Entdeckerziele Hall in Tirol: Alpines Schatzkästlein
Mitten im westlichen Zipfel von Österreich, einen Katzensprung von Innsbruck entfernt, liegt Hall. Salz und Silber prägen die spannende Geschichte der Stadt, die früher europäische Bedeutung hatte. Edles Kristall kann hier bewundert werden, schicke Läden gibt es für jeden Geschmack und natürlich die Tiroler Schmankerln zum Verwöhnen. Ein echtes Schatzkästlein.
Weißes Gold & Schimmerndes Kristall
Von Düsseldorf fliege ich direkt nach Innsbruck, nach einer guten Stunde bin ich mitten im Gebirgspanorama bei strahlender Sonne. Andi, ein kerniger Tiroler, bringt mich zum Parkhotel in Hall, nur ein paar Autominuten entfernt. Bettina erwartet mich schon: Sie leitet das Hotel und zeigt mir die Besonderheiten dieses architektonischen Juwels. Denn Meister der Baukunst haben hier Maßstäbe gesetzt in Sachen Design und Komfort. Ich wohne im hochmodernen Glasturm, mit herrlichem Blick in die Bergwelt. Daneben der Welzenbacher Turm, Bauhaus vom Feinsten. Wir besichtigen auch die elegante Spa-Lounge, zur angenehmen Erholung und Entspannung. Mit Nina vom Tourismusverein schlendere ich gegen Abend noch ein bisschen durch die Altstadt. Hier gibt es am Stand die typischen Kiachl, Schmalzgebäck mit süßer oder pikanter Füllung. Ich probiere die herzhafte Variante mit Sauerkraut, sehr zu empfehlen. Dann erst mal auf das Zimmer, ein bisschen Ankommen und Auspacken. Ich darf mich auf ein weiteres kulinarisches Highlight freuen: Die Küche des Welzenbacher Restaurants im Hotel ist weithin bekannt für erlesene Zutaten und kreative Gerichte. Bei schönem Wetter gibt es auf der Terrasse auch Barbecue und Dancing. Die Bergluft macht auf eine gute Art müde, und so begebe ich mich nach diesen ersten Eindrücken zur Ruhe.
Am nächsten Morgen treffe ich mich mit Anita, die mich durch die Stadt führt. Sie hat ein Faible für Kulturgeschichte, was mir sehr entgegen kommt. Der Name „Hall“ steht für Salzgewinnung, die viele Jahrhunderte seit dem Mittelalter für Wohlstand in der Region gesorgt hat. Im Bergbaumuseum sehen wir, unter welchen Mühen das „weiße Gold“ aus dem Stein geklopft werden musste. In den pittoresken Gassen zeigt Anita mir einige der hübschen Shops: Da gibt es ein Studio für Kalligrafie; einen Hundeladen mit originellen Accessoires für unsere vierbeinigen Freunde; einen Deko-Shop, der zusätzlich archäologische Ausgrabungen präsentiert und ein Geschäft, wo Cupcake-Fans glücklich werden. Auf dem Marktplatz treffen wir einen Verwandten von Anita. Hermann Graber ist ein echtes Künstler-Original. Er ist bekennender Dadaist und Sammler von exotischen Artefakten aus aller Welt, die ihm auch als Inspiration dienen. In seinem Atelier bestaunen wir bemerkenswerte Exponate. Dieser bärtige Individualist hat eine Mission und fasziniert mich mit seinem rauen Charme.Wir dürfen auch einen Blick in das Rathaus werfen. An Sitzungstagen beraten hier die lokalen Politiker in einen urig anmutenden Saal die Geschicke der Stadt. In Hall haben sich auch Klöster angesiedelt, und der Haller Damenstift war Rückzugsort für fromme Damen des Hochadels. Nina erwartet mich vor dem Traditionsrestaurant Goldener Löwe. Hier treffen sich die Gourmets zum Schmausen nach Tiroler Art. Ich kann die Käsespätzle nach Art des Hauses nur empfehlen. Nach einem deftigen Essen kann eine guter Tropfen folgen. Wir fahren zu Erwin Hupfauf, Obstbauer und Schnapsbrenner seines Zeichens. Er produziert feine Brände in vielen Sorten und erklärt mir den Prozess der Destillation. Wir verköstigen auch den einen oder anderen Obstler, der herrlich süffig die Kehle befeuchtet.
