Nicht-binärer Star tritt ab Protest gegen Israel: Nemo gibt Eurovision-Preis zurück
Der Schweizer Musiker und Eurovision-Song-Contest-Gewinner Nemo hat angekündigt, den begehrten Grand Prix zurückzugeben. Mit diesem Schritt protestiert der erste nicht-binäre Sieger des Wettbewerbs gegen die fortgesetzte Teilnahme Israels beim Eurovision Song Contest 2026. Nemo erklärte öffentlich, dass das Symbol des Sieges nicht länger mit gutem Gewissen behalten werden könne, solange der Wettbewerb trotz internationaler Kritik an Israels Umgang mit dem Gazastreifen die Türen für das Land offen hält.
Kontroverse verstärkt sich
Die Entscheidung von Nemo ist Teil einer wachsenden Welle an Kritik. Mehrere öffentlich-rechtliche Sender aus Island, Spanien, Irland, den Niederlanden und Slowenien haben angekündigt, dem Contest in Wien im kommenden Jahr fernzubleiben. Auch auf sozialen Medien und durch unabhängige Eurovision-Initiativen verstärken sich die Boykottaufrufe. Die EBU verteidigt jedoch die Nicht-Politisierung des Musikwettbewerbs, während internationale Organisationen und Beobachtende die zunehmende Spaltung in der Eurovision-Gemeinschaft registrieren. Hintergründe sind unter anderem die Bewertung des Gazakonflikts durch die Vereinten Nationen. Die Weltöffentlichkeit blickt zudem auf prominente Stimmen im Showgeschäft sowie auf Reaktionen aus Israel.
„Wenn Werte wie Integration und Würde groß gefeiert werden, dann sollten sie auch außerhalb der Bühne gelten“, betonte Nemo auf Instagram.
Eurovision zwischen Musik und Politik
Der Eurovision Song Contest, gegründet 1956, steht traditionell für grenzüberschreitende Gemeinschaft und künstlerische Vielfalt. Doch wiederholt ist er im Spannungsfeld politischer Konflikte geraten: Schon früher hatten einzelne Länder wegen kontroverser Teilnehmer Rückzüge erwogen oder tatsächlich umgesetzt. Erstmals wurde 2024 Geschichte geschrieben, als mit Nemo eine nicht-binäre Person den Wettbewerb gewann und damit internationale Diskussionen um Vielfalt und Akzeptanz anstieß. Die aktuelle Debatte spiegelt die gesellschaftlichen Konfliktlinien Europas und stellt die Frage nach den Grenzen kultureller Zusammenarbeit in politisch aufgeladenen Zeiten.
Der Fall Nemo und der bevorstehende Boykott diverser Nationen könnten zu weitreichenden Veränderungen im Eurovision-Kosmos führen. Die Europäische Rundfunkunion steht vor der Herausforderung, ihre Grundsätze von Offenheit und Neutralität überzeugend zu vertreten. Ist ein Songwettbewerb im aktuellen Klima politischer Spannungen überhaupt möglich – oder muss das Format sich neu erfinden, um glaubwürdig zu bleiben? Die kommenden Wochen dürften entscheidend für die Zukunft der europäischen Popkultur-Ikone werden.