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Entdeckerziele Nordirland-Story: Belfast & Derry-Londonderry

rb - 29.06.2018 - 07:00 Uhr

Vom Schauplatz einer politischen Auseinandersetzung zum Top-Reiseziel: Nordirland hat sich großartig entwickelt. In Belfast und Derry-Londonderry kann man sowohl hautnah die Geschichte eines Bürgerkriegs, als auch hervorragenden Lifestyle genießen. Irische Lebensart, coole Clubs, faszinierende Natur und Architektur – das alles wird zum umfassenden Erlebnis.

Belfast: Titanic & Oh Yeah

Von Dublin fahre ich mit dem Bus etwa zwei Stunden. Ziel ist die Hauptstadt von Nordirland. Es ist Belfast. Es ist die Stadt, in der die Titanic gebaut wurde. Und eine Stadt der Musik. Im schicken Malmaison Hotel werde ich sehr zuvorkommend begrüßt und stelle den Koffer auf das Zimmer. Dann geht es zu einer der Hauptattraktionen in Belfast: Im Hafenviertel liegt das imposante Gebäude des Titanic Belfast. Hier wird die Geschichte des Luxus-Liners sehr anschaulich und spannend erfahrbar gemacht. Das schimmernde Gebäude erinnert schon von außen an ein Riesenschiff; im Inneren überwältigen die technischen und multimedialen Installationen. Der Mythos der Titanic wirkt wie ein Magnet auf die Menschen. Nebenan befindet sich das frühere Bürogebäude der Werft, die das Schiff erbaut hat. Heute ist es ein nobles Hotel, in dem man auch köstlich essen kann: Im Wolff Grill probiere ich den fangfrischen Fisch und würziges Craft Beer. Ein paar Minuten entfernt liegt das Studio, wo die Innenaufnahmen von Game of Thrones gedreht werden. Die Serie hat auch zur Popularität von Nordirland viel beigetragen. Abends schaue ich mir die Club-Szene von Belfast an. Legendär ist das Kremlin in der Donegall Street. In der Maverick Bar gibt es immer mittwochs die Open Mic-Sessions. Belfast ist gay-friendly, selbst manche Bordsteinkanten der Stadt sind in den Regenbogenfarben gestrichen.

Billy holt mich am nächsten Morgen zu einer Taxi-Tour durch die Stadt ab. Er ist ein echtes Original, lacht viel und kennt schöne Geschichten. Wir besichtigen die City Hall, in der auch an die Titanic erinnert wird, und den gigantischen Spire of Hope. Diese 40 Meter hohe Stahlspitze steht auf der St. Anne's Cathedral. Im Cathedral Quarter gibt es urige Pubs und Geschäfte. In einem kuscheligen Whiskey-Laden zeigt uns der Manager die edlen Sorten des hochprozentigen Getränks.  Dann fahren wir zur den Murals: Diese politischen Wandgemälde an Häuserfassaden erinnern an die wechselvolle Geschichte der Stadt, den Bürgerkrieg und das Unrecht auf der Welt. Der Konflikt um Nordirland zwischen katholischen Iren und protestantischen Briten ist durch den Brexit wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt. Zum Lunch bin ich mit Daniel vom GNI Magazine verabredet. Wir treffen uns ganz zentral im Café Parisien. Daniel ist ein flotter Typ, der mir Einblicke gibt in die LGBT-Szene der Stadt. Auf politischer Ebene bleibt noch einiges zu tun. Denn Nordirland mit seinem Sonderstatus ist in manchen Belangen etwas konservativ. Daniel bringt mich noch zum Oh Yeah Music Centre, einem Kreativ-Hub für künstlerische und besonders musikalische Initiativen. Paul Kane zeigt mir die Ausstellung zur Rock- und Popkultur von Belfast. Neben vielen anderen bekannten Bands und Künstlern stammen auch Van Morrison und Gary Moore (Thin Lizzy) aus Belfast. Danach erst mal zurück in das Hotel. Hier erwartet mich ein fabelhaftes Abendessen. Käse schließt den Magen: Eine Spezialität ist der Guinness Cheddar Cheese, den ich zum Abschluss probieren darf. Um die Ecke liegt die urige McHugh's Bar, wo ich Jason O'Rourke treffe. Sein Kumpel Davy spielt die Irish Flute, er die Concertina. Gemeinsam geben sie ein Ständchen in Sachen traditioneller Folkmusik.