Swarovski hat ja einen großen Namen in Sachen Kristall. Heute kann ich mich selbst davon überzeugen. Mit Andi fahren ich nach Wattens, dem Nachbarort von Hall. Swarovski hat dort nicht nur seine Produktionsstätten, sondern auch einen Ausstellungspavillon. Dieser wird von einem Park umgeben, der das Thema Kristall in vielen Variationen darstellt. Mit Blick auf die Bergwelt stehe ich unter Kristallwolken. Magdalena begleitet mich bei der anschließenden Erkundung der Kristallwelten: André Heller das Konzept dafür entworfen. Der Eingang wird bewacht vom Riesen, der seine 16 Wunderkammern hütet. Wir wandern durch Räume, die immer neue Überraschungen parat haben. Erstaunliche Installationen und irisierende Anblicke schlagen die Besucher in ihren Bann. Das sollte man wirklich mal gesehen haben. Im Showroom am Ende der Tour bestaune ich die Vielfalt der Swarovski-Produkte. Nach diesem Highlight tut etwas Entspannung gut. Im Spa vom Parkhotel habe ich dazu Gelegenheit. Verena ist Expertin für ganzheitliche Anwendungen und gibt mir bei einer kombinierten Rücken- und Fußreflexzonenmassage wertvolle Einblicke in ihr Wissen.
Speckknödel & Guldiner
Mit Susi, die sich bestens auskennt mit der hiesigen Bergwelt und deren Flora und Fauna, geht es am nächsten Morgen zum Wandern. Wieder klarer blauer Himmel, die Sonne scheint. Es geht in den direkt angrenzenden Alpenpark Karwendel. Diese Wanderregion ist der größte Naturpark in Österreich. Hier kann man sich Routen nach unterschiedlichen Anforderungen aussuchen. Susi erklärt mir die Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt in dieser wundervollen Umgebung. Mit etwas Glück sieht man auch Gämsen. Über Stock und Stein erklimmen wir die steilen Wege. Ein Bergfluss plätschert. Die Wasserqualität ist hier übrigens besonders gut, ebenso die Luft sehr rein. Nach ein paar Stunden herrlicher Naturerfahrung steigen wir wieder in das Tal, Hall liegt etwa auf 570 Meter Höhe. Susi lädt mich ein zu selbstgemachter Speckknödelsuppe und Tiroler Apfelstrudel. Natürlich mache ich mich auch in der Küche nützlich, forme die leckeren Knödel und schäle Äpfel. Dann steht die Suppe dampfend auf dem Tisch: wirklich ein Genuß! Auch der Strudel weiß hervorragend zu munden. Wir sitzen noch lange bei Tisch, Susi hat immer eine schöne Story parat aus ihrem Leben als Naturführerin. Jetzt ist Zeit für einen kleinen Spaziergang durch Hall und für ein bisschen Shopping. Abends nimmt mich Nina mit zu einem Geheimtipp für Genießer: Das Panoramarestaurant Neue Gufl liegt auf 1337 Meter, wir schlängeln uns mit dem Wagen die Kurven hoch. Dann der atemberaubende Ausblick auf das nächtlich Hall, bis nach Innsbruck – ein Lichtermeer. Das Restaurant ist bekannt für seine regionale Küche mit Slowfood. Ich nehme das Höttinger Schnitzel, gefüllt mit Alm-Graukäse – eine Spezialität des Hauses.
Hall war der Ausgangspunkt für einheitliche Münzprägung in Europa. Mit Anita besuche ich am nächsten Tag das Münzmuseum der Stadt. Das Silber aus den hiesigen Minen eignete sich bestens als Zahlungsmittel und löste Gold ab, denn es musste nicht importiert werden. Der silberne Guldiner war geboren und setzte sich in europaweit durch. Die Prägestätten in Hall waren sehr fortschrittlich, das Knowhow wurde ebenfalls über die Landesgrenzen hinaus verbreitet. Im Münzmuseum kann man den Werdegang und Aufstieg der Silbermünzen aus Hall gut nachvollziehen. Und wer Lust hat, kann vom Turm aus den herrlichen Blick über die Stadt auf sich wirken lassen. Ein schöner Abschluss meiner Reise nach Hall. Es war interessant und zugleich ein wunderbarer Erholungsurlaub. Dieses Schatzkästlein sollte man sich mal gönnen.
Mehr Infos zu Hall in Tirol: