Weihnachten neu gedacht Inspiriert von queerer Esskultur und Traditionen
Plätzchenduft liegt in der Luft, die Lichter funkeln – und doch drängt sich jedes Jahr dieselbe Frage auf: Muss es an Weihnachten wirklich wieder der klassische Braten sein? Immer mehr Menschen, darunter auch viele aus der LGBTIQ+-Community, setzen inzwischen auf moderne, kreative Festtagsmenüs, die Vielfalt und Individualität auf den Tisch bringen. Kulinarische Experimente werden zur neuen Tradition – und spiegeln zugleich den Wunsch wider, Feiertage inklusiver und persönlicher zu gestalten.
Queer Food Culture als Inspirationsquelle
In queeren Communitys spielt Essen seit jeher eine besondere Rolle: als Ausdruck von Identität, als Safe Space und als Möglichkeit, unterschiedliche kulturelle Wurzeln miteinander zu verbinden. Viele queere Köche und Food-Creator zeigen auf Social Media bereits, wie Weihnachtsgerichte neu interpretiert werden können – jenseits heteronormativer Familien- und Küchenstrukturen – das Festtagsessen wird dabei als „Akt der Selbstbestimmung“ beschrieben, wobei der Tenor klar ist: Unsere Gemeinschaft hat gelernt, Traditionen zu hinterfragen – warum also nicht auch die Rezepte?
Global Fusion statt Festtagsroutine
Wer Neues ausprobieren möchte, findet eine Fülle an internationalen Ideen, die perfekt in den Winter passen:
• Koreanischer Christmas Hot Pot
Ein festlicher Eintopf aus Pilzen, Soba-Nudeln, Chili und Tofu – ein Gericht, das besonders in queeren Wahlfamilien beliebt ist, weil jeder Gast etwas beisteuert.
• Mexikanische Enchilada-Lasagne mit Kürbis und Schokolade
Eine farbenfrohe, leicht süßlich-scharfe Alternative zum Auflauf – inspiriert von lateinamerikanischen LGBTIQ+-Food-Collectives.
• Französische „Queer Quiche“
Eine Neuinterpretation der klassischen Quiche Lorraine, diesmal mit Birne, Blauschimmelkäse und Walnüssen – entstanden angeblich in einer queeren Kochgruppe in Lyon, die damit bewusst „Genderrollen in der Küche schmelzen lassen“ wollte.
• Japanische Weihnachtstorte
Eine leichte Biskuitcreme-Torte mit Erdbeeren, in Japan traditionell zu Weihnachten serviert – jetzt auch in vielen queeren Cafés in Berlin oder Wien ein beliebtes Dessert für festliche Zusammenkünfte wie die anstehenden Feiertage.
Besonders stark ist der Trend zu pflanzenbasierten Alternativen, beliebt sind dabei derzeit gerösteter Blumenkohl als „Rosenkohl-Braten“, Waldpilz-Wellington mit Kräuterfüllung, Rote-Bete-Ravioli in Orangenbutter oder auch veganes Kokos-Limetten-Parfait
Weihnachten als Wahlfamilien-Fest
Viele LGBTIQ+-Personen feiern Weihnachten nicht im traditionellen Familienkreis, sondern mit Freunden und Wahlfamilien. Das eröffnet Raum für Neues: Jeder bringt ein Gericht aus seiner Herkunft oder Identität mit – koreanisch, polnisch, karibisch, brasilianisch. Das Ergebnis ist oft ein Tisch, der bunter ist als jede Lichterkette. Ob Fusion-Küche, vegane Experimente oder neu gedachte Klassiker – die moderne Festtagsküche zeigt: Weihnachten darf so vielfältig sein wie die Menschen, die es feiern. Und vielleicht ist diese Vielfalt der wichtigste Trend überhaupt. Denn wenn eins sicher ist: Ein gutes Weihnachtsessen lebt nicht von Traditionen, sondern von Gemeinschaft – und davon, den Tisch für alle offen zu halten.