Mehr Vielfalt im Sport "Im Breiten- wie im Spitzensport brauchen wir eine Kultur des Respekts."
Am vergangenen Wochenende präsentierte sich der Lesben- und Schwulenverband Deutschland zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund, dem Deutschen Fußball-Bund und mehreren weiteren Sportverbänden beim CSD in Frankfurt am Main, um unter dem Motto „Loud and Proud im Sport“ auf die verbesserungswürdige Lage im deutschen Sport hinzuweisen. Der LSVD will eine landesweite Aktion anstoßen und so mehr Vielfalt in den Sport bringen.
Akzeptanz steckt in den Kinderschuhen
„Sport verbindet Menschen. Aber die vorhandene Vielfalt ist oft noch kaum oder gar nicht sichtbar. Die Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, inter* sowie queeren Menschen im Sport steckt noch in den Kinderschuhen“, so Christian Rudolph aus dem Bundesvorstand. Zwar gebe es bereits erste Verbände, die auch klar Flagge für die LGBTI*-Community zeigen würden, doch sei dies bei weitem noch nicht genug. „Der Sport muss allen offen stehen. LSBTIQ*-Feindlichkeit und der Zwang, sich verstecken zu müssen sind das glatte Gegenteil von Fairness. Im Breiten- wie im Spitzensport brauchen wir eine Kultur des Respekts. Die geschlechtliche Selbstbestimmung im Sport sollte auf allen Ebenen akzeptiert werden.“
Gerade der letzte Aspekt ist im Spitzensport immer wieder Gegenstand hitziger Debatten, immer mehr internationale Sportverbände haben in den letzten Monaten beispielsweise beschlossen, Trans-Frauen von Wettkämpfen für Frauen auszuschließen. Sie berufen sich dabei auf mehrere Studien, die aufzeigen, dass Trans-Frauen selbst unter der Einnahme von weiblichen Hormonen erhebliche körperliche Vorteile gegenüber biologischen Frauen haben sollen, beispielsweise bei der Knochendichte, dem Lungenvolumen oder auch der Muskelkraft.
Outing im Fußball?
Der LSVD blickt in seiner Kritik des Weiteren auch auf den Profi-Fußball und attestiert: „Ein Outing im Sport sollte eine Selbstverständlichkeit sein und kein Anlass für eine breite Presseberichterstattung. Auch im Jahr 2023 gibt es in der deutschen Fußballbundesliga immer noch keinen offen schwul, bisexuell, trans* oder inter* lebenden Spieler. Stattdessen machen homosexuellen- und trans*feindliche Kommentare in den Sozialen Medien von Fußballspielern Schlagzeilen. Beim deutschen Frauenfußballteam sieht das ganz anders aus. Dort zeigen sich viele als offen lesbisch, bisexuell oder queer und setzen sich auch für die Gleichbehandlung von lesbischen Paaren bei der Familiengründung ein. Das alles zeigt: Es gibt noch viel auf dem Weg zur Akzeptanz und Gleichberechtigung von LSBTIQ* im Sport zu tun.“
Vielfalt im Sport muss selbstverständlich werden
Der Verband startete deswegen am vergangenen Wochenende auch die Social-Media-Aktion „SportPride“, bei der sich Sportvereine, Fans und Sportler zeigen sollen, die solidarisch mit der LGBTI*-Community sind. „Akzeptanz und Vielfalt im Sport muss für alle selbstverständlich sein. Gelebte Vielfalt ist für alle gut, geht alle Menschen etwas an, die Demokratie und Freiheit unterstützen.“ Wie wichtig das Thema ist, belegt auch eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln, die aufzeigte, dass 16 Prozent der aktiven Sportler in Deutschland binnen eines Jahres persönlich negative Erfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gemacht haben.