 

Derry-Londonderry: Walled City & Peace Bridge

Bei strahlendem Sonnenschein nehme ich den Zug entlang der Küste. Natur pur: Kantige Felsen wechseln sich ab mit sanften Wiesen und dem Meer. Im Shipquay Hotel, mitten in der Stadt, finde ich eine gemütliche Unterkunft. Derry-Londonderry, so ist die politisch korrekte Schreibweise für den Ort, der in den 60er- und 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts weltweit in den Schlagzeilen war. Hier wurde der Bürgerkrieg besonders rabiat geführt. Auch heute noch ist dies Teil der Identität der Stadt. Allerdings ist es heutzutage besonders friedlich hier. Die Menschen möchten einfach die Dinge ruhen lassen. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist die vollständig erhaltene Stadtmauer, die man rundum belaufen kann. Von hier aus sieht überblickt man die Stadt sehr gut. Im Tower Museum kann ich mir die Geschichte der Stadt genauer ansehen. Derry-Londonderry war schon immer von strategischer Bedeutung. Ein paar Schritte davon entfernt liegt die Guildhall, mit wunderschöner Glasmalerei zu historischen Motiven. Gegenüber von  meinem Hotel liegt das Craft Village, eine schnuckelige Passage mit kleinen Boutiquen und Restaurants. Im Soda and Starch gibt es den Catch of the Day, da lasse ich mir nicht entgehen. Fisch ist hier wirklich sehr köstlich. Und auch die Kultur kommt nicht zu kurz: Am Abend besuche ich das Derry Playhouse. Dort gibt das Ensemble eine urkomische Persiflage auf überambitionierte Schauspieler. Nach dem Stück darf ich sogar Backstage und die junge Truppe persönlich kennen lernen. Danach ist noch Zeit, die vielfältige Bar-Szene zu checken. Gute Stimmung allerorten. Und die Preise sind sehr moderat.

Am nächsten Tag besteige ich einen Doppeldeckerbus, der mich auf eine Tour rundum mitnimmt. Wer hätte gedacht, dass eines der ältesten Kaufhäuser der Welt hier zu finden ist. Handshake ist das Motiv der Skulptur nahe einer Brücke, die beide Stadtteile verbindet. Im Jahre 2013 war Derry-Londonderry Europäische Kulturhauptstadt. Vorbei geht es an beeindruckenden Murals, die an die gewaltsame Zeit erinnern. Am Museum of Free Derry steige ich aus. Hier kann man die Einzelheiten der Auseinandersetzungen auf sich wirken lassen. Wieder an der Guildhall angelangt, ist mein nächstes Ziel die Peace Bridge. Diese architektonische Meisterwerk zeigt in seiner Gestaltung den Willen zur friedlichen Vereinigung von Cityside und Waterside. In der Walled City Brewery treffe ich Stephanie, die mir das Konzept der Brauerei erklärt. Hier gibt es ganz besonderes Bier. Zum Beispiel das Cherry-Londoncherry, mit feinem Kirscharoma. Danach schlendere ich zurück über diese fabelhafte Brücke und gehe in das Siege Museum, wo die Belagerung der Stadt vor vielen Jahrhunderten dargestellt wird. Abends besuche ich eines der noblen Restaurants, das Brown's in Town, wo man erlesene Küche genießen kann. Derry-Londoderry hat ein ganz besonderes Flair, die Leute sind freundlich und aufgeschlossen. Insgesamt kann ich Nordirland mit seinen vielfältigen Attraktionen und seiner einzigartigen Atmosphäre sehr empfehlen.

Mehr Infos:

www.discovernorthernireland.com
www.visitbelfast.com
www.visitderry.com

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