur noch „Äddi“ zu sagen, das ist Tschüss auf Luxemburgisch - ich komme gerne wieder!
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